Wer sich auf Gott verläßt in dem Vertrauen, daß die göttliche Liebe ihn erhalten und die göttliche Intelligenz ihn leiten wird, wird nicht mehr die Unzuverlässigkeit anderer oder der Welt, in der er lebt, fürchten oder in Frage stellen. Er fühlt sich nicht mehr in der Gewalt zufälliger Ereignisse und widriger Umstände. Er fürchtet nicht mehr, daß böse Menschen oder böse Taten ihn meistern oder zerstören können. „Wer von Gott ist, der hört Gottes Worte”, sagte Jesus mit äußerster Einfachheit und Offenheit zu den Juden. Wenn die Menschen erkennen lernen, daß ihre Zuverlässigkeit in Gott ist, und daß sie in bewußtem Gewahrwerden Seiner führenden Gegenwart nicht mehr zu glauben brauchen, daß ihr Glück, ihr Wohlergehen, ja ihr Dasein von sterblicher Ungewißheit oder Unentschlossenheit abhänge, hören sie Seine Worte, die sie trösten, ermutigen, unterweisen.
Dem Menschengeschlecht angeboren ist das Bedürfnis nach Zuverlässigkeit. Und wo ist sie zu finden, wenn nicht in Gott? Nachdenkliche Menschen, die mit der heutigen Jugend in Berührung kommen, haben in den letzten Jahren erklärt, daß eines der heutigen Probleme die Bekämpfung der Weltverachtung und der Enttäuschung unter denen ist, die gesehen haben, wie die alten Merkzeichen, Ethik und Gesetzmäßigkeit unbarmherzig niedergetreten wurden; die die Verherrlichung der Gewaltherrschaft und des Sklaventums im Namen des Fortschritts und der Aufklärung gelesen und darauf gehorcht haben. Das listige und beharrliche Verfechten von Ideologien, die auf Gewalt und Gottlosigkeit, auf Verdrehung und Unehre gegründet sind, hat, selbst wenn sie nicht angenommen wurden, oft keinen praktischen Idealismus gefunden, sie zu bekämpfen und zu ersetzen. Das Böse, das ruhmredig seinen Sieg ankündigte, ist von vielen bewundert und für unvermeidlich gehalten worden. Andere haben es aus Bequemlichkeit oder Bedenklichkeit absichtlich übersehen. Die Intellektuellen haben es oft geschickt, doch unverantwortlich zergliedert. Nur wer das Böse stets furchtlos mit Nachdruck und Intelligenz bekämpft, weil er sich auf Gott verläßt, ist in jeder Beziehung zuverlässig. So ermahnte Paulus die Korinther: „Wachet, stehet im Glauben, seid männlich und seid stark!”
Die Menschen müssen lernen und wiederum die Jugend lehren, daß nicht im Verlaß auf menschliche Führerschaft, menschlichen Einfluß oder menschliche Fähigkeit, nicht in menschlichen Ereignissen, sondern im Verlaß auf das göttliche Prinzip Sicherheit zu finden ist. Vertrauen und Überzeugung von dem Sieg des Guten nehmen dann den Platz der Bestürzung, des Unglaubens und der Untätigkeit ein. Weltverachtung und Mißtrauen müssen verschwinden, wenn verstanden wird, daß nicht die Art der Zuverlässigkeit, sondern die völlige Klarheit der unvermeidlichen Selbstzerstörung dessen, was sich vom Guten trennt, durch die gefühllose Niedertracht böser Gemüter bestritten wird. Auf Seite 203 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” schreibt Mary Baker Eddy: „Geistige Wahrnehmung bringt die Möglichkeiten des Seins ans Licht, zerstört das Vertrauen auf etwas anderes als Gott und macht so den Menschen in der Tat und in der Wahrheit zum Bild seines Schöpfers”.
Nur denen, die falsche Königreiche gründen, werden diese mit Gewalt entrissen. Nur diejenigen, die, wenn auch nicht Anhänger falscher Verfahren, aber doch in vorübergehendem Vertrauen und Mißtrauen immer noch unentschlossen und beziehungslos bleiben, müssen die Opfer sogar grimmigerer und traurigerer Erfahrungen werden, bis sie sich alle mit dem Guten verbünden.
In geistiger Wahrnehmung wird es den Menschen klar, wie unendlich ihre Möglichkeiten sind. Sie kommen in aufrichtiger Erkenntnis der sterblichen Fehlbarkeit zu der Einsicht, daß man, um sich auf Gott zu verlassen, selber das Wesen der Zuverlässigkeit verstehen und ausdrücken muß. Wer als zuverlässig erfunden werden will, muß Gerechtigkeit und Barmherzigkeit verstehen und lieben. Nur die Unparteiischen sind zuverlässig. Vorurteil—das immer selbstisch und ungerecht ist—sei es gegen einen einzelnen oder gegen ein Volk, ist ein Zeichen der Unzuverlässigstkeit. Wer eingebildet und furchtsam ist, wer sich der Selbsttäuschung hingibt, wer einen andern Willen als den göttlichen sucht, ist nicht zuverlässig und verwirkt daher seinen Anspruch auf göttlichen Verlaß.
Wenn die Menschen die Art des göttlichen Seins erkennen lernen, verlassen sie sich voll und ganz auf Gott und erweisen sich in allen ihren Beziehungen als zuverlässig. Diejenigen, die sich mit ihrem Leiden, ihren Zweifeln, ihren Sorgen und ihren Befürchtungen einzeln oder mit anderen zusammen an Jesus wandten, wurden nicht abgewiesen. Der Christliche Wissenschafter weiß durch die Lehren Mrs. Eddys, ihrer Entdeckerin und Gründerin, warum. Er weiß, daß die Menschen Jesus nie gleichgültig, unverantwortlich, voreingenommen fanden. Flaumacherei war ihm so unbekannt wie Selbstverherrlichung. Der Niedrige und der Sünder konnten sich genau so ganz und gar auf ihn verlassen wie der Einflußreiche und der Hochgeachtete. Die Last der Probleme, seiner eigenen oder derjenigen anderer, trübte seine unendliche, allumfassende Zuverlässigkeit nicht, noch hielt sie sie zurück.
Nicht gelegentlich, sondern zu allen Zeiten ist der, der die Wahrheit gefunden und bewiesen hat, verpflichtet, sie in seinem Leben zu bekunden, damit andere, die noch ungläubig oder kleingläubig sind, Heilung, Ermutigung, Zuversicht, Erleuchtung finden können. Wie unermeßlich doch der Dienst dessen ist, auf den sich die Menschen jederzeit unfehlbar verlassen können, weil das, an das sie sich wenden, nicht menschlich, sondern göttlich ist!
Mit feierlichen Worten mahnt uns Mrs. Eddy an die an uns gestellte immergegenwärtige Forderung, „die Möglichkeiten des Seins”, die wir haben. Auf Seite 12 in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany” schreibt sie: „Wir besitzen keine Vergangenheit, keine Zukunft; wir besitzen nur das Jetzt. Wenn das zuverlässige Jetzt im Reden oder Handeln achtlos verloren geht, kommt es nicht wieder zurück”. Und dann erinnert sie uns mit liebevoller Versicherung an die ewige Quelle dessen, was fordert, und dessen, was verleiht. Denn sie fügt hinzu: „Der Glaube an die göttliche Liebe verschafft die immergegenwärtige Hilfe und das Jetzt und gibt die Kraft, ‚in der lebendigen Gegenwart zu handeln‘” .
