Der menschliche Begriff von Zeit wirkt oft wie ein arglistiger Diktator unserer Gedanken und Handlungen. Frühling, Sommer, Herbst und Winter; Morgen, Mittag und Nacht; Stunden, Minuten und Sekunden; Kalender und Uhren; festgesetzte und veränderliche Zeittafeln können als beeinflussende Faktoren in unseren täglichen Angelegenheiten eine Rolle spielen und oft den Blick für ewige Dinge begrenzen.
Das geistige Verständnis des ewigen Ich Bin vertreibt die menschliche Neigung, unser Sein, unsere Intelligenz, unsern Fortschritt, unsere gottgegebene Herrschaft mit einer der verschiedenen Zeitberechnungen zu messen. Durch die Christliche Wissenschaft kann man verstehen und beweisen, daß die Kraft Gottes, des unveränderlichen Geistes, mit ihrer mächtigen heilenden Wirkung jetzt besteht. Die Wirklichkeit und die Kraft des allgegenwärtigen Guten haben sich nie geändert, sind nie auch nur im geringsten von dem Sinn der Zeit berührt worden. Diese Wahrheit steht dem empfänglichen Denken immer zur Verfügung, und wenn sie erfaßt ist, kann die Annahme Zeit nicht mehr als tückische, anmaßende Einflüsterung mit ihrer unvermeidlichen Knechtschaft wirken.
Wenn das sogenannte menschliche Gemüt über Zeitabschnitte nachdenkt, ist es geneigt zu glauben, daß das Leben und die Werke des Meisters—jene Beweise und Äußerungen der Wahrheit, die uns zum harmonischen Leben führen—schon so lang der Vergangenheit angehören, daß sie unpraktisch scheinen und auf die heutige Zeit nicht anwendbar sind. Und dennoch scheinen uns jene Ereignisse nahe, von gegenwärtigem Interesse und ganz gut innerhalb gegenwärtiger Betrachtung und Beweisführung zu sein, wenn wir die Lehren Jesu und die Beweise seiner Mission auf die Ewigkeit und nicht auf menschliche Kalendermaße beziehen. Wenn wir die Annahme Zeit von den Worten und Werken Jesu trennen, erhebt sich unser Denken über eine solche menschliche Einschränkung und befähigt uns zu besserer Verwirklichung der Möglichkeiten, hier und jetzt dieselben Werke zu tun, wie Jesus selber sagte.
Das menschliche Gemüt berechnet gern Jahre des Daseins und Pflegt unwissentlich Zeiten der Disharmonie oder anderer Zustände festzusetzen—eine Denkgewohnheit, die im Bereiche der göttlichen Intelligenz keine Grundlage hat. Sich sein Dasein mental so beschränken, hat zur Folge, daß man in der Verwirrung, die aus einer solchen menschengemachten Unterwerfung entsteht, hin und her geworfen wird. Die göttliche Tatsache ist immer zur Hand, und das Heilmittel besteht im Wissen und Behaupten, daß der Mensch gottgegebene Freiheit genießt, daß er die Idee der Liebe ist, nie jung oder alt ist, nie geboren wird und nie stirbt.
Jesus äußerte eine mächtige wissenschaftliche Wahrheit, als er sagte: „Darum sorget nicht für den andern Morgen”. Ähnlich ermahnt uns Paulus sehr bestimmt, zu vergessen, was dahinten ist, und vorwärtszustreben. Verwirrung ist oft die Folge, wenn die Menschen Nachdruck auf etwas legen, was sich gestern oder heute ereignete, oder was in der Zukunft erwartet wird. Das geistige Verständnis, daß stets Gelegenheit vorhanden ist, den falschen, begrenzten Sinn aufzugeben und sich der von allen menschlichen Messungen unabhängigen Wirklichkeit des ewigen Lebens zuzuwenden, befreit uns von den falschen, anerzogenen Annahmen, daß Krankheit oder andere unharmonische Zustände eine Entwicklungszeit haben oder einen Ausrottungsvorgang erfordern.
Die Christliche Wissenschaft weist den Weg zu der herrlichen Erkenntnis, daß im Reiche des göttlichen Gemüts nichts bloß „zufällig geschieht”, sondern daß sich die durch sich selbst bestehende und ewige Wahrheit dem empfänglichen Bewußtsein, in dem es kein Gestern und kein Morgen gibt, beständig entfaltet und uns in das Reich des Geistes, Gottes, führt, in dem „wir leben, weben und sind”.
