Einem verderbten Rechtssinn ist die Schuld an vielem von dem Unrecht zuzuschreiben, das die Menschen sich selber und einander zufügen. Im Geist und im geistigen Sinn gibt es keine Verderbnis, sondern Erkenntnis. Die Christliche Wissenschaft, das Gesetz Gottes, des unendlich Guten, führt einen aus dem Nebel und der Reibung des sterblichen Gemüts in den dauernden Frieden geistigen Verständnisses hinein.
Zu einer Zeit, in der die Weltnachrichten ungewöhnlich verwickelt und drohend scheinen, verdoppeln die Christlichen Wissenschafter jeder Staatsangehörigkeit die geistige Wachsamkeit, die sie vor der Schwäche und dem Schrecken falschen Zeugens schützt. Sich weigernd, im Denken oder in der Unterhaltung der Linie des geringsten Widerstandes zu folgen, hält der wahre Zeuge an positivem geistigen Denken fest. Er gibt sich keinem müßigen Bejammern übler Verfahren hin, die zu offenkundig sind, um wiederholt zu werden. Auch hört er nicht auf lebhaftes und verdunkelndes Kritisieren von Völkern und Lagen, um nicht das falsche Zeugen anderer zum Vorwand für sein eigenes falsches Zeugen zu machen. Zu allen Zeiten ist er bestrebt, für sich und seine Mitmenschen die allumfassende Vollkommenheit und den allumfassenden Frieden der göttlichen Liebe zu verwirklichen.
„Ein treuer Zeuge lügt nicht”. Standhaft an der einzigen Voraussetzung für rechtes Folgern, nämlich dem einen göttlichen Gemüt, festhaltend, läßt der Christliche Wissenschafter nur wahre Schlüsse zu. Mrs. Eddys Ermahnung (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 300): „Die menschliche Logik geht irre, wenn sie es unternimmt, korrekte geistige Schlüsse hinsichtlich des Lebens aus der Materie zu ziehen”, sorgfältig beachtend, bemüht er sich, die substantielle göttliche Logik, die die substanzlose Mutmaßung zum Schweigen bringt, zu erfassen.
Indem sich der Christliche Wissenschafter mit der Macht der Wahrheit wesenseins erklärt, wird er nicht durch die Trugbilder des materiellen Sinnes getäuscht. Nicht aufgeregt durch die Angriffe sterblichen Dünkels, anerkennt er nur ein Ich und ist im Frieden. So findet er in Prüfungszeiten sein Verständnis der Macht des göttlichen Prinzips gestärkt, nicht geschwächt. Er wird durch das Beispiel Christi Jesu, den der Offenbarer „den treuen Zeugen” nennt, und durch das Beispiel Mary Baker Eddys, die die Offenbarung der göttlichen Wissenschaft trotz Feindseligkeit und Hohn hochhielt, zu noch eifrigerem und ruhigerem wahren Zeugen angetrieben.
Wissenschaftlich wissend, daß es keine Abweichung von der göttlichen Wahrheit gibt, stimmt der Christliche Wissenschafter mit der Erklärung im Buche des Propheten Jesaja überein: „Ihr seid meine Zeugen, spricht der Herr”. Da es keinen falschen Gott gibt, gibt es keinen falschen Zeugen und kein beunruhigtes Bewußtsein. Unterhalb der Stürme an der Oberfläche ist die Meerestiefe ruhig. Der Friede der göttlichen Liebe, unendlich weit von sterblichen Störungen entfernt, ist ewig.
Der Christliche Wissenschafter ist nicht mit einem Gefühl innerer Ruhe zufrieden. Für ihn sind die Lebensfragen: Wie soll ich mein geistiges Verständnis zum Segen der Menschheit anwenden? Wie soll ich bei den in die Augen stechenden Kopfzeilen und dem Geschrei des Rundfunks folgerichtig wahr denken können? Wie kann ich das „stille sanfte Sausen” hören, solange Kriegsgeschrei alles zu übertönen scheint? Soll ich offenkundiger Verwirrung, Furcht, Bestürzung gegenüber gefühllos sein? Gewiß nicht; denn als Christlicher Wissenschafter ist er aufgefordert, Nächstenliebe auszudrücken, die Leidtragenden zu trösten, für tätigen guten Willen —Gottes Willen in Tätigkeit—d.h. für den Himmel auf Erden einzutreten. Während er jederzeit zwischen dem Wirklichen und dem Falschen unterscheidet, frönt er keinem Persönlichen Sinn, sei es der Verdammung oder des Lobs. Als Gottes Zeuge hält er au der geistigen Tatsache der allumfassenden Vollkommenheit fest.
