Die Beschreibe! des Lebens Jesu zeugen für die Tatsache, daß Jesus betete, einmal sogar die ganze Nacht in Gemeinschaft mit dem Höchsten Wesen zubrachte. Diese Zeiten des Gebets waren keineswegs selbstisch; denn am Morgen begab er sich unter die Menschen, um die erbauende Kraft, die er in jenen bereichernden stillen Stunden gesammelt hatte, mit ihnen zu teilen. Seine beständigen Ermahnungen, sich nicht zu fürchten, sondern sich zu freuen, beruhten auf seiner Fähigkeit, fehlerlos zu denken, durchdringend zu sehen und daher zwischen den Täuschungen der Materialität und den unsichtbaren Beständigkeiten des Geistes zu unterscheiden. Er sagte „ihnen eine Gleichnis ..., daß man allezeit beten und nicht laß werden solle”.
Jesus hatte kein Bankkonto, kein zurückgelegtes Geld, keinen politischen oder weltlichen Einfluß. Doch war niemand je reicher, wohlhabender, unabhängiger. Er konnte seine Steuern aus dem Maul des Fisches zahlen; er konnte das hungrige Volk aus der Fülle seines erbarmungsvollen Verständnisses speisen. Seine Gebete und deren Erhörungen waren der Maßstab seines Einsseins mit dem Ewigen. Sein Glaube an Gott war die Grundlage seines Glaubens an sich als den Sohn Gottes. Da die Jünger die Werke sahen, die er als unmittelbare Folge des Gebets vollbrachte, sehnten sie sich nach dem Zutritt zu derselben geistigen Quelle. Kein Wunder, daß sie zu ihm kamen und ihn baten: „Herr, lehre uns beten”.
Als Antwort gab er ihnen das Gebet, das wir heute als das Gebet des Herrn kennen, das in jedem Gottesdienst jeder christlich-wissenschaftlichen Kirche gebetet wird. Hier haben wir einen bestimmten Beweis seines Bemühens, seinen Nachfolgern eine zusammenwirkende und gegenseitige Mission zu hinterlassen. Er brachte nicht nur die unparteiische und universale Art Gottes, sondern auch die individuelle und bleibende Art des Menschen ans Licht. Wie bezeichnend es doch für ihn war, in Erkenntnis der Gottessohnschaft des Menschen zu lehren: „Wenn ihr betet, so sprecht: Unser Vater im Himmel”! Das Fürwort steht durchweg in der Mehrzahl: „Unser täglich Brot, ... unsere Schulden, ... unseren Schuldigern”.
Bitte anmelden, um diese Seite anzuzeigen
Sie erlangen vollständigen Zugriff auf alle Herolde, wenn Sie mithilfe Ihres Abonnements auf die Druckausgabe des Herold ein Konto aktivieren oder wenn Sie ein Abonnement auf JSH-Online abschließen.