Es ist wohl anzunehmen, daß die meisten Menschen in ihrer Kindheit beten gelernt haben, andere vielleicht erst später, als ein fast unerträglicher Druck sie dazu zwang; denn dann ist das Verlangen nach Freiheit stärker! Inwieweit Gebete wirksam sind, hängt von dem Ernst und der Demut des Betenden und nicht zuletzt von seinem richtigen Begriff von Gott, der unerschöpflichen Quelle ab, aus der uns die nötigen Segnungen zufließen, auf die wir ein göttliches Recht haben.
Wenn Gebete nicht erhört werden, mag die Stelle im Briefe des Jakobus anwendbar sein: „Ihr bittet und nehmet nicht, darum daß ihr übel bittet, nämlich dahin, daß ihr’s mit euren Wollüsten verzehret”. Die Bitte: „Vater, gib mir, gib mir”, drückt nicht den richtigen Begriff vom Gebet aus. „Gott läßt sich durch den Odem des Lobes nicht bewegen, mehr zu tun, als Er bereits getan hat, noch kann der Unendliche weniger tun als alles Gute spenden, da Er unwandelbare Weisheit und Liebe ist”, schreibt Mary Baker Eddy auf Seite 2 ihres Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift”. Seine Schöpfung ist geistig und vollkommen. Wenn unser Gebet seine Wirkung nicht verfehlen soll, müssen wir vor allem das Wesen Gottes, des unendlich Guten, verstehen. Wenn wir Ihn z.B. in Krankheit oder Schmerzen bitten, uns gesund zu machen, so zeigt dies, daß wir nicht verstehen, daß Gott allerhaben, der allumfassende Schöpfer, der Ursprung alles Seins ist; denn wir bitten um etwas, was Er schon getan hat, und was ewig besteht.
Gott kennt nur den vollkommenen Menschen, wie Er ihn geschaffen hat, und wie er ist — Sein Gleichnis. Wir dürfen nicht in der Absicht beten, den allmächtigen, allwissenden Gott günstiger für uns zu stimmen. Der Zweck unseres Gebets muß sein, unser Denken und Handeln nach der Art des Lebens, der Wahrheit und der Liebe zu gestalten und Gottes Eigenschaften durch Taten, nicht durch bloße Worte auszudrücken. Dann werden wir bestimmt wissen, daß wir in Ihm leben, weben und sind. Das Kapitel „Gebet” in unserem Lehrbuch ist voller Inspiration, und es schließt mit dem Gebet des Herrn und seiner geistigen Auslegung.
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