Christus Jesus war ein Mann des Friedens. Er befürwortete nie den Gebrauch physischer Gewalt als Mittel zur Schlichtung von Streitigkeiten, noch gebrauchte er die Waffen der Welt in seinem Kampf gegen den Irrtum. Unmittelbar vor seiner Gefangennahme durch die Abgesandten des Kaiphas im Garten Gethsemane wies er Petrus zurecht, weil dieser seine Zuflucht zu physischer Gewalt als Verteidigungsmittel genommen hatte. Als der ungestüme Jünger das Schwert zog und dem Knecht des Hohenpriesters das Ohr abhieb, heilte Jesus den Verletzten augenblicklich.
Obgleich der Meister Petrus zurechtwies, entzog er der Sache seine Unterstützung nicht, sondern erinnerte ihn an die geistige Verteidigung, die er zu Hilfe rufen könnte, wenn er wollte. „Meinst du”, sagte er, „daß ich nicht könnte meinen Vater bitten, daß er mir zuschickte mehr denn zwölf Legionen Engel?” Auf Seite 581 des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy ist das Wort „Engel” definiert als „Gottes Gedanken, die zum Menschen kommen; geistige Eingebungen, die rein und vollkommen sind; die Inspiration der Güte, der Reinheit und der Unsterblichkeit, die allem Bösen, aller Sinnlichkeit und aller Sterblichkeit entgegenwirkt”. Aus dieser Begriffsbestimmung geht klar hervor, daß die Legionen Engel, von denen unser Meister sprach, die geistigen Eingebungen, die reinen Gedanken von Gott sein müssen, die im Bewußtsein der Geistiggesinnten im Überfluß vorhanden sind.
Immer wieder erfuhr Christus Jesus während seines kurzen aber ereignisreichen Erdenwallens Schutz vor den bösen Anschlägen seiner Feinde. Wir wissen, wie einmal die über seine scharfe aber wohlverdiente Zurechtweisung aufgebrachten Leute in einer Synagoge ihn zur Stadt hinausstießen und an den Rand eines Abgrunds führten, um ihn hinabzustürzen. „Aber”, berichtet die Bibel, „er ging mitten durch sie hinweg. Und er kam gen Kapernaum”. Bei dieser Gelegenheit machte Jesus von einem seinen Verfolgern unbekannten geistigen Verteidigungsmittel Gebrauch. Er beherbergte „Engel”, und diese befreiten ihn von seinen Widersachern. Ein andermal kamen die Pharisäer, wie wir im 13. Kapitel des Evangeliums des Lukas lesen, zu Jesus und rieten ihm, ihr Land zu verlassen, weil der König Herodes ihm nach dem Leben trachte. Diese Drohung brachte den Meister nicht von seinem Zweck ab, den Kranken und den Sündern zu helfen. Seine Mission war ihm von dem Vater anvertraut worden, und er wußte, daß dieses Wirken durch einen verruchten König nicht gehindert werden konnte. „Gehet hin”, sagte er, „und saget diesem Fuchs: Siehe, ich treibe Teufel aus und mache gesund heut und morgen, und am dritten Tage werde ich ein Ende nehmen”.
Jesus ließ sich nie von seinem heilenden Wirken abhalten oder abbringen. Er blieb seinem Ideal standhaft treu und bewies des Menschen gottgegebene Herrschaft über Böses jeder Art. Als Nachfolger ihres Meisters sind die Christlichen Wissenschafter bestrebt, in seinen Fußtapfen zu wandeln und von denselben Verteidigungswaffen, die er anwandte, Gebrauch zu machen, nämlich von „geistigen Eingebungen, die rein und vollkommen sind; von der Inspiration der Güte, der Reinheit und der Unsterblichkeit, die allem Bösen, aller Sinnlichkeit und aller Sterblichkeit entgegenwirkt”. Weil aber die Welt nicht willens gewesen ist, die praktische Anwendbarkeit dieser Lehre anzunehmen, können sich die Menschen immer noch unumgänglich durch andere als die von Jesus geforderten Mittel in die Verteidigung des Rechts verwickelt finden.
