Als Jesus vor Pilatus, den bevollmächtigten römischen Landpfleger, gebracht wurde, der zu ihm sagte: „Weißt du nicht, daß ich Macht habe, dich zu kreuzigen, und Macht habe, dich loszugeben?”, erwiderte er: „Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dir nicht wäre von obenherab gegeben”. Zweifellos wußte der, der mit Vollmacht zu Sünde und Krankheit gesprochen und mit einem einzigen Gebot den Sturm auf dem Meer gestillt hatte, daß Macht von Gott ist und ganz gut ist. Sein Verständnis der Art und Macht Gottes hatte ihm enthüllt, daß das Böse machtlos ist, und ihn befähigt, dies zu beweisen.
Die unbestreitbare Wahrheit der Allmacht des Guten und der hieraus folgenden Machtlosigkeit des Bösen ist im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” wiederholt betont. Auf Seite 327 schreibt Mary Baker Eddy: „Den physischen Sinnen kommen die strengen Forderungen der Christlichen Wissenschaft peremptorisch vor; aber die Sterblichen eilen der Erkenntnis entgegen, daß das Leben Gott, das Gute, ist, und daß das Böse in Wirklichkeit weder im menschlichen noch im göttlichen Haushalt Raum oder Macht hat”. Und nach und nach lernen die Christlichen Wissenschafter diese Tatsache verstehen und beweisen. Wenn sich ihnen überwältigende Zustände oder Umstände darbieten, die sie zwingen möchten zu glauben, daß das sterbliche Gemüt oder die Materie mit Macht ausgestattet sei, lernen sie sich unerschütterlich auf die Wahrheit verlassen, lernen sie die Einflüsterungen des Bösen verneinen und erklären, daß die Macht Gottes, des Guten, allmächtig und allgegenwärtig ist.
Während der Abwesenheit seines Arbeitgebers, der verreist und nicht erreichbar war, geriet ein junger Mann, der bevollmächtigt war, das Geschäft zu führen, in eine schwierige Lage. Ein Freund seines Arbeitgebers, der dem Geschäft eine große Summe Geldes gegen einen Schuldschein geliehen hatte, teilte dem jungen Mann mit, daß er das Geld sofort haben müsse. Der junge Mann war bei der Ausstellung des Schuldscheins anwesend gewesen und wußte, daß die beiden Männer mündlich miteinander vereinbart hatten, daß die Zahlung in Waren erfolgen sollte. Auch eine Bank am Platze hatte der Firma einen großen Geldbetrag gegen einen Schuldschein geliehen, und er wußte, daß das Geschäft ruiniert würde und die 70 Angestellten unter ihm ihre Stellen verlieren würden, wenn die Bank jetzt Rückzahlung forderte.
In einer früheren Angelegenheit hatte sich dieser junge Mann an die Christliche Wissenschaft gewandt und hatte durch die hingebende Arbeit einer Ausüberin sofort Hilfe beim Auffinden einer vermißten Schwester erhalten. Er war kein Christlicher Wissenschafter; da er aber einmal ihre Wirksamkeit bewiesen gesehen hatte, suchte er in seiner Stunde der Not wieder Hilfe. Als die Ausüberin um Erleuchtung über die Lage betete, fielen ihr die oben angeführten Worte Jesu zu Pilatus ein, und sie konnte dem jungen Mann versichern, daß Macht von der einen Quelle, Gott, kommt. Und da Gott gut ist, ist Macht gut und nur gut. In ganz kurzer Zeit war die Wahrheit bewiesen und das Geschäft geschützt.
Zweifellos versucht die Schlange, die Mrs. Eddy u.a. auslegt als „den ersten hörbaren Anspruch, daß Gott nicht allmächtig sei, und daß es eine andere Macht gebe, das Böse genannt, die ebenso wirklich und ewig sei wie Gott, das Gute” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 594), die Menschheit beständig mit ihren Lügen zu mesmerisieren. Die Kopfzeilen der Zeitungen reden beständig von einer Macht, die beansprucht, Völker zu zerstören und die Harmonie der Menschen zu vernichten und diese furchtsam und unsicher zu machen. Aber der Christliche Wissenschafter, der die stets verfügbare Macht Gottes, des Guten, beweisen lernt, läßt sich durch diese falsche Behauptung nicht erschrecken und erklärt im stillen, daß das Böse machtlos ist.
Diese „Schlange” sucht uns ebenso emsig einzureden, daß sündhaften Gewohnheiten frönen die Macht habe, Begierde zu befriedigen und Vergnügen zu gewähren, und daß Krankheit den Körper in Besitz nehmen und schließlich zerstören könne. Wer aber weiß, daß nur das Gute Macht hat, tritt dem Angreifer furchtlos entgegen und verneint dessen trügerische Ansprüche, während er im Gehorsam gegen Gottes Forderung seine gottgegebene Macht über böse Annahmen jeder Art ausübt. Ungeachtet der Form, welche irrige Ansichten annehmen mögen, oder wie beharrlich sie vorbringen mögen, daß das Böse Wirklichkeit und Macht habe, hält er an der Wahrheit fest, daß es nur eine Macht, Gott, das Gute, gibt. Mit allem Nachdruck ermahnt die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft (Wissenschaft und Gesundheit, S. 393): „Erhebe dich in der Stärke des Geistes, um allem zu widerstehen, was dem Guten unähnlich ist”, und: „Gott hat den Menschen dazu fähig gemacht, und nichts kann die dem Menschen göttlich verliehene Fähigkeit und Kraft aufheben”.
