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Geistiges Wissen, nicht Glauben

Aus der September 1940-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Als sich das Schiff der Mündung des Flusses näherte, fragte jemand den Kapitän: „Wissen Sie, wo alle Baumstämme, alle seichten Stellen und Hindernisse sind?” Der Kapitän antwortete: „Nein, ich weiß nicht, wo sie sind; aber ich weiß, wo der Kanal ist”. Hätte der Kapitän geglaubt, daß er nur die Hindernisse kenne so hätte man sich nicht darauf verlassen können, daß er das Schiff sicher in den Hafen bringen würde; denn die Gezeiten können die Lage der angeschwemmten Ablagerungen ändern.

Wie wichtig doch auch auf der Wanderschaft vom Sinn zur Seele die Kenntnis des rechten Weges ist! Der Wissenschafter muß diese Wissenschaft verstehen; bloßes Glauben genügt nicht. Im Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 83) schreibt unsere geliebte Führerin Mary Baker Eddy: „Nichts wirkt der Christlichen Wissenschaft mehr entgegen als eine blinde Annahme ohne Verständnis; denn eine solche Annahme verbirgt die Wahrheit und baut auf Irrtum”. Wie die angeschwemmten Ablagerungen ist auch der Glaube veränderlich. Man kann etwas Falsches glauben, während wahres Verständnis auf das unwandelbare Prinzip gegründet ist.

Die göttliche Wissenschaft ist genaue Wissenschaft, und eine der großen Freuden, die der Wissenschafter sehr bald erlebt, ist das Wissen, daß diese Wissenschaft ewig wahr bleibt, daß sich die Wahrheit in dem Verhältnis, wie er fortschreitet, immer entfaltet, daß er nichts von dem, was er lernt, je umlernen muß, und daß das, was er lernt, beweisbar ist. Mit wachsendem Eifer trachtet er nach größerer Erkenntnis des wahren Seins. Diese wird durch ein besseres Verständnis Gottes und Seiner vollkommenen Idee, des Menschen, gewonnen.

Der Mensch ist der Ausdruck des Gemüts. Der Mensch besitzt durch Widerspiegelung jede göttliche Eigenschaft. Er drückt die Vollkommenheit des Seins, den Strahlenglanz der Seele aus. Er ist sündlos, todlos. Ihm ist Herrschaft über alles gegeben. Wie die Unendlichkeit ist auch die Entfaltung des wahren Seins durch den Menschen, die Widerspiegelung Gottes, unbegrenzt.

Selbst wenn wir auch nur einen Schimmer von der Größe und der Fähigkeit des vollkommenen Menschen erfaßt haben mögen, sind wir dankbar dafür. Das Verständnis Gottes und Seiner Schöpfung einschließlich des Menschen bereichert unser Leben, gibt uns Kraft für unsere Aufgaben und klärt unser Denken in solchem Maße, daß wir vollbringen können, was uns vor dem Erlangen dieses Verständnisses unmöglich geschienen hätte. Verlaß auf das göttliche Gemüt erweckt in uns eine Kraft und ein Vertrauen, die zur Erledigung der Angelegenheiten jedes Tages sehr nötig sind.

Dieses Vertrauen hat nicht das Geringste mit blindem und verstocktem Eigenwillen gemein. Es ist die Folge davon, daß man einigermaßen „gesinnt [ist], wie Jesus Christus auch war”. Jesu bewußtes Einssein mit dem Vater, dem göttlichen Gemüt, gab ihm seine beispiellose Macht über Böses jeder Art und ermöglichte es ihm, mit göttlicher Vollmacht zu sprechen. Ein Erfordernis zur Erlangung einer Kenntnis des Geistes und aller geistigen Dinge ist die Gewißheit, daß die Wahrheit wahr und allmächtig ist. Wir brauchen keine Hilfe von einer materiellen Quelle, die Macht und die Verfügbarkeit der Wahrheit zu beweisen. Paulus war überzeugt, daß er recht handelte, als er die Christen verfolgte. Als er aber ein besseres Verständnis erlangte, änderte sich sein ganzer Gesichtspunkt, so daß er sagen konnte: „Ich weiß, an wen ich glaube”.

Nur durch den geistigen Sinn lernen wir das Prinzip und seine unendliche Idee, den Menschen, verstehen. Wir müssen die materiellen Sinne zum Schweigen bringen, indem wir uns weigern, ihnen Gehör zu schenken, und von ihnen weg- und auf das Geistige, auf die Allheit Gottes, hinsehen. Dieses Überwinden und beständige Entfalten führt uns zu größeren Höhen geistigen Schauens.

Verständnis befähigt einen, die Tatsachen zu bestimmen und sich zu vergewissern, ob man auf das sterbliche Gemüt mit seinen falschen Annahmen oder auf das göttliche Gemüt horcht. Wenn Zweifel herrscht, kann man sicher sein, daß das sterbliche Gemüt redet; denn die unendliche Liebe gibt einem Gewißheit und Zuversicht und zerstört Furcht und Ungewißheit. Wir können nur das wissen, was wahr ist. Wahres Wissen bezieht sich auf das Geistige und wird durch den geistigen Sinn gewonnen, der Glauben, Hoffnung und Intuition in sich schließt. Mit größerem Verständnis, das durch das Ergründen der Christlichen Wissenschaft kommt, sind wir umso begieriger, den Willen Gottes zu erkennen und zu tun; denn wir wissen, daß Sein Wille immer gut ist und alle segnet. Dies ist das Gesetz der Liebe.

