Jesus ließ weder Zeit, noch Ort oder Umstand seine heilende Arbeit stören. Nach den biblischen Geschichten wurden Leute in den Synagogen durch Jesu Lehre und Ausübung geheilt, obgleich solche anwesend waren, die gegen ihn und sein Wirken verschiedene Haltungen einnahmen: manche waren gleichgültig, andere widersprachen offen und waren unfreundlich. Offenbar ließ sich Jesus durch das, was die Anwesenden dachten oder taten, nicht beeinflussen.
Jesus war sich beständig der Wahrheit bewnßt, die Mrs. Eddy mit den Worten ausdrückte: „Der unendliche Raum ist von Gottes Ideen bevölkert, die Ihn in zahllosen geistigen Formen widerspiegeln” (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 503). Weil Jesus wußte, daß der Mensch nicht materiell ist, nicht in einer materiellen Welt lebt, war er nicht den Begrenzungen materieller Annahmen unterworfen. Er erkannte sein wahres Selbst als Gottes geistige Idee, die in einer Welt geistiger Ideen lebte.
Wissenschaftlich gesprochen sind wir in unserem wahren Selbst geistig und weilen in der Welt des Gemüts. In Wirklichkeit gibt es keinen andern Aufenthaltsort. Obgleich Jesus angezweifelt und mißverstanden wurde, tat er seine Arbeit gewissenhaft und gut, da er wußte, daß die einzige Umgebung die allumfassende Liebe ist. Diese Tatsache ist zu allen Zeiten die Grundlage der Lösung vieler schwieriger Lagen gewesen. Daniel wußte dies, als er in der Löwengrube war. Paulus und Silas wußten es, als sie im Gefängnis waren, und Jesus wußte es im Grabe, wußte es so gewiß, daß er in drei Tagen von dem Glauben an den Tod frei war.
Scheint es, daß unsere Umgebung unsern rechtmäßigen Fortschritt hindert? Dann ist es hilfreich, sich zu fragen: „Sehe ich mich als materiell an und lebe ich in einer materiellen Umgebung mit allem, was diese in sich schließt, oder sehe ich, daß ich in Wirklichkeit geistig, Gottes Idee, bin und in der Welt des Gemüts lebe?” Den Menschen als materiell ansehen und glauben, daß er in einer materiellen Welt lebe, begrenzt den Beweis der unendlichen Fähigkeit und Kraft, die der Mensch durch Widerspiegelung hat, nicht nur, sondern vereitelt ihn auch. Aber jeden Glauben an irrige tätige oder untätige Zustände durch die Erkenntnis des immerwirkenden Gesetzes des göttlichen Gemüts im Denken umkehren, heißt das ewig harmonische Sein beweisen.
Das heißt nicht, daß wir materielle Zustände außer acht lassen, sondern Herrschaft über sie gewinnen sollen. Wenn man sich in einer unerfreulichen Umgebung befindet, ist man manchmal versucht, etwas Materielles zu tun, die Umgebung zu ändern, indem man seinen oder eines andern Platz wechselt, während doch die Lösung des Problems darin besteht, daß man sein Denken über den materiellen Sinn der Dinge erhebt und sich die Wahrheit vergegenwärtigt, daß der Mensch geistig ist und in einer vollkommenen, geistigen Welt lebt. Ein christlich-wissenschaftlicher Beweis hat im Grunde nichts mit Materie zu tun, sondern ist die Vergegenwärtigung der Allheit des Geistes und der Nichtsheit der Materie oder des Bösen, und dieses rechte Wissen kommt in der Verbesserung unserer menschlichen Umgebung zum Ausdruck. Man muß sein wahres Selbst als geistig, unzertrennlich von Gott, nie in etwas Unharmonischem oder als Teil davon sehen.
Mrs. Eddy schreibt in ihrer Botschaft an Die Mutterkirche für das Jahr 1901 (S. 20): „Der Christliche Wissenschafter ist allein mit seinem eigenen Sein und mit der Wirklichkeit der Dinge”. Es ist keine Wirklichkeit in Disharmonie, und in der Wissenschaft kann man nicht in der Unwirklichkeit weilen. Daher kann man klar die Wahrheit sehen, daß man als der Ausdruck des Gemüts mit seinem eigenen Sein und mit der Wirklichkeit alles dessen, was besteht, allein ist.
