Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

„Wenn ihr betet, so sprecht: Unser”

Aus der Oktober 1942-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Beschreibe! des Lebens Jesu zeugen für die Tatsache, daß Jesus betete, einmal sogar die ganze Nacht in Gemeinschaft mit dem Höchsten Wesen zubrachte. Diese Zeiten des Gebets waren keineswegs selbstisch; denn am Morgen begab er sich unter die Menschen, um die erbauende Kraft, die er in jenen bereichernden stillen Stunden gesammelt hatte, mit ihnen zu teilen. Seine beständigen Ermahnungen, sich nicht zu fürchten, sondern sich zu freuen, beruhten auf seiner Fähigkeit, fehlerlos zu denken, durchdringend zu sehen und daher zwischen den Täuschungen der Materialität und den unsichtbaren Beständigkeiten des Geistes zu unterscheiden. Er sagte „ihnen eine Gleichnis ..., daß man allezeit beten und nicht laß werden solle”.

Jesus hatte kein Bankkonto, kein zurückgelegtes Geld, keinen politischen oder weltlichen Einfluß. Doch war niemand je reicher, wohlhabender, unabhängiger. Er konnte seine Steuern aus dem Maul des Fisches zahlen; er konnte das hungrige Volk aus der Fülle seines erbarmungsvollen Verständnisses speisen. Seine Gebete und deren Erhörungen waren der Maßstab seines Einsseins mit dem Ewigen. Sein Glaube an Gott war die Grundlage seines Glaubens an sich als den Sohn Gottes. Da die Jünger die Werke sahen, die er als unmittelbare Folge des Gebets vollbrachte, sehnten sie sich nach dem Zutritt zu derselben geistigen Quelle. Kein Wunder, daß sie zu ihm kamen und ihn baten: „Herr, lehre uns beten”.

Als Antwort gab er ihnen das Gebet, das wir heute als das Gebet des Herrn kennen, das in jedem Gottesdienst jeder christlich-wissenschaftlichen Kirche gebetet wird. Hier haben wir einen bestimmten Beweis seines Bemühens, seinen Nachfolgern eine zusammenwirkende und gegenseitige Mission zu hinterlassen. Er brachte nicht nur die unparteiische und universale Art Gottes, sondern auch die individuelle und bleibende Art des Menschen ans Licht. Wie bezeichnend es doch für ihn war, in Erkenntnis der Gottessohnschaft des Menschen zu lehren: „Wenn ihr betet, so sprecht: Unser Vater im Himmel”! Das Fürwort steht durchweg in der Mehrzahl: „Unser täglich Brot, ... unsere Schulden, ... unseren Schuldigern”.

Unsere Führerin Mary Baker Eddy schreibt: „Möchten sich doch alle Kirchen auf Erden als Brüder in dem einen Gebet vereinigen können: Vater, lehre uns das Leben der Liebe” (The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 301). Dem Gebet um Liebe müssen freundliche Taten folgen; das Gebet um Arbeit muß die Willigkeit in sich schließen, das erste Angebot anzunehmen; das Gebet um Mut wird einen befähigen, mit Mut und Würde auf Erden zu wandeln.

Sei vorsichtig, was du sagst, wenn du allein bist. Gewaltig ist die Wirkung der Unterhaltung auf den, der sie mit sich selber führt. Er mag auf andere keinen Eindruck machen, wenn er mit ihnen spricht; aber er macht gewiß Eindruck auf sich, wenn er im stillen für dieses oder jenes argumentiert. Jesus empfiehlt das Gebet im Kämmerlein, hinter geschlossenen Türen. Die Zurückgezogenheit unseres eigenen Denkens sollte also ein vernünftiges, gesundes Selbstgespräch sein. Während wir anerkennen: „Alles, was der Vater hat, das ist mein”, tun wir unser Äußerstes, das göttliche Wohlwollen zu verdienen. Obgleich wir uns Gerechtigkeit widerfahren lassen, lassen wir anderseits nicht zu viel Selbstsucht aufkommen. Ein altes, derbes Sprichwort lautet: „Wer ganz von sich selbst eingenommen ist, geht sehr nah zusammen”. Sogar das Gebet im Verborgenen sollte die Menschheit umfassen und den Ewigen als den Vater aller anerkennen. Wir sollen sagen: „Unser Vater”. Besorgt um das Wohlergehen der Menschheit können wir leicht beobachten, daß unsere eigenen Schwierigkeiten verschwinden.