Mrs. Eddy erklärt „Zeit” als „sterbliche Maße; Grenzen, in denen alle menschlichen Handlungen, Gedanken, Annahmen, Meinungen, alles Wissen zusammengefaßt werden; Materie; Irrtum” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 595), und an einer andern Stelle in demselben Buche (S. 246) ermahnt sie uns: „Berichte niemals über Alter”. Selbst Zeiten bewußten Friedens oder des Verdrusses im Gedächtnis behalten, ist schon eine Art des sterblichen Gemüts, uns Begrenzung unseres natürlichen Friedens einzuflüstern oder dem, was im Reiche Gottes nicht in uns bestehen kann, Wesenheit zuzuschreiben.
Die Sterblichen befinden sich in Furcht und Verwirrung, oft in Verzweiflung, weil sie glauben, daß etwas—Sünde, Krankheit oder ein anderer Zustand—durch den Zeitlauf unabänderlich beeinflußt worden sei. Im zweiten Briefe des Petrus lesen wir: „Eins aber sei euch unverhalten, ... daß ein Tag vor dem Herrn ist wie tausend Jahre, und tausend Jahre wie ein Tag”. Das immergegenwärtige Jetzt ist die einzige Zeit, die Allmacht und Allgegenwart Gottes, des Guten, zu kennen, ohne menschliche Messungen, die aus den falschen Begriffen des fleischlichen Sinnes hervorgehen.
Im Reiche des göttlichen Gemüts sind menschliche Messungen unbekannt. Menschliche Zeitberechnungen sind Fälschungen der ewigen Tatsachen des Daseins des Menschen und führen zu Furcht, Gebrechlichkeit und anderen Unfähigkeiten. Der wirkliche Sinn des Daseins bietet die Wahrheit über den geistigen Menschen dar, die in Vertrauen, nie versagender Stärke, Herrschaft, Frieden und ewigem Leben zum Ausdruck kommt.
Menschliche Zeitannahmen zerstören; die geistige Wahrheit erhält. Auf unsere Angelegenheiten angewandte menschliche Zeitmessungen begrenzen unsere Möglichkeiten, während in dem göttlichen Ich Bin immer der Tag der Entfaltung des Gemüts ist. Dieses wissend, können wir gerade dort, wo wir sind, beginnen, Freiheit und Fortschritt auszudrücken.
Wie in der Mathematik alles unfehlbar genau und unwandelbar ist, wie kein Sinn des Irrtums oder des Mißklangs und kein Anfang der beweisbaren und unveränderlichen Tatsachen in Betracht kommt, so findet man im Bewußtsein der göttlichen Liebe, im geistig Wirklichen, sein ewiges und harmonisches Leben. Intelligenz ist weder jung noch alt, sondern kommt in dem zum Bild und Gleichnis Gottes gemachten Menschen immer tätig zum Ausdruck. Ein solcher Mensch ist keine zeitliche Schöpfung. Er lebt ewig als die Idee des unwandelbaren Gemüts. Das Erwachen zu dieser Wirklichkeit ist jetzt möglich und führt zu Höhen gründlichen geistigen Verständnisses und dauernden Friedens.
Jedes Kind Gottes ist nicht der Zeit, sondern dem ewigen Gemüt untertan, das den Menschen aufrichtig geschaffen hat und ewig so erhält, so daß er frei in das Allerheilige eingehen kann, wo der göttliche Sinn die einzige Wirklichkeit ohne Anfang und ohne Ende ist, und wodurch der Mensch ewig das wirkliche Leben in seiner unendlichen Fülle widerspiegelt.
Die Christliche Wissenschaft weist den Weg zu schneller Befreiung von menschlicher Knechtschaft, die mit ihrer Sünde, ihrer Krankheit und ihrem Tod immer ein gefälschtes Dasein ist. Wenn wir die Grundlage unseres Denkens von der Materie zum Geist wechseln, vergehen die menschlichen Nebel, und wir finden, daß wir von menschlichen Verwicklungen frei sind und frohlocken, in Gesundheit, Fülle und unveränderlicher Freude in dem zu sein, das unseres Vaters ist.
Mrs. Eddy schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 246): „Chronologische Daten sind kein Teil der unermeßlichen Ewigkeit. Zeittabellen über Geburt und Tod sind lauter Verschwörer gegen Männlichkeit und Weiblichkeit. ... Der Mensch, der vom unsterblichen Gemüt regiert wird, ist immer schön und groß. Jedes kommende Jahr bringt Weisheit, Schönheit und Heiligkeit zur Entfaltung”.
Jetzt ist die Zeit zu wissen, daß wir heute wiedergeboren und in das gegenwärtige Himmelreich geführt werden können—in das Bewußtsein des Lebens, wo menschliche Beschränkungen unbekannt sind, und wo die Entfaltung der Wahrheit der natürliche Antrieb zu jenem Frieden ist, den der flüchtige materielle Sinn nie mitteilen kann. So wird der wirkliche Mensch vollkommen und unversehrt erfunden, die Fülle des Lebens ausdrückend, das wie Christus „dasselbe ist gestern und heute und auch in Ewigkeit”.
