Verlust ist eine der gewöhnlichsten Einflüsterungen des Bösen, die die Sterblichen bedrängen. Für den materiellen Sinn ist alles, was die Sterblichen haben—Gesundheit, Glück, Mut, Ideale, ein guter Name, ein Platz, Besitztümer, Gesicht, Gehör, Freunde, Verwandte und sogar das Leben selber—dem Verlust ausgesetzt. Verlust ist mit großen Buchstaben an den Himmel der sterblichen Erfahrung geschrieben. Wie jede Erscheinungsform des Bösen findet auch diese gottlose Lüge ihren Zerstörer in der Christlichen Wissenschaft.
Was wir Verlust nennen, ist der Ausdruck des Glaubens, daß negative, unwissende Kräfte uns auf verschiedene Arten entziehen oder nehmen können, was zu unserer Vollständigkeit normal ist, so daß uns etwas fehlt und wir unvollständig sind. Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß Verlust so unwahr ist wie Sünde und Krankheit. Gott, das allwissende Gemüt, verursacht, erlaubt oder duldet keinen Verlust. Alles, was Gott macht, ist über Verlust erhaben und besteht immerdar in Ihm so unverlierbar, wie Ideen dem Gemüt unverlierbar sind; denn alles, was ist, ist das Gemüt und seine Ideen, wovon und worin es keinen Verlust gibt.
Der Meister erklärte die geistige Tatsache mit den Worten: „Das ist der Wille des Vaters, der mich gesandt hat, daß ich nichts verliere von allem, was er mir gegeben hat, sondern daß ich’s auferwecke am Jüngsten Tage”. Von allem, was Gott, die Liebe, zur Vervollständigung Seines Bildes, des Menschen, ewig gibt, kann nichts entzogen werden, weggenommen werden oder verlorengehen. Die Kräfte Gottes wirken von selbst, alles, was zum Menschen und zur göttlichen Ordnung gehört, zu erhalten, zu schützen und fortbestehen zu lassen. Sie vereiteln und verhindern das Wirken aller gottlosen Kräfte, die zu zersetzen, zu trennen, zu erschöpfen oder Verlust zu verursachen suchen. Tatsächlich kann nur ein falscher Sinn des Lebens und der Schöpfung verlorengehen. Alles, was der Grundirrtum, das sterbliche Gemüt, hervorzurufen beansprucht, ist früher oder später dem Verlust unterworfen; denn es ist von Natur sterblich, vergänglich, verlierbar. Alles, was Gott macht, ist gegen Verlust geschützt; denn es ist ewig Gottes unsterblicher Ausdruck. Mrs. Eddy schreibt: „Nie geht etwas von dem, was Gott gibt, verloren” (Miscellaneous Writings, S. 111).
Die Christliche Wissenschaft hilft ihren Schülern des Vaters Willen tun und den von Gott geschaffenen Menschen und seine unverlierbare Vollständigkeit an diesem Tag der Erscheinung Christi ans Licht bringen, im Bewußtsein erhöhen.
Was kann einer tun, wenn er etwas materiell Notwendiges verloren hat? Er kann erkennen, daß er nicht das ist, wofür ihn das irrende sterbliche Gemüt ausgibt: ein Sterblicher, der etwas Notwendiges verloren hat. Statt dessen wendet er sich zu Gott und Seiner Idee und weiß, daß das sterbliche Gemüt und dessen verlustleidender Sterblicher gleich trügerisch und unwahr sind; daß die einzige Tatsache Gottes unendliche Allgegenwart ist, worin Gottes Gesetz beständig wirkt, den Menschen mit allem, was zu seiner Individualität als Gottes Widerspiegelung und Gleichnis gehört, geistig, gesund und unversehrt zu erhalten.
Er weiß, daß Gott oder Sein Mensch die negative Einflüsterung oder mentale Erfahrung Verlust nie gehört, gedacht oder gefühlt hat. Diese Tatsache wissend, können wir beweisen, daß sich Furcht vor Verlust nicht im Menschen an die Stelle seines geistigen Sinnes des Seins, der von keinem Verlust weiß, setzen kann.