Die Christliche Wissenschaft enthüllt jedem ihrer Schüler große Fähigkeiten und weite Möglichkeiten, indem sie ihn beständig an sein Einssein mit der Allwissenheit erinnert. Sie duldet keine Entschuldigung für ein gehemmtes oder fragliches Dasein. Sie treibt falsche Annahmen durch die Wahrheit aus. Unwillkürlich erleuchtet und befreit sie, indem sie den Wissenschafter zu der wunderbaren Tatsache erweckt, daß das Leben, ja sein Leben, Gott ist, und daß sein wahres Dasein daher von Ewigkeit zu Ewigkeit ohne Begrenzung oder Vereitelung, ohne Krankheit oder Verzweiflung ist.

Diese Art des Gebets heilt Krankheit und Gebrechlichkeit, weil diese ihren Platz im Bewußtsein verlieren und so wissenschaftlich verschwinden, wie jede irrige Annahme vor der Wahrheit vergeht; denn wenn die Wahrheit gedacht und bestätigt wird, wird sie eine wirkende Kraft. Mit unwiderstehlicher Tatkraft erfüllt sie ihre berichtigende Mission, indem sie mit Annahmen der Krankheit und des Elends aufräumt, um für Gesundheit und Unversehrtheit Platz zu machen.

Wer hat nicht schon beobachtet, daß sein Denken oft geradezu ein Kampfplatz ist, wo falsche Gedanken widerrechtlich den rechtmäßigen Platz rechter Gedanken einzunehmen trachten? Aber entschlossenes Festhalten an dem rechten Gedanken schlägt ein Heer falscher Gedanken in die Flucht, wie jedermann aus Erfahrung weiß. Rechte Gedanken sind Gebet. Sie kommen vom göttlichen Gemüt und sind daher unüberwindlich. Die einzige Stärke oder Hoffnung eines falschen Gedankens, sei er Furcht, Bosheit oder Schmerz, ist, einen zu täuschen, daß man ihn als seinen eigenen annimmt, anstatt ihn als einen Ausfluß des Bösen, daher ohne Ursprung, Vollmacht, Platz oder Überzeugungskraft zurückzuweisen und zu verbannen. „Welcher unter euch kann mich einer Sünde zeihen?”, forderte Jesus mutig heraus.

Dieses wissenschaftliche Gebet sieht Krankheit und die sie fördernde Furcht und Unwissenheit buchstäblich als nichts und vergegenwärtigt sich die Güte Gottes, die Harmonie des Seins, die Vollkommenheit des Menschen in Seinem Bild. Es ist jenes unfehlbare Sehen, auf das Mrs. Eddy Bezug nimmt, wenn sie erklärt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 476, 477): „Jesus sah in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen, der ihm da erschien, wo den Sterblichen der sündige, sterbliche Mensch erscheint. In diesem vollkommenen Menschen sah der Heiland Gottes eigenes Gleichnis, und diese rechte Anschauung vom Menschen heilte die Kranken”.

Gebet ist etwas Zusammengesetztes. Es hört nicht auf mit der Bitte, sondern erstreckt sich auf Verwirklichung. Es erreicht seinen Höhepunkt in dem, der seine Wesensübereinstimmung mit dem Höchsten Wesen fühlt. Dann sind Befürchtung, Begrenzung, Krankheit und Sterblichkeit aufgehoben. In diesem Gedanken-zustand werden Männer und Frauen allgemein als die Söhne und Töchter Gottes anerkannt.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Oktober 1942

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.