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Reife

Aus der September 1943-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wahre Reife ist nicht das Ergebnis sterblichen Wachstums oder sterblicher Entwicklung. Sie wird nicht durch den Übergang von der Kindheit zur Mannheit erlangt. Reife ist ein Bewußtseinszustand. Sie ist die ewige Entfaltung des Menschen in Gottes Bild.

Die Jugend blickt sehnsüchtig nach der menschlichen Reife in Erwartung ihrer Vorteile, wenn nicht ihrer Verantwortungen. Aber wer kann mit zunehmenden Jahren, mit dem Vorteil der Gelehrsamkeit und einer reichen Erfahrung behaupten, daß diese die Menschen gegen ganz unreife Verfahren und Beweggründe gesichert haben? Durch die Jahrhunderte hindurch sind Gewaltherrschaft und Gewalttätigkeit, Leidenschaften und Vorurteile nicht vernichtet worden.

Auf Seite 11 in „Unity of Good” schreibt Mary Baker Eddy: „Jesus bedurfte weder der Kreisläufe der Zeit noch des Denkens, um Tauglichkeit zur Vollkommenheit und ihre Möglichkeiten zur Reife zu bringen”. Er, der vom Vater kam und wußte, daß er der Vertreter des Gemüts war, hatte es nicht nötig, Jahre mit materieller Forschung, mit praktischen Versuchen, mit eingehendem Studium der Philosophien und Methoden der Menschen zuzubringen, um Vollkommenheit auszudrücken und darzutun. Er, der von sich erklärte: „Ehe denn Abraham ward, bin ich”, bekundete die Reife der Göttlichkeit. Er enthüllte in seinen Worten und Taten, in seinem prophetischen Urteil, daß deren Quelle und Inspiration vom göttlichen Gemüt waren. Daher nahm er wahr, was in den Herzen der Menschen war, obgleich er nicht Psychologie studiert hatte. Und so kam es, daß er die Kranken ohne ärztliche Kenntnisse heilte; daß unter Schriftgelehrten, Pharisäern und Sadduzäern und in Gegenwart des römischen Landpflegers die Unreife seiner Gegner in offenkundigem Gegensatz zu seiner Reife bloßgestellt wurde.

„Von betäubenden Trugvorstellungen eingelullt, schläft die Welt in der Wiege der Kindheit und verträumt die Stunden”, schreibt Mrs. Eddy auf Seite 95 des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift”. Und in der Randüberschrift stehen die bedeutsamen Worte: „Geistiges Erwecken”.

Unsere Führerin wußte, daß die Welt aus ihren Trugvorstellungen aufgeweckt werden muß, und grenzenlos waren ihre Liebe und ihr Dienst, womit sie die Welt aufzuwecken suchte. Diejenigen, die ihren Ruf beachtet haben und beachten, erkennen, daß wahre Reife ungeachtet der zu lernenden wesentlichen Lehren, ungeachtet aller Opfer und Leiden nur kommt, wenn sterbliche Annahmen durch geistige Tatsachen verdrängt werden; wenn gelernt wird, was auf geistiges Wissen gegründet ist.

Als in den letzten Jahren die gewalttätigsten und stürmischsten Angriffe in allen Richtungen auf die Zivilisation und das Christentum gemacht wurden, nachdem sich diese Jahrhunderte der Gelehrsamkeit, der Diplomatie und des Wissens zur Beschützung und Sicherung ihrer Reife erfreut hatten, zeigte es sich, daß Menschen und Völker „von betäubenden Trugvorstellungen eingelullt” waren. Manche glaubten, sie seien ohne menschliches Opfer oder Disziplin ihrerseits sicher. Andere, das Dasein für materiell haltend, glaubten, sie seien hoffnungslos in der Gewalt derer, deren Materialität größer und geschickter ist als die ihrige. Nicht durch Abhängigkeit oder Gleichgültigkeit, nicht als Ergebnis mühsamer Arbeit, des Leidens oder der Gelehrsamkeit ist Reife und daher Vollkommenheit zu verwirklichen, sondern in geistigem Erwachen. Durch Festhalten an Eigenschaften, die das Erfassen des Ideals der Wahrheit und daher die Hingebung daran sichern, wird der Christus enthüllt.

Wie ernstlich doch Paulus die Kolosser vor „der Philosophie und vor loser Verführung nach der Menschen Lehre und nach der Welt Satzungen” warnte! Wie eindringlich er sie daran erinnerte, daß in Christus allein „die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig wohnt”! Einerseits Reife, die unendliche Intelligenz des wahren Seins, anderseits Unreife, die Trugvorstellung, die die Menschen im Intellektualismus, in Abgötterei, in der Sinnlichkeit der Materialität, mit dem Glauben an jede andere Sicherheit als die des Geistes schlafend hält. Wenn die Menschen dazu erwachen, daß sie sich mit der ewigen Allumfassenheit des Seins wesenseins erklären, sehen sie, daß es keine Rechtsgültigkeit, keine Entschuldigung für das Unvollkommene und Unvollständige gibt. In diesem Sichwenden vom materiellen zum geistigen Selbst glauben sie nicht mehr, daß sie durch menschliche Zeugung leben und hier seien; daß sie der Zeit wegen jung oder alt seien; daß sie durch sterbliche Entscheidung dem Untergang geweiht seien.

Den Menschen—des Gemüts Evidenz seiner selbst—erkennend, entdeckt das Denken Reife. Wenn dies stattfindet, bringen die Menschen ihre Tage nicht mehr mit der Betrachtung materieller Entwicklung, sterblicher Erwartung, mühsamen Planens für eine zukünftige Unsterblichkeit zu, sondern erkennen, daß sie bei dem verweilen müssen, was ewig im Bewußtsein der Vollkommenheit und seiner Möglichkeiten ist. So wird Fortschritt nicht mehr als der Übergang von einer Erscheinungsform menschlichen Geschehens zu einer andern angesehen. Das Erlangen des menschlich Guten, der Erwerb menschlichen Wissens ist nicht mehr das Endziel der Menschen. Diese sind nur vorübergehend und dem Gewahrwerden des geistigen Seins, der Wahrheit, untergeordnet, die nicht unentwickelt und weit entfernt, sondern vollständig und immer gegenwärtig ist.

Im Bewußtsein seines Erbes der Herrschaft erhebt sich der Denker von der „Kindheitswiege” der Welt, von den rohen Freuden und den schrecklichen Tyranneien sterblicher Annahme, von einlullenden Trugvorstellungen und plötzlichem bitterem Erwachen. Er erkennt, daß der wahre Stand des Menschen, der sich immerdar in der Welt des Gemüts entfaltet, der einzige Mensch ist, den es gibt. Er sieht sich nicht gehemmt, wankelmütig, unreif, sondern gewappnet, feststehend, vollständig. Auf Seite 246 in Wissenschaft und Gesundheit hat unsere Führerin geschrieben: „Der Mensch, der vom unsterblichen Gemüt regiert wird, ist immer schön und groß. Jedes kommende Jahr bringt Weisheit, Schönheit und Heiligkeit zur Entfaltung”.

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