Knaben und Jünglinge machen sich oft unglücklich und werden unzufrieden aus Furcht, verspottet zu werden, wenn sie tun, was nach ihrer Ansicht recht ist. Das Verständnis von wirklicher Stärke berichtigt diese unnötige Furcht. Eine folgerichtige Darbietung unbestreitbarer Tatsachen hat oft sittliche Feigheit überwunden und menschliche Beziehungen gebessert.
Ein Jüngling, der mit der Furcht kämpfte, für schwach gehalten zu werden, trug dieses Problem seinem Sonntagsschullehrer mit den bündigen Worten vor: „Oft, wenn ich gebeten werde oder in Versuchung komme, etwas zu tun, was ich nicht für recht halte, möchte ich lieber ‚nein‘ sagen; wenn ich aber meinen Standpunkt vertrete, werde ich für einen Schwächling gehalten, und dafür will ich nicht gelten. Was soll ich antworten?”
„Nun, lassen Sie uns sehen, was Jesus von Nazareth tat”, antwortete der Lehrer. „Er stillte den Sturm, wandelte auf dem Wasser, trieb die Wechsler zum Tempel hinaus. Er heilte die Kranken und weckte die Toten auf. Er trat furchtlos vor Pilatus. Er weigerte sich, den Tod anzuerkennen, und weckte sich selber von den Toten auf. Niemand hat je solch mächtige Kraft, Stärke und Fähigkeit, solchen Mut gezeigt wie dieser Galiläer. Leute, die die Wahrheit nicht verstanden, die er lehrte, verspotteten ihn, verfolgten ihn. Aber er ging tapfer seinen Weg und tat, was er für recht hielt; er selber beachtete genau den Rat, den er seinen Nachfolgern gab: ‚Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist‘. Kennen Sie einen stärkeren jungen Mann als Jesus?”
„Nein”, sagte der Jüngling, auf den dies sichtlich Eindruck gemacht hatte.
„Wir haben in der Christlichen Wissenschaft gelernt, daß Jesus seine großen Werke durch sein Verständnis der wirklichen Tatsachen des Lebens, das Gott ist, vollbrachte”, fuhr der Lehrer fort. „Jesus wußte, daß Gott allmächtig und allgegenwärtig ist, und daß der Mensch Gottes Widerspiegelung oder Ausdruck ist. Dem Meisterchristen war es klar, daß man nur stark und wirksam sein kann, wenn man die Wahrheit lebt, wenn man Gott, das Gemüt, widerspiegelt. Was Christus Jesus sprach, beruhte auf dem Verständnis des unwiderstehlichen geistigen Selbst des Menschen, der Widerspiegelung Gottes; und seine Vergegenwärtigung der Wahrheit heilte diejenigen, die ihn um Hilfe baten. Mary Baker Eddy erklärt dies auf Seite 476 und 477 in ‚Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift‘ wie folgt: ‚Jesus sah in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen, der ihm da erschien, wo den Sterblichen der sündige, sterbliche Mensch erscheint. In diesem vollkommenen Menschen sah der Heiland Gottes eigenes Gleichnis, und diese korrekte Anschauung vom Menschen heilte die Kranken‘. Die Vollkommenheit wissen und sich weigern, von dieser wahren Erkenntnis abgelenkt zu werden, entspricht dem Verhalten eines starken jungen Mannes, nicht wahr?”
„Jesus bewies, daß es so ist”, gab er zu.
„Und das tun alle, die danach leben”, sagte der Lehrer. „Nach meinem Begriff ist ein Schwächling, wer nicht den Mut hat, zum Unrechten ‚nein‘ und zum Rechten ‚ja‘ zu sagen. Sie und ich wissen, daß der wirklich starke Jüngling sich weigert, zu rauchen, geistige Getränke zu trinken, zu lügen, zu stehlen, zu betrügen—irgendwie gesetzlos zu sein. Er fürchtet nicht die Sticheleien und Spötteleien irregeführter Kameraden. Er ist ein Geber, nicht ein Ausweicher. Er ist ein Führer für das Rechte”.
Das Gesicht des Jünglings heiterte sich auf. Man sah ihm an, daß er davon überzeugt wurde, worin Männlichkeit besteht.
„Ich dachte nie so darüber nach”, bemerkte er nachdenklich. „Was Sie sagen, ist recht und hilfreich”.
„Auf richtigen Voraussetzungen beruhendes logisches Folgern befreit uns immer von falschen Eindrücken”, erklärte der Lehrer. „Auf Seite 183 in Wissenschaft und Gesundheit schreibt unsere Führerin: ‚Gehorsam gegen Wahrheit verleiht dem Menschen Macht und Stärke. Unterwerfung unter den Irrtum führt Verlust an Macht herbei‘. Wir haben gelernt, daß wir die Rechenregeln befolgen müssen, um die Rechenaufgaben lösen zu können. In der Christlichen Wissenschaft lernen wir, daß wir Gottes Gesetz des Rechten halten—die Wahrheit leben—müssen, um wirklich geistig stark zu sein”.
Die freie Aussprache war keine Predigt, sondern eine einfache Besprechung offenkundiger geistiger Tatsachen. Sowohl der Lehrer als auch der Jüngling fanden sie geistig anregend.