Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Die Fortdauer des Menschen

Aus der November 1942-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In der gegenwärtigen Zeit der Bedrängnis und der Zerstörung brauchen die Menschen allen Mut, den sie aufbringen können. Viele brauchen mehr als Mut. Sie müssen Trost haben. Ein lieber Angehöriger ist plötzlich unsichtbar geworden. Er hat den menschlichen Gesichtskreis überschritten. Die fünf Sinne berichten nicht über seinen Zustand oder Aufenthalt.

Dennoch gibt es Augenblicke, wo ein göttlicher Einfluß jeden Menschen von den Sorgen und Ungewißheiten des täglichen Lebens zu der immer gegenwärtigen, wenn auch nicht immer sichtbaren Welt des Friedens und der Gewißheit zieht. Und was ist letzten Endes die eine unbestreitbare Gewißheit? Das Leben. Man kann über die meisten Dinge im Zweifel sein. Aber man stellt nie in Frage, daß man lebt.

Des Menschen Existenz ist die höchste Kundwerdung des universalen Lebens, das wir Gott nennen. Niemand kann sagen: „Ich existiere nicht”. Auch kann sich niemand an eine Zeit erinnern, wo er nicht existiert hat, oder sich eine Zukunft vorstellen, wo er aufgehört haben wird zu sein. Es wird viel über Anfang und Ende geredet. Aber erfreulicherweise kann nichts aus der persönlichen Erfahrung beigebracht werden, um einen Anfang oder ein Ende zu beweisen. Mit andern Worten: niemand erinnert sich des Eintritts ins Dasein, niemand weiß etwas über den Austritt daraus. Was auch andere vom einzelnen denken oder sagen mögen, er selber kennt nichts als ein fortdauerndes Dasein.

Wer über dieses Problem nachdenkt, schließt sich den klaren Denkern aller Rassen und Zeiten an, die zu dem Schluß kommen, daß beide, Anfang und Ende, Betrüger sind. Ja, das Leben ist endlos—ohne Ende in der einen Richtung, ohne Ende in der andern. Die Ewigkeit ist in der einen Richtung so lang wie in der andern. Jedermann steht mitten drin und genießt die Augenblicke, einen nach dem andern, wie sie aus ihrer unerschöpflichen Quelle fließen. Wir bekommen nie mehr als einen auf einmal. Wir tun gut daran, ihn gut auszunützen.

Das Leben wurde nie geschaffen, nie gemacht, nie verursacht, nie begonnen. Das Leben besteht durch sich selber. Es ist hier, überall und auf immer und ewig kraft der ihm innewohnenden Unsterblichkeit und Allumfassenheit. Jeder Mensch hat es; jeder Mensch ist Zeuge seiner Gegenwart. Daher seine Unzerstörbarkeit. „Denn”, sagte Jesus nach der Heilung des Kranken, der so geduldig am Teiche Bethesda gewartet hatte, „wie der Vater das Leben hat in ihm selber, also hat er dem Sohn gegeben, das Leben zu haben in ihm selber”, oder nach Goodspeeds Übersetzung: „Denn gerade wie der Vater durch sich selber besteht, so hat er dem Sohn durch sich selbst bestehendes Dasein gegeben”.

Der Mensch kann nicht sterblich und unsterblich sein. In Wirklichkeit gibt es keinen Sterblichen. Was als ein Sterblicher erscheint, ist höchstens eine falsche Meinung von dem, was der Mensch ist—eine Meinung, die verloren oder aufgegeben werden kann, ohne dem Menschen zu schaden. Mary Baker Eddy mit der sie kennzeichnenden scharfen Einsicht erklärt: „Es gibt gar keine Sterblichkeit, noch im eigentlichen Sinne irgendwelche sterbliche Wesen, weil das Sein unsterblich ist wie die Gottheit—oder besser gesagt, das Sein und die Gottheit sind untrennbar” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 554).

