Eine junge Christliche Wissenschafterin wurde beauftragt, Briefumschläge auf der Verfielfältigungsmaschine mit Aufdruck zu versehen. Es wurde ihr gesagt, sie solle sie von Hand einlegen. Nachdem eine Schachtelvoll gedruckt war, beschloß sie das Einlegen der Umschläge durch Benützung des elektrischen Antriebs zu beschleunigen. Sie hatte es noch nie mit elektrischer Kraft getan; aber sie hatte es einen erfahrenen Arbeiter oft tun sehen und dachte, es sei nicht schwierig. Daher war sie enttäuscht, als sie die erste Hälfte ihrer zweiten Schachtel verdorben sah, weil infolge ungenauer Einstellung der Druckplatte beide Seiten des Umschlags bedruckt waren. Anstatt Zeit zu sparen, verlor sie Zeit; denn sie mußte die Maschine abstellen und die Druckplatte reinigen, ehe sie den übrigen Teil von Hand einlegen konnte. Außerdem ergab sich ein beträchtlicher Verlust; denn die verdorbenen Umschläge waren nicht zu gebrauchen, daher wertlos.
Dies diente der Wissenschafterin als nützliche Lehre. Sie erkannte, daß mit solchen Maschinen vollkommene Arbeit geleistet werden kann, wenn sie von jemand bedient werden, der sie durch Erfahrung oder Übung intelligent zu bedienen versteht. Es lag nicht an der Maschine, auch nicht an der elektrischen Kraft, die die Maschine trieb, daß diese Umschläge verdorben waren. Der Verlust war die Folge der Unkenntnis und der Unerfahrenheit der Schülerin.
Am nächsten Tage hatte die Schülerin etwas freie Zeit, in der sie mit den verdorbenen Umschlägen das Einlegen bei elektrischem Betrieb übte, bis sie eine gewisse Fertigkeit erlangte. Sie entdeckte, als sie die Maschine bedienen lernte, daß sie die Arbeit umso leichter richtig ausführen konnte, je länger sie einlegte.
Die Christliche Wissenschaft lehrt uns die höhere Lehre, unser Leben durch intelligenten Gehorsam gegen die Wahrheit zu regieren. Sie zeigt uns, wie wir von der großen geistigen Kraft, die zu jedem rechten Verlangen antreibt, Gebrauch machen und grundlegende Gesetze anwenden können. Sie entfaltet unserem Denken die richtige Lösung unserer Probleme; aber wir dürfen nicht vergessen, daß wir unsere Arbeit selber tun müssen. Unsere Probleme gehen hauptsächlich uns selber an. Wir müssen sie selber lösen. Wir können jemand, der ein größeres Verständnis erlangt hat, um Hilfe bitten; aber er kann unsere Arbeit nicht für uns tun.
Die Wissenschafterin, die die Vervielfältigungsmaschine bediente, mußte die Regeln der Bedienung der Maschine kennen lernen und üben, um tüchtig zu werden. Sie mußte sich anstrengen und durch Üben des Gelernten Tüchtigkeit erlangen.
Die Christliche Wissenschaft verlangt nichts Unmögliches von uns; aber sie fordert uns auf, an unser Denken und Leben durch Anwendung jener von Jesus dem Meisterchristen betätigten hohen Ideale sittlich und geistig einen höheren Maßstab anzulegen. Sie fordert uns auf, uns dem Maßstab der Wahrheit anzupassen und die von der Christlichen Wissenschaft geforderten hohen Eigenschaften auszudrücken.