Die Gewißheit geistigen Erwachens für alle leuchtet aus der im Propheten Jesaja berichteten ermutigenden Erklärung hervor: „Ich vertilge deine Missetaten wie eine Wolke und deine Sünden wie den Nebel. Kehre dich zu mir; denn ich erlöse dich”. Dankbar wird der Christliche Wissenschafter die Zärtlichkeit der göttlichen Liebe gewahr, die „das Böse nicht zurechnet”, und die der Menschheit Wiederherstellung, nicht Wiedervergeltung—Erlösung, nicht Verdammnis—bringt.
In der unbedingten Wahrheit ist unbedingte Einigkeit. Von göttlicher Weisheit beschützt, wird der Christliche Wissenschafter nicht in heftige Auseinandersetzungen über jeweilige Ereignisse verwickelt, über die auseinandergehende und wechselnde Ansichten herrschen. Überhebliche, vielseitige menschliche Ansichten sollten zum Schweigen gebracht, nicht zur Schau getragen werden. Da er beobachtet, daß unbedachte Erörterungen leicht zu Verbitterung zwischen denen führen, die sich damit abgeben, befolgt er ruhigen Herzens die liebevolle Ermahnung und Einschärfung des Jakobus: „Aus einem Munde geht Loben und Fluchen. Es soll nicht, liebe Brüder, also sein”. In „Christian Healing” (S. 10) erklärt unsere geliebte Führerin: „Das Gute hat nur eine Seite,— es hat keine böse Seite”. In geistiger Wahrhaftigkeit ist geistige Kraft. Die unwandelbare Wahrheit hat nur eine Seite.
Die Menschheit hat wie ein ungezogenes Kind viele Lehren zu lernen. Jedermann kann, vorausgesetzt daß er der bestimmten und sanften Führung der Christlichen Wissenschaft folgen will, aus eigenem Triebe und freudig, nicht ungern und traurig, alles lernen, was er zu lernen braucht. Wer wahrhaft demütig ist, erleidet keine Demütigung. Das Gesetz des göttlichen Gemüts für alle seine Ideen ist Gerechtigkeit, Harmonie, ewige Einheit.
Sowohl in der Einsamkeit als auch im Umgang mit seinen Mitmenschen ist die Zeit des Christlichen Wissenschafters gut zugebracht, wenn er standhaft für die Vollkommenheit Gottes, des Menschen und des Weltalls zeugt, und zwar nicht nur für diejenigen, die ihm am nächsten stehen und ihm am liebsten sind, sondern ebenso auch für die ganze Menschheit. In dem unendlichen Gemüt und seiner unteilbaren Kundwerdung gibt es keine Rassen- oder nationalen Schranken. Universales wahres Denken schließt diese Tatsache in sich und erwartet deren greifbare Früchte in der menschlichen Erfahrung.
Indem der Christliche Wissenschafter jederzeit die Gabe geistig inspirierten und bewachten Redens schätzt, bewahrt er seine Unterhaltung vor der niederziehenden Neigung, die beansprucht, ansteckend zu sein. Mit Frieden im Herzen befolgt er Mrs. Eddys wohltätigen Rat (Nein und Ja, S. 8): „Vermeide dem Irrtum Stimme zu leihen, äußere vielmehr die Wahrheit über Gott und die Schönheit der Heiligkeit, die Freude der Liebe und ‚den Frieden Gottes, welcher höher ist denn alle Vernunft‘, und empfiehl allen Menschen Gemeinschaft in den Banden Christi”. In den heiligen Banden der Wahrheit ist ewige Freiheit.
Jeder, der sich nach geistiger Erkenntnis, innerer Freude, Frieden im Herzen sehnt oder auch nur unsicher danach tastet, findet sie, indem er „der Schönheit der Heiligkeit” immer näherkommt. Er beweist, daß „derselbe Geist Zeugnis gibt unserm Geist, daß wir Gottes Kinder sind. Sind wir denn Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi”.