Hier haben wir die prophetische Wiedererkennung des Einsseins Gottes und des Menschen, der Wesenseinheit des Menschen und des ewigen Lebens, die durch die Lehren Jesu im vierten Evangelium betont und von ihm in der Auferstehung und der Himmelfahrt unzweifelhaft bewiesen worden ist.

So nah verwandt mit dem Menschen ist das unauslöschliche Leben, daß es in ihm und durch ihn ist. Es bildet seine Substanz, ja sein Sein, sein wahres Selbst. In den höchsten Regionen des Denkens ruft er aus: „Ich bin es”. Daher Mrs. Eddys Versicherung: „Wir müssen das Bewußtsein des Daseins immerdar festhalten” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 428). Dieser Schluß macht nicht nur der Sterblichkeit, sondern auch der Krankheit und der Verzagtheit ein Ende. Er ist die Wahrheit, die die Menschen frei macht.

Wenn die Menschen in das Unbekannte verschwinden, hören sie nicht auf zu sein. Sie werden nur unerleuchteten Mentalitäten unsichtbar. Wenn die Mentalität geistig erleuchtet wäre, würde sie erkennen, daß das vermeintliche Ende nur ein Ereignis im menschlichen Leben ist. Indem die Abgeschiedenen in der uns gewohnten Gestalt unsichtbar werden, nehmen sie eine Gestalt an, die unsere getrübten Sinne nicht erfassen können. Unser verschwommener Blick macht sie unsichtbar. Wäre der Blick erleuchtet, so würde er enthüllen, daß ihr Dasein nicht unterbrochen worden ist.

Dies ist eine der Lehren der Verklärung, worin Jesus Mose und Elia Jahrhunderte nach ihrem Hinscheiden sah und mit ihnen redete. Es ist eine der Lehren des Gesprächs des Paulus mit Jesus auf dem Wege nach Damaskus einige Jahre, nachdem Jesus dem menschlichen Blick entschwunden war. Die Menschen gehen nicht fort, sie nehmen kein Ende, sie verlieren bei dem, was Auflösung genannt wird, nicht ihre Wesenseinheit. Emerson sagt:

Was so vortrefflich ist,
Wie Gott lebt, ist dauernd:
Herzen sind Staub, doch ihre Liebe bleibt:
Des Herzens Liebe wird dir wieder begegnen.

Denn es steht fest, daß der Mensch nicht Materie, sondern der Ausdruck der Intelligenz ist, von Waffen oder Krankheiten nicht berührt werden kann. Wir können sicher sein, daß diejenigen, die gegenwärtig in der Verteidigung der Freiheit das höchste Opfer bringen, finden, daß sie noch leben, freier und edler als vorher, und daß ihre Wunden oder Krankheiten vergessen sind.

Wie sollen wir ihrer gedenken? Wir sollten eines jeden als einer Gesamtheit der Eigenschaften des Ewigen gedenken, sollten seiner als mit dem Willen und der Kraft zu vollbringen fortbestehend, seiner als des geistigen Menschen gedenken. Diese Haltung ist Gebet, und die durch Gebet oder rechtes Denken befreite Wahrheit erreicht ihre Bestimmung schnell und gewiß. Was die Wirksamkeit des Gebets oder der christlich-wissenschaftlichen Behandlung anbetrifft, so macht es nichts aus, wenn der Patient in einem andern Zimmer ist als der Ausüber. Es bedeutet nichts, wenn ein Erdteil zwischen ihnen liegt. Es ist unwesentlich, wenn der Patient schläft, während der Ausüber arbeitet. Verschiedene Bewußtseinszustände, Entfernungen, Weltmeere, Mauern sind keine Schranken für die durch geistiges Denken befreite Wahrheit. Ist man sich der Allgegenwart des Gemüts bewußt, so braucht man keinen Zweifel zu hegen, daß das Gemüt die Abgeschiedenen stützen und ihre Schritte auf dem Aufstieg der neuen Erfahrung sicher machen wird.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / November 1942

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.