Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

„Bist du treu? Liebst du?”

Aus der November 1944-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ein gelehrter chinesischer Menschenkenner hat bemerkt, daß er große Achtung vor den Christen habe und sie liebe, wenn sie wie Christen handeln. Was für eine Aufforderung dies an diejenigen ist, die vorgeben, Nachfolger des demütigen Nazareners zu sein! Will es nicht scheinen, daß dieser orientalische Beobachter die Ideale Christi Jesu schärfer gewahr wurde als viele, die sich prahlerisch in christliche Gewänder kleiden?

Der Leser kennt vielleicht die Geschichte des gescheiterten Matrosen, der sich einbildete, daß die Insel, auf der er sich befand, von Menschenfressern bewohnt sei. Aus Furcht vor den Wilden getraute er sich wochenlang nur bei Nacht aus seinem Versteck hervor. Aber eines Tages hörte er herannahende Fußtritte und die Stimmen zorniger Menschen. Er hatte sich schon damit abgefunden, sich zu ergeben und dem Elend ein Ende zu machen, als zwei Weiße, ein Mann und eine Frau, ganz nahe an ihm vorübergingen und in unverkennbarem Angelsächsisch heftig miteinander stritten. Auf die Knie sinkend, rief er inbrünstig aus: „Gott sei Dank, es sind Christen!”

Nun zeigt der Meister in einem kurzen Satze der Menschheit, woran ein Christ zu erkennen ist. Wir lesen im 13. Kapitel des Evangeliums des Johannes: „Dabei wird jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seid, so ihr Liebe untereinander habt”. Von der Liebe als einem sinnverwandten Ausdruck für Gott sprechend, schreibt die geliebte Führerin der christlich-wissenschaftlichen Bewegung Mary Baker Eddy (Miscellaneous Writings, S. 249, 250): „Welch ein Wort! Ich stehe in Ehrfurcht davor! Über was für unendliche Welten es herrscht und allerhaben ist!” Weiter unten fügt sie dann hinzu: „Kein Wort wird öfters falsch ausgelegt; kein Gedankenbild weniger verstanden”.

Es kann gesagt werden, daß das Leben und die Werke dieser gerechten Frau die christliche Liebe erläutern. Verspottet und geschmäht von denen, die ihre umwälzende Botschaft falsch verstanden und zurückwiesen, arbeitete sie, ohne zu klagen, tapfer weiter und gab sich keiner bitteren Gegenbeschuldigung hin. Ihre eigenen Worte ziehen die Vorhänge beiseite und geben der Welt einen Einblick in ihr wirkliches Wesen wie folgt (Miscellaneous Writings, S. 11, 12): „Ich möchte gern allen, die mich nicht lieben, die Hand drücken und zu ihnen sagen: ‚Ich liebe Sie und würde Sie nicht wissentlich kränken‘. Weil ich so fühle, sage ich zu anderen: Hasset niemand; denn Haß ist eine Pestbeule, die ihr Gift verbreitet und schließlich tötet”.

In diesen Tagen, wo die höllischen Kriegsflammen die menschliche Gemütsbewegung bis zur Fieberhitze gesteigert haben, ist die vorherrschende Frage im Denken vieler Leute: Wie kann man anders als unmenschliche, gewissenlose Feinde hassen? Wiederum, wenn dieser gegenwärtige böse Kriegstraum zu Ende sein wird, wie können wir mit den Millionen gequälter, hassender, rachsüchtiger Mentalitäten, die der Streit hinterlassen hat, verfahren? Die Lehren Christi Jesu, die die Christliche Wissenschaft mit „mitfolgenden Zeichen” wieder betont und erklärt, enthalten für die Menschheit ihre größte Hoffnung in dieser dunklen Stunde. Folgendes ist das Heilmittel: Liebe, unpersönliche Liebe, geistige Liebe; Liebe, das Verständnis Gottes, das heilt; Liebe, die die Widerspiegelung des Vater-Mutter ist, der die Liebe selber ist.

Behaupten Sie, mag ein ungläubiger, sogenannter Realist fragen, daß wir auf einen brutalen Feind, den wir wegen seines Verrats auf die Knie bringen mußten, mit einem Gefühl der Liebe blicken können? Können wir hoffen, seinen Haß gegen uns zu unterdrücken? Der Christliche Wissenschafter antwortet mit Ja. Er hat durch die Lehren Jesu erkennen gelernt, daß einer der sündigt, wirklich nicht weiß, was er tut; daß er tatsächlich das Opfer einer Irrsinnsform ist. Wer kann mit einem Irrsinnigen oder einem, der im Schlaf redet, kein Erbarmen haben?

Wenn wir einen schönen Schmetterling in einem Spinngewebe festgehalten sehen, verdammen wir dann den Schmetterling oder die Spinne und ihr Gewebe? Daher weiß der Christliche Wissenschafter zuerst, zuletzt, jederzeit, daß die unbeirrt christliche Haltung gegen die im Irrtumsgewebe festgehaltenen Brüder ist: „Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!” Der nächste Schritt in christlicher Liebe ist zu wissen, daß es in Sünde weder Vergnügen, noch Macht oder etwas Anziehendes gibt. Wer würde sündigen, wenn er nicht glaubte, daß es ihm ein gewisses Maß Befriedigung gewähren würde? Zuletzt lehrt die Wissenschaft, daß das Verständnis der Allgegenwart und Macht der göttlichen Liebe den sterblichen Sinn der Lust im Bösen zerstört. Mit dieser Zerstörung kommen unvermeidlich Reue und Besserung und Befreiung der Menschheit von der Knechtschaft der Sünde. Ist dies nicht erlösende christliche Liebe in die Tat umgesetzt?

Überall werden gegenwärtig Stimmen laut, daß der Friede nicht verpfuscht werden darf, wenn die tollen Kriegshunde angekettet und gezähmt sind. Wollen wir am Friedenstisch mit Gebeten anwesend sein, die von Nutzen sind, die „mächtig sind vor Gott, zu zerstören Befestigungen”? Dann, christliche Mitkämpfer, laßt uns heute und jeden Tag scharf auf unser eigenes Denken achten! Laßt uns den seelenaufrüttelnden Ruf unserer Führerin hören (Miscellaneous Writings, S. 238): „Hast du dem Selbst entsagt? Bist du treu? Liebst du?”

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / November 1944

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.