Viele große Männer und Frauen haben über das Thema Frieden geschrieben, und es gibt nichts Erstrebenswerteres und Beglückenderes als das Verständnis des Friedens in seiner geistigen Bedeutung.
Nationen und Völker, verschiedene Rassen und Klassen, Sippschaften und Arbeiterorganisationen haben auf verschiedene Arten nach dauerndem und beglückendem Frieden gestrebt. Wenn wir über die vergeblichen Bemühungen einer unruhigen und sorgenvollen Welt nachdenken, fragen wir uns ganz natürlich: „Warum hat sie den Frieden nicht gefunden?” Und mit der Frage kommt die folgerichtige Antwort: „Weil die Menschen von einer falschen Grundlage ausgingen—weil sie ihn in der Materie anstatt im Geist suchten”. Friede ist ein aus geistigem Verständnis geborener erhabener und dauernder Bewußtseinszustand. Friede muß von innen kommen und muß von den einzelnen bewiesen werden, ehe er von der ganzen Welt gewonnen werden kann.
Vor mehr als 1900 Jahren sagte Jesus zu seinen Jüngern: „Meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt”. Meinte er damit nicht jenen göttlichen, ruhigen Bewußtseinszustand, der die ewigen Wahrheiten des Seins kennt und Gott, das ewig Gute, bewußt widerspiegelt? Selbstlos und demütig sich mir vom göttlichen Prinzip regieren lassen, immer und unter allen Umständen für die allumfassende Liebe eintreten, nichts anderes als das ewig Gute anerkennen, nichts anderes als die unbedingte Wahrheit denken, hören oder reden und sich stets dankbar und pflichtschuldig seiner erhabenen und gesegneten Gottessohnschaft bewußt sein—dies ist der Weg aus allem Materialismus heraus zum Frieden. Dies ist die Vergeistigung, die die Menschen von den Fesseln der Unkenntnis Gottes und der daraus folgenden Furcht, Selbstsucht und Verwirrung befreit.
Wenn Mann und Frau, Mutter und Kind, Lehrer und Schüler, Freund und Freund einander nicht verstehen, sollten sie nicht der Einflüsterung Gehör schenken, daß sie sich trennen müssen, und so einen Sinn der Ungerechtigkeit, der Empfindlichkeit und der Lieblosigkeit mit allen sie begleitenden Mißklängen aufkommen lassen, sondern lieber danach trachten, sich ihrer unzertrennlichen Einheit mit der Quelle alles Guten bewußt zu werden und ihren Nächsten so zu sehen, wie Gott Sein Bild sieht: geistig und rein und vollkommen. Laßt uns demütig und vorurteilslos bestrebt sein, den wahren geistigen Wert in uns und in anderen zu entdecken! So erfüllen wir Jesu Gebot: „Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch”.
Wenn „der Friede Gottes” in uns regiert, fließt das Herz von reiner, selbstloser Liebe, von dem innigen Wunsche zu helfen, und von unpersönlicher, allumfassender Güte über. Das liebende Herz empfängt seinen unerschöpflichen Reichtum von Gott, der uranfänglichen und ewigen Quelle aller Versorgung, und findet sein freudiges Lebenswerk im Dienste Gottes und der Menschheit.
„Geistlich gesinnt sein ist Leben und Friede”. „Der Friede Gottes, welcher höher ist denn alle Vernunft” und mit keinem irdischen Reichtum zu vergleichen ist, wird nur durch beständiges, standhaftes Wachstum im geistigen Verständnis gewonnen lind wird von der ganzen Kraft Gottes aufrechterhalten.