Es ist manchmal das Gerücht im Umlaufe, daß die Schüler christlich-wissenschaftlicher Sonntagsschulen die Bibel nicht so gut kennen wie die Kinder in den Sonntagsschulen anderer Glaubensbekenntnisse. Wenn dies der Fall wäre, würde es sinnwidrig scheinen, da doch die christlich-wissenschaftliche Bewegung auf die Bibel gegründet ist. Unser Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy, der Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, ist, wie aus dem Titel hervorgeht, ein „Schlüssel” zur Heiligen Schrift. In diesem Lehrbuch und in allen ihren anderen Schriften sehen wir, wie sehr Mrs. Eddy die Heilige Schrift liebte und wie gut sie sie kannte. Von Kind auf war sie mit der Geschichte der Propheten, Christi Jesu und der Apostel vertraut. Und beim Ergründen der Lehren und der Werke des Meisters entdeckte sie, daß dasselbe geistige Gesetz, das ihn befähigte, seine mächtigen Werke zu tun, heute und allezeit allen, deren Denken für die Wahrheit empfänglich ist, zu Gebote steht.
Mrs. Eddy hielt sich bei ihrem Forschen nach der Wahrheit nur an die Bibel. Auch bei der Gründung der christlich-wissenschaftlichen Bewegung war nur die Bibel für sie maßgebend. Sie setzte die Bibel und das christlich-wissenschaftliche Lehrbuch als die Prediger für jede christlich-wissenschaftliche Kirche in der ganzen Welt ein. Können wir als treue und gehorsame Lehrer in den Sonntagsschulen es dann unterlassen, unsere Schüler die großen Wahrheiten der Bibel und etwas von der Geschichte und dem Charakter der darin erwähnten Männer und Frauen zu lehren?
Jesus sagte zu seinen Nachfolgern: „Suchet in der Schrift; denn ihr meinet, ihr habet das ewige Leben darin; und sie ist’s, die von mir zeuget”. Genießt ein Mitglied einer christlich-wissenschaftlichen Kirche das köstliche Vorrecht, zum Lehrer in der Sonntagsschule ernannt zu werden, so sieht es natürlich sofort im Handbuch Der Mutterkirche von Mary Baker Eddy nach, welche Vorschriften der Sonntagsschullehrer zu beachten hat. Wir finden in Artikel XX, Abschnitt 2 die gebieterischen Worte: „Die Kinder in der Sonntagschule sollen in der Schrift unterwiesen werden”. Diese Satzung macht solches Unterweisen zur Pflicht.
Die Gebote, die Seligpreisungen und das Gebet des Herrn können durch Geschichten über Samuel, David und andere hilfreich veranschaulicht werden. Die Schüler zeigen lebhafte Anteilnahme an deren Erfahrungen, als sie noch jung waren, und daran, daß sie schon sehr frühe den Ruf, Gott zu dienen, hörten und ihm folgten. In den Klassen der älteren Schüler, die mehr für sich selber forschen können, kann dieser Unterricht auf verschiedene Arten je nach der von dem Lehrer erlangten Weisheit und Erleuchtung ausgearbeitet werden.
Sich in die Bibel nur vom geschichtlichen Standpunkte aus vertiefen, wäre von geringem geistigen Nutzen; und der Lehrer muß immer der Worte unserer Führerin eingedenk sein (Wissenschaft und Gesundheit, S. 241): „Nimm der Bibel die geistige Bedeutung, und diese Sammlung von Schriften vermag für die Sterblichen ebensowenig zu tun, wie Mondstrahlen einen vereisten Fluß zu schmelzen vermögen”. Die von den Propheten und den Aposteln bekundeten geistigen Eigenschaften und ihre Anwendung auf die Alltagsprobleme des Schülers machen das Forschen praktisch und erleuchtend. Sie sehen z.B., wie mutig Mose dem „Murren”, dem Tadeln und Kritteln der Kinder Israel entgegentrat. Wie unerschütterlich er sich doch an Gott wandte, um mit Ihm in Gemeinschaft zu sein, und wie mutig war er, wenn die Zustände am dunkelsten schienen! Wie vertrauensvoll horchte er auf Gottes Führung, und wie demütig empfing er die Gebote, die in der Sonntagsschule gelernt werden! Die Schüler finden, daß die Probleme und die Versuchungen, die sich diesem treuen Zeugen darboten, ihren eigenen nicht unähnlich waren; und sie lernen verstehen, daß der Sieg über den Irrtum gewiß ist, wenn das Denken unerschütterlich an Gott und Seinen Geboten festhält.
„Aber”, mag ein Lehrer sagen, „ich bezweifle, ob solche Darbietungen die Aufmerksamkeit meiner Klasse fesseln würden. Die Kinder sind so unartig”. Die Erleuchtung für solches Lehren kam einer Sonntagsschullehrerin nach stundenlangem andächtigem Suchen nach einer Art und Weise, wie sie ihrer Klasse die großen Wahrheiten der Bibel beibringen könnte, und diese Klasse bestand aus sehr lebhaften Knaben. Sie zeigte den Schülern, daß sie die Bibel nicht bloß als ein uraltes Buch ansehen sollten, sondern als das Buch, das nachweislich immer noch am meisten gekauft wird. Sie sollten die in der Bibel geschilderten Vorbilder nicht als Personen ansehen, die vor so langer Zeit lebten, daß wir keine Anteilnahme für sie haben, sondern sollten ihr Ringen nach Selbstbeherrschung, ihre Siege über den Irrtum, ihren Eifer und ihren Mut festzustehen, wenn Niederlage zu drohen schien, schätzen und sollten sehen, daß sie mit Gott wandelten und mit Ihm redeten, wie wir bestrebt sind, es zu tun. Kurz, die Schüler sollten die eindrucksvollsten Lebensbeschreibungen lesen, die je geschrieben wurden.
Als der Sonntagsschulunterricht in dieser Weise verlief, wurden die Schüler ruhiger, aufmerksamer und lernbegierig. Die Sonntagsschule nahm eine neue Bedeutung für sie an. Durch dieses Lesen zu Hause wurden die Schüler besser mit den Büchern der Bibel vertraut und konnten sie daher in der Klasse schneller finden.
Diese Knaben und Mädchen sollen die künftigen christlich-wissenschaftlichen Arbeiter und Ausüber sein. Wie wichtig es also ist, daß das, was sie gelehrt werden, grundlegend ist! Mrs. Eddy schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 547): „Die Bibel ist sehr heilig. Sie geistig zu verstehen muß unser Ziel sein; denn nur durch dieses Verständnis kann man die Wahrheit erlangen”.
Christus Jesus vertiefte sich in die Heilige Schrift und ermahnte seine Nachfolger, desgleichen zu tun. Welch großes Vorrecht wir doch als christlich-wissenschaftliche Sonntagsschullehrer haben, uns in die Bibel und in die Schriften unserer Führerin zu vertiefen und unseren Schülern das geistige Verständnis erlangen zu helfen, das sie befähigt, ihren Problemen entgegenzutreten und sie zu meistern! Indem Lehrer und Schüler so die Freude und die Hilfe entdecken, die das unvermeidliche Ergebnis des Forschens in der Bibel und der Bibelkenntnis sind, finden sie auch, daß sie in der Tat ihr Führer zur ewigen Wahrheit des Seins ist.