Eine der grausamsten Annahmen, die die Menschheit geglaubt hat, ist die Annahme der Vererbung. Aber die Christliche Wissenschaft bringt die wunderbare Botschaft, daß man durch das geistige Erfassen des Gesetzes Gottes, das alle menschengemachten Gesetze aufhebt, von der Knechtschaft befreit werden kann, die einem die Unkenntnis der Tatsache auferlegt, daß der Mensch zum göttlichen Bild gemacht ist und daher von keinen anderen Gesetzen als denen der Gesundheit, der Freiheit und der Unversehrtheit regiert wird. Jesus hob jedes sogenannte materielle Gesetz durch seine Wahrnehmung des geistigen Gesetzes auf, indem er allgemein geglaubte Annahmen über Schwerkraft, Zeit, Raum, Vererbung, Sünde, Krankheit und Tod vernichtete.

Jeder sollte sich fragen: Wachse ich im Verständnis der göttlichen Wissenschaft? Sehe ich die vollkommene Schöpfung klarer? Laßt uns ehrlich gegen uns selber sein! Die erste Bedingung ist Selbsterkenntnis, durch die wir sehen, wieviel uns noch fehlt zu der Norm, die wir erreichen möchten. Dann laßt uns wieder fragen, warum wir nicht weiter fortgeschritten sind. Mrs. Eddy schreibt in „Miscellaneous Writings” (S. 156): „Die Materialität der Schüler hemmt deren Fortschritt, und ‚diese Art fährt nicht aus denn durch Beten und Fasten‘. Es ist der Materialismus, durch den der tierische Magnetiseur plündert, und dem er wiederum zur Beute fällt”. Dies weist den Weg so klar, daß niemand sich entschuldigen kann. Nur durch tiefergehende Heiligung und größere Selbstverleugnung kommen wir dem Verständnis näher, das unser Meister Christus Jesus besaß.

Glaubensbekenntnisse und Lehren befriedigen das tiefe geistige Sehnen des ehrlichen Suchers nach der Wahrheit nicht. Der ganze geistige Ausblick muß sich vertiefen und verbreitern. Gott muß als das All erklärt werden, eine Tatsache, die die Möglichkeit ausschließt, daß es eine andere Macht oder Gegenwart als das Gute gibt. So wird die Unwirklichkeit des Irrtums immer klarer erkannt werden.

Keine listige Einflüsterung des Zweifels, der Gleichgültigkeit, der Gottesleugnung oder der Teilnahmlosigkeit kann uns unser Verlangen nach geistigem Wachstum rauben. Der Wissenschafter muß sich immer der Tatsache bewußt bleiben, daß diese Einflüsterungen ganz vom wahren Selbst getrennt sind; und durch nachdrückliches Verneinen ihrer Wirklichkeit wird er ihre Machtlosigkeit, ihn vom beständigen Beweisen größerer Erkenntnis und Macht und Herrschaft abzuhalten, dartun.

Der Wissenschafter weiß, daß er bei der Heilarbeit nicht Materie behandelt, sondern vom Standpunkt des Gemüts aus arbeitet; und er ist eher bestrebt, die Unwirklichkeit der Disharmonie, wie sie auch heißen oder welcher Art sie auch sein möge, zu sehen, als bloß Materie zu heilen. Und im Verhältnis zu seinem Erfolg wird der Patient seine Freiheit erkennen und in innigere Gemeinschaft kommen mit dem göttlichen Gemüt, das keine Krankheit kennt.

Wie Geistigkeit Schritt für Schritt gewonnen wird, öffnet sich der Weg zu höherem Verständnis. Dies wird erreicht durch Gehorsam, Demut, Reinigung des Denkens und durch Weigerung, sich in sterbliche Annahmen hinabziehen zu lassen.

Gerade weil Gott die unendliche Liebe ist, gießt Er ununterbrochen geistige Ideen aus. Daher mangelt es dem empfänglichen Gedanken nie an Erleuchtung und Weisheit; denn die Versorgung ist unerschöpflich und immer verfügbar. Die Bibel enthält viele Verheißungen für diejenigen, die nach Weisheit trachten. Als Salomo Gott um ein verständiges Herz bat, wurde seine Bitte erhört, und er empfing auch Reichtum und Ehre. Reich in der Tat ist, wer etwas von diesem Verständnis erlangt hat. „Denn der Herr gibt Weisheit, und aus seinem Munde kommt Erkenntnis und Verstand”.

Wir stehen vor der großen Aufgabe, unsere geistige Sohnschaft zu beweisen. Christus Jesus tat es, und er stieg immer höher in seinen Beweisen bis zu seinem endgültigen Beweis in der Himmelfahrt. Sein beständiges Sicherheben über die Materialität machte diesen Beweis möglich; und so muß es auch bei uns sein, wenn wir seinem Beispiel folgen.

Vergeistigung des Denkens führt zu fortschreitendem Beweis. Der endliche Begriff von Gott muß dem erhabenen Begriff Raum geben, daß Er die göttliche Quelle, die Ursache alles wirklich Bestehenden ist. Diese unendliche Ursache ist die Liebe, das göttliche Prinzip, das zu erkennen und anzuwenden ist. Unsere Führerin schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 576): „In der göttlichen Wissenschaft besitzt der Mensch bewußt diese Erkenntnis der Harmonie und zwar in dem Maße seines Verständnisses von Gott”.

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