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Unser Leitstern

Aus der Mai 1942-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Eine in den Tropen Afrikas lebende Schriftstellerin hat die eigentümliche Schönheit der afrikanischen Nächte geschildert. In Afrika, schrieb sie, ist die von leuchtenden Sternen oder dem tropischen Mond erhellte Nacht die Reisezeit. Daher wird man mit den Sternbildern und ihren Stellungen am Himmel, sowie mit der Schönheit der Mond- oder Sternennächte vertraut. Wer die Pracht einer afrikanischen Nacht gesehen hat, kann sie nicht so leicht vergessen. In Palästina herrschen ähnliche Zustände. Die Sternbahnen sind den Nachtreisenden vertraut, und in biblischen Zeiten wurden sie beständig erwähnt. Das Gleichnis vom Leitstern ist also den Tropenbewohnern nicht fremd, weil sie die Führung, die die Sternbilder bieten, aus eigener Erfahrung kennen.

Auf unserer Reise himmelwärts können wir mit Nachtreisenden verglichen werden, die am Himmel den Leitstern suchen, der sie den Weg weisen und zu ihrem Ziel führen soll. Dies mag uns an die Weisen aus dem Morgenland erinnern, die einem Stern, den sie sahen, nach Bethlehem folgten.

In „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 238, 239) gibt uns Mary Baker Eddy die etwas erstaunliche Erklärung: „Das Kreuz ist das zentrale Sinnbild der Geschichte. Es ist der Leitstern in der Demonstration des christlichen Heilens—der Demonstration, durch welche Sünde und Krankheit zerstört werden”.

Was ist dieses Kreuz, das unser „Leitstern” auf unserer Reise vom Sinn zur Seele sein soll? Mrs. Eddy sagt uns (Wissenschaft und Gesundheit, S. 50): „Das wirkliche Kreuz, welches Jesus den Berg des Kummers hinantrug, war der Haß der Welt gegen die Wahrheit und die Liebe”. Wie, fragt man, kann dann „der Haß der Welt” unser Leitstern sein? Sind wir nicht verpflichtet, nur der Liebe zu folgen? Die Antwort muß sein, daß das Kreuz den Höhepunkt von Jesu großem Beweis der Macht der Liebe über den Haß bezeichnet.

Die meisten von uns befassen sich mit der Christlichen Wissenschaft, weil sie krank oder sündig oder unglücklich—oder alle drei—sind. Manche sind aus persönlichen Gründen unglücklich, andere fühlen sich von den Sorgen der Welt zu schwer belastet. Von allen diesen Zuständen verspricht die Christliche Wissenschaft sichere Befreiung. Alle, die sich in die Christliche Wissenschaft vertieft und sie ausgeübt haben, wissen, daß dies wahr ist, weil sie ihre Segnungen empfangen haben. Manche sind von sogenannten unheilbaren Krankheiten geheilt oder vom scheinbar bevorstehenden Tode errettet, andere von Sünde erlöst worden, und noch anderen ist ihr Kummer gelindert und ihr Verlustgefühl genommen worden.

In dieser ersten strahlenden Freude des Heilens mögen viele von uns gedacht haben, daß nichts mehr zu wünschen oder sogar zu erwarten übrig sei. Die Lasten mögen wohl in jenem ersten herrlichen Lichtblick „eines neuen Himmels und einer neuen Erde”, den die Christliche Wissenschaft dem erwachenden Denken gibt, fast ohne merkliche Anstrengung unserseits von uns abgefallen sein. Aber wenn die Jahre verfließen und neue Pflichten und Verantwortungen an uns herantreten, wenn das Forschen in der Christlichen Wissenschaft uns immer mehr die Notwendigkeit, christusähnlich zu werden, enthüllt, beginnt sich unser Gesichtspunkt etwas zu ändern.

Johannes sagt uns: „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit”. Zweifellos sprach Johannes hier von Christus Jesus; aber diese Fleischwerdung „des Wortes” ist auch auf jeden von uns anwendbar. Jeder von uns muß auf seine eigene Art für „das fleischgewordene Wort” in seinem Denken und an seinem Leibe zeugen; denn das Denken beherrscht den Leib. Werden Männer und Frauen, die mit Krankheit behaftet, durch die Wirkungen der Sünde zerrüttet oder durch Leiden erschöpft sind, durch christlich-wissenschaftliche Behandlung geheilt, so zeigt diese heilende Wirkung, daß sie „in die Männlichkeit oder Weiblichkeit des Christentums” hineinzuwachsen beginnen, wie unsere Führerin sagt (Miscellaneous Writings, S. 16); und es kommt der Tag, wo sie nicht mehr willens sind, wie in ihrer Kindheit zu sagen: „Dies ist genug vom Himmel auf Erden”. Diese Reise mag in der Zeit zu beginnen scheinen; aber sie führt in die Ewigkeit hinein, und der Leitstern des Beweises scheint über uns am Firmament.

Ist es nicht erfreulich zu wissen, daß uns das Kreuz, vor dem wir zurückschrecken, in Wirklichkeit nicht schaden kann, sondern uns zu unserer schließlichen Heilung und Erlösung von allen Ansprüchen des Fleisches führen muß? Denn das einzige, was je geopfert, je zerstört wird, ist der Glaube an das Böse, an die Materie. Nicht ein Tüttelchen des Guten kann je vernichtet werden. Wie wir die Unwirklichkeit eines Irrtumsanspruchs nach dem andern beweisen, hört das mentale Leiden auf, und wir gewinnen ein reicheres Verständnis der Macht Gottes, des allgegenwärtigen Guten. „Selig seid ihr”, sagte der Meister, „wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles wider euch, so sie daran lügen. Seid fröhlich und getrost; es wird euch im Himmel wohl belohnt werden”. Wir können uns freuen, daß wir durch Christus, die Wahrheit, die Kraft haben zu beweisen, daß Verfolgung, Haß und Grausamkeit keine Wirklichkeit haben; daß sie nicht bestehen und dem vollkommenen Menschen der Schöpfung Gottes nicht schaden können.