In dem Maße, wie die Christlichen Wissenschafter lernen, ihr wahres Selbst gewohnheitsgemäß als geistig, als im Gemüt weilend, nur als den Ausdruck geistiger Eigenschaften anzusehen, wird die harmonisierende Wirkung dieses rechten Wissens in der menschlichen Umgebung gefühlt werden. Weil Jesus die Gegenwart der göttlichen Liebe kannte, waren seine Heilungen augenblicklich und dauernd.
Manchmal hören wir sagen: „Ich denke, ich sollte bleiben, wo ich bin, bis ich meinen Beweis erbringe”. Heißt dies aber nicht Wirklichkeit in unharmonischen materiellen Zuständen zugeben? Wenn wir erkennen, daß unser wahres Selbst geistig ist und in einer geistigen Welt weilt, können wir jederzeit wissen, welchen menschlichen Weg wir einschlagen müssen. Es wechselt einer seine Umgebung nicht oder bleibt in ihr, um die Christliche Wissenschaft zu beweisen, sondern er findet, daß seine Umgebung seinem rechten Denken entspricht, wenn er wissenschaftlich die Wahrheit über sich und seine Angelegenheiten bestätigt.
Dem Christlichen Wissenschafter ist es klar, daß das bloße Wechseln eines materiellen Platzes nicht unbedingt ein wissenschaftlicher Beweis ist; aber man kann als Ergebnis eines Beweises zu einem Wechsel geführt werden. Jede Lage ist im Grunde mental, und nur wenn das Denken durch die Wahrheit geändert wird, wird die Lösung des Problems gefunden. Die Tatsache, daß nur das geistige Dasein wirklich ist, muß von dem Glauben, daß der Mensch materiell sei und in materiellen Umgebungen lebe, klar unterschieden werden.
Daher muß eine materielle Annahme, die sich unharmonische Umgebung nennt, als falsche Annahme erkannt werden. Mrs. Eddy stellt klar fest (Wissenschaft und Gesundheit, S. 71): „Das Böse hat keine Wirklichkeit. Es ist weder Person, Ort noch Ding, sondern einfach eine Annahme, eine Trugvorstellung des materiellen Sinnes”.
Bei den heutigen wechselnden Ereignissen kann man zuweilen versucht sein, dem falschen Glauben an unharmonische Umgebung zu erliegen und in materiellen Ausdrücken zu denken, besonders wenn die allgemeine Haltung von Furcht ergriffen oder verwirrt ist. Als Jesus einmal in einem Schiff schlief, weckten ihn seine erschreckten Gefährten auf und sagten zu ihm, daß sie wegen des Sturms in Gefahr seien, unterzugehen. Jesus wurde von ihrer Furcht nicht beeinflußt, weil er wußte, daß sie in Wirklichkeit in einer geistigen Welt weilten, in der es nichts zu fürchten gibt. Er stand ruhig auf und wies das sterbliche Gemüt zurecht, beruhigte den Wind und stellte Harmonie her. Er wußte die Wahrheit über die Lage, fürchtete sich nicht und bewies so die Wahrheit über Gott und den Menschen.
Neid, Eifersucht, Furcht, Groll und Krankheit sind böse Einflüsterungen, die rechtem Wissen weichen. Diese Irrtümer haben in der Welt des Gemüts keinen Raum. Der Glaube an eine irrige Umgebung kann einen Menschen nur in dem Verhältnis beeinflussen, wie er die Materialität für wirklich hält. Wenn man seinen Begriff von sich und seiner Erfahrung in das geistig mentale Reich erhebt, erkennt man das, was zu beunruhigen schien, als Trugvorstellung. Wenn das Denken vergeistigt wird, drückt unsere Umgebung immer mehr Harmonie und Frieden aus.
Nichts in der materiellen Umgebung des wachsamen Christlichen Wissenschafters kann seinen geistigen Fortschritt hindern, solange er unbeirrt in Übereinstimmung mit dem unendlichen Gemüt und den Ideen des Gemüts denkt. Jesus sagte: „Ich und der Vater sind eins”. So erklärte er sich vollständig als geistig und zeigte uns den Weg zur Herrschaft über allen materiellen Glauben.