Als David seinem Sohn Salomo in Gegenwart der versammelten Fürsten Israels Anweisungen zum Bauen des Tempels erteilte, ermahnte er ihn: „Sei getrost und unverzagt und mache es”. David gab dem Salomo „ein Vorbild der Halle des Tempels und seiner Häuser ... dazu Vorbilder alles dessen, was bei ihm in seinem Gemüt war”. Diese Anweisungen schlössen in sich, daß etwas mehr als bloßes Planen nötig war, den Bau auszuführen. Die tatsächliche Ausführung erforderte Stärke und Mut, Pflichteifer, die Willigkeit, vorwärtszugehen. Salomo wurde zweifellos durch die weiteren Worte seines Vaters ermutigt: „Es sind mit dir zu allem Geschäft alle, die willig sind und weise zu allen Ämtern”.
Die Christlichen Wissenschafter haben eine Aufgabe, die von der Aufgabe, die David dem Salomo zuwies, verschieden ist. Sie müssen in ihrem eigenen Bewußtsein den geistigen Tempel errichten, den Mary Baker Eddy auf Seite 595 des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” definiert als „Leib; die Idee des Lebens, der Substanz und Intelligenz; den Bau der Wahrheit”. Das Bauen dieses geistigen Tempels fordert die Betätigung geistigen Muts und geistiger Stärke. Wie jede zur Errichtung des Tempels nötige menschliche Mitwirkung dem Salomo zur Verfügung stand, so steht jede für diesen „Bau der Wahrheit” wesentliche geistige Eigenschaft allen, die himmelwärts bauen wollen, hier und jetzt zur Verfügung.
Die Eigenschaften des göttlichen Gemüts sind allumfassend, unendlich in ihrer Art. Paulus erkannte die geistige Tatsache oder Wahrheit über diesen heiligen Bau; denn er schrieb in seinem ersten Briefe an die Korinther: „Wisset ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? Denn der Tempel Gottes ist heilig,— der seid ihr”. Paulus meinte hiermit fraglos das geistige Selbst seiner Mitchristen zu Korinth oder ihre wahre Art, die Widerspiegelung Gottes. Dieser geistige Bau ist vollständig, festgesetzt, vollkommen, weil Gottes Arbeit vollendet ist und alles, was Er machte, gut ist.
Um das geistige Ideal im menschlichen Bewußtsein aufzurichten, muß uns immer das vollkommene Vorbild vorschweben, müssen wir die Voraussetzungen betreffs des Lebens, Gottes, der Seele und des Menschen verstehen, die unsere Führerin „die Grundsteine in dem Tempel der Christlichen Wissenschaft” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 288) nennt. Gott als gänzlich gut erkennen, öffnet dem Ausdruck des Guten die Tür und schwächt in entsprechendem Verhältnis den Glauben an das Böse. Wissen, daß das Leben ewig ist, heißt von dem Leben in Ausdrücken der Unbegrenzbarkeit, der Grenzenlosigkeit, der Unendlichkeit denken und so mehr Leben in unserer gegenwärtigen Erfahrung ausdrücken. Der Meister sagte: „Ich bin gekommen, daß sie das Leben und volle Genüge haben sollen”. Den Geist als Gott erkennen, deckt die Machtlosigkeit des materiellen Sinnes und dessen vollständige Unrichtigkeit auf. Die Liebe als das Leben erkennen, heißt allen Sinn des Widerspruchs und des Widerstandes austreiben, heißt die Neuheit, die Erleuchtung und den Strahlenglanz der Liebe in unsere Erfahrung bringen. Gott so erkennen, heißt auch Seine Widerspiegelung anerkennen und verstehen; und als ersten Schritt in unserem Streben nach diesem Ziel müssen wir die falsche Annahme durch rechtes Denken ersetzen.
Wenn wir den rechten Begriff von Gottes vollkommener Schöpfung gewinnen, scheint mentales Reinigen und Läutern angebracht zu sein. Der falsche Sinn klammert sich hartnäckig an das Denken, und starkes Verlangen und entschlossene Anstrengung sind erforderlich, den Nebel der falschen Annahme zu vertreiben. Es ist ermutigend zu wissen, daß die unwiderstehliche Kraft des göttlichen Prinzips jedes rechte Verlangen unterstützt. Keine Einflüsterung hat die Kraft, sich unseren Bemühungen, unsere geistige Einheit mit Gott und des Menschen Gottgleichheit zu beweisen, zu widersetzen oder uns von diesen Bemühungen abzulenken. Da alles, was wahr ist, jetzt wahr ist, und da alles, was wahr ist, universell wahr ist, kann es keine Zeit und keinen Ort geben, wo diese Wahrheit, erkannt und verstanden, nicht sofort verfügbar ist und nicht für das Gute wirkt. Es wird nie einen unharmonischen Umstand, Zustand oder Anblick geben, der nicht durch das Verständnis der Gegenwart und Macht dessen, was wahr ist, geheilt werden kann.
