Im 25. Kapitel des Evangeliums des Matthäus lesen wir von den zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und gingen aus, dem Bräutigam entgegen. Aber die fünf törichten nahmen kein Öl mit sich. Zur Mitternacht erhob sich ein Freudengeschrei: „Siehe, der Bräutigam kommt”. Dann sagten die törichten zu den klugen: „Gebt uns von eurem Öl, denn unsere Lampen verlöschen”. Die klugen antworteten: „Nicht also, ... gehet aber hin zu den Krämern und kaufet für euch selbst”. Und da sie hingingen, zu kaufen, kam der Bräutigam, und die Tür ward verschlossen.
Als Kind empfand die Verfasserin beim Lesen dieser Bibelstelle eine unüberwindliche Abneigung gegen die klugen Jungfrauen. Sie konnte nicht verstehen, wie man so engherzig und unbarmherzig gegen andere sein konnte. Dieses Verhalten schien ihr alles andere als christlich zu sein, und es war ihr ganz unbegreiflich, daß diese anscheinend so lieblose Weigerung zu teilen noch belohnt werden sollte.
Nach Jahren wurde der Verfasserin diese ihr so dunkle Stelle durch das Verständnis der Christlichen Wissenschaft klar. Durch den „Schlüssel” in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” wurde ihr die Bedeutung von „Öl” klar. Ein Teil von Mrs. Eddys metaphysischer Auslegung des Wortes ist „Nächstenliebe” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 592). Wenn die klugen Jungfrauen Öl in seiner geistigen Bedeutung hatten, dann hatten sie Nächstenliebe, und ihr Verhalten gegen die anderen konnte nicht als hart- und engherzig, nicht als unchristlich bezeichnet werden, sondern es war tatsächlich durch Liebe und Barmherzigkeit bedingt. Diese Lektion wahrer Liebe war es zweifellos, was unser Meister, der größte Lehrer aller Zeiten, in diesem Gleichnis gab.
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