Auf der Hochschule muß der junge Student sittlichen Mut im Verkehr mit anderen üben. Er kann in enge Berührung mit denen kommen, die durch den Mesmerismus falscher Freuden und falscher Begierden geblendet sind, und es mag nicht immer leicht für ihn sein, nein zu sagen, wenn er gedrängt wird, diesen falschen Freuden zu frönen. Er kann wegen seines Standpunkts verlacht und verhöhnt werden. Dann muß er sittlichen Mut über alles stellen und keinen Augenblick schwanken. Wenn er fortfährt, sich mit sittlichem Mut schädlicher Freuden zu enthalten, wird er finden, daß der Weg leichter wird. Sooft er den Standpunkt des Rechten vertritt, wird es ihm leichter werden, es das nächstemal zu tun. Gibt er der Entmutigung oder einer einzigen Schwachheit im Denken nach, so macht er sich nur den Weg schwerer. Hätte die Wissenschafterin an der Vervielfältigungsmaschine die Arbeit entmutigt aufgegeben, als sie infolge von Mißachtung der Anweisungen die Umschläge verdarb, so würde sie es nie zur Fertigkeit gebracht haben. Als sie aber willens war zu lernen, fand sie, daß durch beständige Übung der Weg leichter und die Arbeit besser wurde.
Welch herrliches Beispiel sittlichen Muts wir doch in, Leben Jesu, unseres Wegweisers, haben! Als ihm materielle Macht und alles, was die materielle Welt Ruhm und Herrlichkeit nennen würde, angeboten wurde, wahrte er unverzüglich sein geistiges Geburtsrecht. Er wies jede Versuchung sofort zurück. Mit erhabenem Mut sagte er zum Irrtum: „Hebe dich weg von mir, Satan!” und sein Mut führte zu herrlichen Errungenschaften. Fortgesetztes Üben geistigen Mutes und des Verständnisses, von dem jedes wirkungsvolle Verneinen des Irrtums eingegeben war, führte unsern Meister vorwärts, der Himmelfahrt — seinem vollständigen Sieg über die Annahme vom Leben in der Materie — entgegen.
Mangelt es uns an Freude? Freude ist eine von Herrschaft und Dankbarkeit unzertrennliche geistige Eigenschaft. Wir sollten trotz des Sinnenzeugnisses Freude bekunden. In „Christian Healing” gibt uns unsere Führerin Mary Baker Eddy den weisen Rat (S. 10): „Willst du glücklich sein, so denke und folgere auf der Seite des Glücks. Stelle dich auf die Seite, die du siegreich zu sein wünschst, und achte darauf, daß du nicht für beide Seiten eintrittst oder dem Leid mehr Gewicht beilegst als der Freude. Du bist der Anwalt für den Fall, und du wirst je nach deiner Verteidigung gewinnen oder verlieren”. Dies gilt für jede geistige Eigenschaft, die wir uns zu eigen machen wollen. Durch Übung und Anwendung gewinnen wir die Herrschaft. Beständige Anwendung der Wahrheit wird jedes Problem, welcher Art es auch sein mag, lösen.
In Wissenschaft und Gesundheit erklärt Mrs. Eddy (S. 371): „Ich verlange nichts Unmögliches, wenn ich auf den Ansprüchen der Christlichen Wissenschaft bestehe; aber weil diese Lehre der Zeit voraus ist, sollten wir unser Bedürfnis nach ihrer geistigen Entfaltung nicht leugnen. Durch die Wissenschaft und durch das Christentum wird die Menschheit besser werden. Die Notwendigkeit, das Menschengeschlecht zu heben, ist der Vater der Tatsache, daß das Gemüt dies zu tun vermag; denn Gemüt kann Reinheit anstatt Unreinheit, Stärke anstatt Schwachheit und Gesundheit anstatt Krankheit verleihen”.
Keine zwei Menschen sind gleich oder sollten gleich sein; wir werden nie gleich sein. Jeder ist eine Blume in Gottes Garten, eine Gestalt in dem von Seiner Hand gemalten Bild, ein Glied des Leibes, dessen Haupt Christus ist. Unsere Vollkommenheit wird, wenn wir sie erreichen, die vollständige Erfüllung unserer individuellen Funktion im unendlichen Ganzen sein. Auf keinen Fall wird die Vollkommenheit des einen, wie Gott sie sieht, genau die eines andern sein.—