Unser geistiges Bauen schreitet als persönliche, geistige Entfaltung weiter. Unsere Führerin hat mit ihren Worten auf Seite 428 in Wissenschaft und Gesundheit den Weg gewiesen. Dort lesen wir: „Den Gedanken falscher Stützen und des materiellen Augenscheins entkleiden, damit die geistigen Tatsachen des Seins erscheinen können—das ist die große Errungenschaft, durch die wir das Falsche wegfegen und dem Wahren Raum geben werden. In dieser Weise können wir in Wahrheit den Tempel oder Körper aufrichten, dessen ‚Baumeister und Schöpfer Gott ist‘”.
Mrs. Eddy war seit der Zeit ihrer Entdeckung unermüdlich bestrebt, mehr von Gott zu erkennen und Seine Kraft in ihrer Erfahrung zu beweisen. Immer war sie sich Seiner Art bewußt und im Widerspiegeln und Beweisen dieser Art erfolgreich. Ihre Selbstlosigkeit kam in ihrer Anteilnahme für die Menschen, in ihrer Liebe zu ihnen und in ihren unermüdlichen Bemühungen um ihretwillen zum Ausdruck. Der göttlichen Führung folgend, erläuterte sie der Welt ihre große Entdeckung im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch. Als die Notwendigkeit dringend wurde, rief sie zum Schutz ihrer Entdeckung die Mutterkirchenorganisation und die dazu gehörigen verschiedenen Tätigkeiten ins Leben. Ihre Taten und ihre heilende Arbeit beleben ihre Worte. Sie setzte die Christlich-Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft ein und gründete mit Erfolg die christlich-wissenschaftlichen Zeitschriften. Ihr Gehorsam gegen die Stimme der Offenbarung und ihre Willigkeit zu folgen machten sie für die Führerschaft geeignet. Sie war nicht „eine vergeßliche Hörerin, sondern eine Täterin”.
Im Anerkennen und Verstehen der Worte und Werke unserer Führerin werden ihre Nachfolger viele Gelegenheiten zu geistigem Bauen finden. Durch ihren Gehorsam gegen die für ihren Fortschritt getroffenen Vorkehrungen können sie beweisen, daß sie willig und bereit sind, den Wegzeichen zu folgen. Sie können sich in Mrs. Eddys Schriften vertiefen und auf der Grundlage ihrer Offenbarung der Wahrheit ihren Beweis erbringen. Sie können der Kirche Christi, Wissenschafter, dienen und so deren Dienst für die Menschheit beweisen. Sie können die Zeitschriften unterstützen, beziehen, dazu beitragen und sie verbreiten helfen. Sie können die Wahrheit an dem Platze, wo sie sind, beweisen und selber ihre Arbeit tun.
David plante einen dem Namen des Herrn, des Gottes Israels, geweihten materiellen Bau, in dem die Bundeslade untergebracht werden sollte. Salomo, der die von seinem Vater aufgestellten Pläne annahm, „fing an zu bauen das Haus des Herrn” auf einem Berge in der Stadt und wählte für das Fundament „große und köstliche Steine und gehauene Steine”. Daß Salomo seine Aufgabe gut ausführte, geht daraus hervor, daß sein Tempel über 400 Jahre stand.
Mrs. Eddy nahm den geistigen „Bau der Wahrheit” wahr und hinterließ der Menschheit in ihren Schriften das Muster davon. Die Art geistigen Bauens ist in ihren Schriften und ihrem Beispiel und in den umfangreichen äußeren Erscheinungen der von ihr gegründeten Bewegung zu finden. Diejenigen, die die Wahrheit über die Botin und die Botschaft wahrnehmen, werden erhabenem geistigen Denken entgegengehen. Sie werden die „köstlichen Steine” christusähnlicher Eigenschaften sammeln, den Grund legen und „den Bau der Wahrheit” in ihrem eigenen Bewußtsein errichten. So werden sie in Übereinstimmung mit den Worten und Werken Christi Jesu und der Offenbarung der Christlichen Wissenschaft ihr wirkliches, ewiges Selbst dartun.
 
    