Arbeitet der Christliche Wissenschafter zu wissen, daß ein verlorener Gegenstand zurückgegeben werden wird? Nein, denn dies würde das Setzen des menschlichen Wunsches oder Willens an die Stelle des Wirkens des göttlichen Gesetzes sein. Seine Arbeit besteht nicht bloß im Beschützen eines Sterblichen vor dem Verlust von etwas Materiellem, sondern in der Bloßstellung des irrtümlichen Lügensinnes des Daseins und des Menschen mit dem ihn begleitenden Argument Verlust und, durch Erfassen der geistigen Ordnung, in der Zerstörung seiner Furcht vor der Einflüsterung oder seines Glaubens an die Einflüsterung, daß materielle Kräfte ihn gemacht haben, und daß sie ihn jetzt seiner Vollständigkeit beraubt haben. Mit andern Worten, er muß seine Überlegenheit über den Lügensinn des Verlusts bestätigen, sei es hinsichtlich eines Krams, einer Wertsache oder eines Freundes. Sein Fels ist die geistige Tatsache, daß alles, was der Vater ihm gibt—und Gott gibt alles, was den Menschen ewig gesund, glücklich, erfolgreich und vollständig macht—gegen Verlust geschützt ist; denn es besteht ewig vor Gott unversehrt, unverlierbar als Seine unveränderliche Kundwerdung fort.
Gewiß ist das Ergebnis eines solchen Denkens oft, aber nicht unbedingt die Wiedererlangung eines verlorenen Besitzes. Was immer geschehen sollte, wenn der Wissenschafter die Unmöglichkeit eines in dem von der Liebe regierten Reich Gottes vorkommenden Verlusts klar sieht, ist das Verstummen der angreifenden bösen Einflüsterung einer Schöpfung, wo Verlust vorkommen kann oder vorgekommen ist. Wenn diese Lüge zum Schweigen gebracht ist, werden in den menschlichen Angelegenheiten des einzelnen angemessene Berichtigungen eintreten, die beweisen, daß der Liebe fortdauerndes Gesetz der Versorgung des Menschen über einen Sinn materiellen Eigentums und seines Verlusts erhaben ist. Dann wird für sein menschliches Bedürfnis auf Gottes Art und Weise reichlich gesorgt werden.
Ein Oberrealschüler, der etwas von der Christlichen Wissenschaft verstand, war durch den Verlust seiner Verbindungsnadel sehr beunruhigt. Andere in der Schule hatten den gleichen Verlust zu beklagen. Demütig richtete er, um Hilfe bittend, sein Denken auf Gott und hörte die einfache Botschaft: „Du brauchst weiter nichts zu tun als den Glauben an den Sinn des Verlusts, den du hast, zu zerstören”. Ernstlich war er bestrebt, dies zu tun, bis sein Denken furchtlos und frei war. Bald darauf wurde die Nadel und auch andere, die verschwunden waren, zurückgegeben.
Eine andere Schülerin war der Versuchung erlegen, sich durch eine dritte Schülerin so viele Nadeln zu verschaffen, als diese unehrliche Mitschuldige stehlen konnte. Das Ergebnis der Arbeit des Christlichen Wissenschafters war, daß ihr Denken sich änderte, daß sie ihre Missetat bereute und dafür sorgte, daß alle Nadeln zurückgegeben wurden. Die Lüge des sterblichen Gemüts, daß sie Unehrlichkeit und damit Verlust hervorrufen könne, war als unwahr und verbesserlich bewiesen worden von einem, der sich weigerte, an eine andere Ordnung als die Ordnung Gottes zu glauben, wo Verlust nie vorkommen kann, weil für das göttliche Gemüt und seine Ideen Verlust undenkbar, unkennbar und unbekannt ist.