Wenn wir für das eintreten, was wir als recht erkennen, sollten wir nicht leiden: der Leitstern, der den Weg zum Aufgeben aller Materialität weist, scheint zu solchen Zeiten sehr hell. Wir blicken zum Firmament, zu dem geistigen Verständnis empor, das wir bewiesen haben, und sehen, gleichviel wie sehr sich die Finsternis der Materialität zu behaupten scheinen mag, im Zenith den Stern leuchten, der die Auferstehung voraussagt. Dies ist der Stern, der auf Jesus schien, als er langsam den Berg außerhalb der Tore Jerusalems hinaufstieg. Er muß zu ihm emporgeblickt haben, als das Kreuz schwer auf seiner Schulter lag. Sein Morgen des Beweises lag vor ihm und schien vielleicht einen Augenblick lang weit entfernt. Mrs. Eddy schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 50): „Die Last dieser Stunde war über alle menschlichen Begriffe schrecklich. Das Mißtrauen der sterblichen Gemüter, die nicht an den Zweck seiner Mission glaubten, war millionenmal schärfer als die Dornen, die sein Fleisch durchbohrten”. Aber über alles siegte er herrlich und endgültig. Das Grab wurde ein stilles Heiligtum für ihn, bis sein Werk vollendet war, und die Auferstehung erbrach die Tür des Grabes nicht nur für ihn, sondern als Beispiel auch für die Welt.

So soll es auch bei uns sein. Wir vergleichen weder unsere Anfechtungen mit den seinen, noch unsere Verherrlichung mit der seinen. Wir sind von seinem großen Siege noch weit entfernt. Aber eines Tages werden wir den Weg der Auferstehung gehen und so vollständig frohlocken wie er. Inzwischen können wir unseren geringeren Anfechtungen und Trübsalen mit stets zunehmender Erkenntnis ihrer Nichtsheit entgegentreten. Denn das ist die Lehre, die Jesus in erster Linie brachte, die Lehre, die die Christliche Wissenschaft einschärft und wiederholt, nämlich daß das Böse keine Macht hat, und daß Haß kein Dasein hat. Die Liebe thront.

Unsere Führerin bewies dies wie der Meister durch Heilen der Kranken und Sünder; und wir müssen es auch beweisen. Jeder kleinste Beweis des Guten ist ein Vorgeschmack der größeren Beweise, die wir alle schließlich erbringen müssen. Die Zerstörung des Bösen in einem Falle zeigt, daß das Böse nicht unüberwindbar ist und in Wirklichkeit kein Dasein hat. Wenn wir unser Kreuz auf uns nehmen, wenn wir zu unserem Leitstern emporblicken, beginnen wir zu beweisen, daß „der Haß der Welt gegen die Wahrheit und die Liebe” nichts anderes tun kann als uns dem Licht des Auferstehungsmorgens entgegendrängen.

Die Welt erkennt heute das Warnungszeichen, daß die Mächte des Bösen losgelassen sind. Was sollen wir angesichts dieser beunruhigenden Lage tun? Weist die Christliche Wissenschaft nicht den Weg? Lehrt sie uns nicht unser Kreuz auf uns nehmen und Christus nachfolgen? Denn nur so entfernen wir aus unserem Denken jene Gedanken der Habgier, des Hasses, der Rache und des Argwohns, des Vertrauens auf Materialität, die die Hauptursachen alles Kriegführens sind, und ersetzen sie durch die geistigen Eigenschaften Sanftmut, Liebe—universale Liebe—Wahrheit und Mut. Wir tun noch mehr: wir verlassen uns darauf, daß diese göttlichen Eigenschaften die Kundwerdung des Bösen überwinden und es in unserem Bewußtsein vollständig zerstören. Wir finden diese christusähnlichen Eigenschaften wesenseins mit der Kraft Gottes und beweisen ihre tatsächliche Herrschaft über die anmaßenden Vorspiegelungen des Bösen.

Wer von uns ist bereit, dies zu tun? Wir können nicht müßig beiseitestehen und zusehen, wie unser Geburtsrecht der Freiheit und des Guten für ein Linsengericht verkauft wird. Wir können unser Verständnis des Christus nicht für dreißig Silberlinge verschachern. Wir müssen recht wählen und unserer Wahl treu bleiben. Dann wird unser Leitstern vor uns am Firmament leuchten, sooft wir auf die Bergspitze der Gefahr und der Schwierigkeit hinaufsteigen. Das Kreuz wird uns nicht mehr auf die Erde niederdrücken; es wird leicht und sanft werden. „Mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht”, sagte Christus Jesus, der den Weg kannte und ihn unverzagt ging.

Dies ist der Weg der Christlichen Wissenschaft, der Weg des Christus. Er ist für das Fleisch nicht leicht; aber jede Tat der Selbstverleugnung bringt ihren Lohn in klarerer Erkenntnis. Schließlich wird der große Tag kommen, wo wir klar sehen werden, was unsere Sendung gewesen ist, und was unsere Arbeit bedeutet hat, und die volle Schönheit des Auferstehungsmorgens wird über uns gedämmert haben.

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