Im Weltkriege mußte ein Christlicher Wissenschafter viele Monate in den Frontschützengräben zubringen. Während dieser Zeit vertiefte er sich, sooft es möglich war, in die christlich-wissenschaftliche wöchentliche Lektionspredigt im Christlich-Wissenschaftlichen Vierteljahrsheft, in die Bibel und in das christlich-wissenschaftliche Lehrbuch. So ging er durch die in diesen Büchern enthaltene geistige Wahrheit gefestigt und gestärkt seinen täglichen Pflichten nach. Er beobachtete, daß diejenigen, die unmittelbar mit ihm zusammenarbeiteten, großen Schutz genossen, den er der weitreichenden Wirkung der Kraft der göttlichen Wahrheit und Liebe zuschrieb, die durch ein geringes Verständnis der Christlichen Wissenschaft zu beweisen ihm vergönnt war. In der Heimat war auch seine Frau andächtig bei der Arbeit, die sich darbietenden Gefahreinflüsterungen zu verbannen. Ihr kam die Erkenntnis, daß sogenannte Sprengstoffe nur soviel Macht haben, zu töten oder zu verletzen, wie die menschliche Annahme ihnen zuschreibt, und ohne die Annahme des fleischlichen Sinnes könnten diese sogenannten gefährlichen Geschosse so wenig verwunden wie ein Mehlsack. Ihr Mann nahm an der Wohltat dieses Verständnisses teil; denn wiederholt blieb er in heftigem Geschützfeuer vor Schaden bewahrt. Diese beiden Christlichen Wissenschafter arbeiteten, obwohl sie Hunderte von Meilen voneinander entfernt waren, in der Wissenschaft zusammen und beherbergten die reinen und vollkommenen Gedanken Gottes, die Engelsboten, die ihr Schutz waren.
Für alle sind diese geistigen Eingebungen unter allen Umständen gegenwärtig, um sie vor Gefahr zu schützen. Der ernste, andächtige Christliche Wissenschafter ruft sie nie vergebens an. Als tätiger Streiter Christi, ob daheim oder im Felde, ob im friedlichen Heim oder in einer sogenannten Gefahrzone, besteht er darauf, seine geistigen Kräfte kampfbereit zu machen, indem er die Ideen Mut, Vertrauen, geistiges Verständnis und geistige Kraft in den Vordergrund bringt, um die Einflüsterungen des Bösen zurückzuweisen und zu zerstören. In Zeiten der Bedrängnis ruft er seine Reserven Glauben, Hoffnung, Liebe u. dgl. auf, um jede Irrtumseinflüsterung mit einer Schutzwehr der Wahrheit und Liebe fernzuhalten. So rückt er ruhig, bescheiden, vertrauensvoll seinem Ziel, dem Beweis seiner Herrschaft über jede irrige Annahme, näher. Um aber dieses Ziel zu erreichen, muß er sich fleißig in die Bibel und das christlich-wissenschaftliche Lehrbuch vertiefen. Versäumte Gelegenheiten verursachen gefährliche Breschen in seiner geistigen Schutzwehr. Wahrgenommene Gelegenheiten dagegen helfen seine Stellung verstärken und verdichten, und sie befähigen ihn, jede neue Irrtumseinflüsterung zurückzuweisen und zu zerstören. Mrs. Eddy schreibt in Erörterung der Frage der Verteidigung in „Pulpit and Preß” (S. 2, 3): „Wie können wir diese christlich-wissenschaftliche Arbeit tun? Dadurch, daß wir uns in das Wissen verschanzen, daß unser wahrer Tempel kein menschliches Machwerk, sondern der auf der Grundlage der Liebe errichtete und im Leben gipfelnde Bau der Wahrheit ist. Wie kann dann unser göttlicher Tempel zerstört oder auch nur gestört werden? Kann die Ewigkeit aufhören? Kann das Leben sterben? Kann die Wahrheit ungewiß sein? Kann die Liebe weniger als grenzenlos sein?”
Jede Stunde bringt jedem von uns neue Gelegenheiten, die Wahrheit der Christlichen Wissenschaft zu beweisen und diese unüberwindlichen Schutzwaffen, mit denen Gott Seine Kinder ausgerüstet hat, zu gebrauchen. Die Engelsbotschaft oder die geistige Eingebung, die zur Lösung eines Problems erforderlich ist, ist immer vorhanden. Die Bibel erklärt: „Ehe sie rufen, will ich antworten; wenn sie noch reden, will ich hören”.
Eines unserer beliebten Kirchenlieder (Christian Science Hymnal, Nr. 9) drückt diesen Gedanken in dem schönen Vers aus:
O sehnende Herzen, die Gottes harren
In der ganzen weiten Welt,
Er kennt die Engel, die ihr braucht,
Und schickt sie euch,
Zu trösten, zu schützen, zu führen.