Wenn wir im Ergründen der Christlichen Wissenschaft Fortschritt machen wollen, müssen wir uns ehrlich fragen, ob wir die viel umfassende Erklärung des Apostels Johannes: „Meine Lieben, wir sind jetzt die Söhne Gottes” ohne Vorbehalt angenommen haben. Das Wort „jetzt” ist nicht eingeschränkt. Es bedeutet genau, was es sagt. Nicht morgen, nicht in einem künftigen Zustande, sondern im gegenwärtigen Augenblick sollen wir das wirkliche Sein, die wahre Sohnschaft, in vollem Umfange erkennen und annehmen.
Nie sollte man vom Standpunkt gegenwärtiger Vollkommenheit abweichen. Trotz des Augenscheins der materiellen Sinne, der negativen Suggestionen des fleischlichen Gemüts, der Saumseligkeit menschlichen Denkens werden wachsame Christliche Wissenschafter das Jetzt des wahren Seins annehmen und bewahren.
Die Wissenschafter sind allgemein geneigt, diese Grundtatsache wahrer Sohnschaft in ihrer täglichen Arbeit zu erklären, aber nicht die gegenwärtige Möglichkeit der ganzen Anwendung ihrer Erklärung zu sehen. Sie hegen stille Vorbehalte, und sie mögen sagen: „Im absoluten Sinne der Dinge ist es wahr, daß ‚wir jetzt die Söhne Gottes sind‘; aber menschlich müssen wir uns natürlich nach und nach aus der sterblichen Vorstellung des Seins herausarbeiten. Wir leben jetzt in einer materiellen Welt und können nicht mit einem Satz von einem Daseinszustand zu einem andern springen, so gern wir es möchten”. Man sollte bedenken, daß es nicht zwei Jetzt, zwei gegenwärtige Zustände des Seins gibt. Es gibt nur einen! „Wir sind jetzt die Söhne Gottes”. Auf Seite 49 in „Unity of Good” schreibt Mary Baker Eddy: „Es gibt nicht zwei Wirklichkeiten des Seins, zwei entgegengesetzte Daseinszustände. Einer sollte uns wirklich und der andere unwirklich scheinen, sonst verlieren wir die Wissenschaft des Seins. Stehen wir nicht fest in der grundlegenden Wahrheit, so lassen wir ‚das Schlechtere als das Bessere gelten‘, und das Unwirkliche maskiert sich in unserem Denken als das Wirkliche”.
Zu keiner Zeit der herrlichen Geschichte des Menschen ist er als das Bild und Gleichnis Gottes von der Annahme des Lebens in der Materie berührt worden; nie haben ihn Sünde, Krankheit und Tod verunreinigt, befleckt, verderbt, noch ist er überredet worden, an ein Gegenteil von Gott, dem Guten, oder an einen umgekehrten Begriff vom Menschen zu glauben. Nie in seiner Erfahrung ist der Mensch weniger als der Sohn Gottes gewesen.
Das sich immer entfaltende geistige Sein, wie Gott es hier und jetzt kennt, ist der Erlöser der Menschheit, der Christus; und die Christliche Wissenschaft macht dieses Erscheinen den Sterblichen begreiflich. Die zwingende, unwiderstehliche Kraft des wahren Begriffs vom Menschen räumt nach und nach mit jeder säumigen falschen Vorstellung auf. Falsche Theorien, sich widersetzende sogenannte Kräfte, die Herrschaft der Ungerechtigkeit geben ihre Verschanzungen auf, wenn die Gegenwart und die Macht des einen Gottes und Seiner Idee, des Menschen, verstanden werden.
Die Christliche Wissenschaft enthüllt ihren Schülern, die inbrünstig um Erleuchtung beten, Dinge, die ihr Denken bisher nicht berührt hat. Sie beweisen in zunehmendem Maße, daß vorgeschriebene sterbliche Begrenzungen falsch sind, und daß beschränkte Begriffe vom Menschen, von Örtlichkeit, von Arbeit und Gesundheit vor dem dämmernden Verständnis des unkörperlichen Seins des Menschen, seiner immer zu Gebote stehenden Herrschaft und seiner göttlich widergespiegelten Kräfte zu denken und zu handeln verschwinden.
Daß die wahre Idee Gottes dem menschlichen Bewußtsein durch das Verständnis der Christlichen Wissenschaft erschien, segnet die Menschheit. Sollte es aber scheinen, daß diese Offenbarung durch die sterbliche Regel der Umkehrung angefochten wird, so haben wir unser Heilmittel. Mrs. Eddy schreibt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 565): „Seit die Morgensterne miteinander sangen und alles eine Urharmonie war, bekriegte die materielle Lüge die geistige Idee; aber dies trieb die Idee nur dazu an, sich zum Zenit des Beweises zu erheben, Sünde, Krankheit und Tod zu zerstören und zu Gott entrückt — in ihrem göttlichen Prinzip erfunden — zu werden”.
Sollten wir also versucht werden zu glauben, daß unsere inspiriertesten Lichtblicke des wirklichen Seins umgekehrt werden können, so liegt es in unserer Macht, trotz aller hypnotischen Einmischung des widersprechenden Sinnenzeugnisses standhaft für das Wahre und Wirkliche einzutreten. Christus Jesus, der nach seiner Taufe die herrliche Erfahrung hatte, die göttlichen Worte zu hören: „Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe”, wurde sofort „vom Geist in die Wüste geführt, auf daß er vom Teufel versucht würde”. Aber die ihm zuteil gewordene Offenbarung wahrer Sohnschaft ließ keine Umkehrung dieser Tatsache zu, so unumstößlich stand sie in seinem Denken fest. Sie befähigte ihn, die Kranken zu heilen und die Toten aufzuwecken.
Sollten wir betrübt sein, wenn wir durch unsere Erfahrungen lernen müssen, daß es notwendig ist, die uralte Lüge der Umkehrung heiliger Inspiration und der Enthüllung geistiger Tatsachen zu verneinen? Wir sollten uns darüber im klaren sein, daß das Böse keine Macht ist und keine Wirklichkeit hat. Es hat keine Ursprünglichkeit, keinen Boden, worauf es stehen, keine Grundlage, auf die es bauen könnte. Es kann nur zu täuschen suchen, indem es geltend macht, das herrliche Erscheinen der göttlichen Tatsachen im menschlichen Bewußtsein nachahmen, materiell wiederholen und umkehren zu können.
In der Welt ist heute der Augenschein dieser Umkehrung weit verbreitet, und wir sollten uns fest vornehmen, vor allem zu wissen, daß dieser Augenschein ganz und gar falsch ist. Der Sohn Gottes ist in der Christlichen Wissenschaft enthüllt worden, und diese Enthüllung hat sich über die ganze Welt verbreitet. Die frohe Botschaft wahrer Sohnschaft ist in vielen Ländern aufgenommen und fest gegründet worden.
Das sogenannte Böse oder der Teufel kann dieses neue Erscheinen nicht das seine nennen, alle Standpunkte der Wahrheit umstoßen und geltend machen, Wirrwarr, Trübsal, Krieg und Verheerung zu erzeugen.
Die Christliche Wissenschaft bewahrt die Ihrigen, schützt ihre Bannerträger, gibt ihnen Stärke und Verständnis, diese Lüge Umkehrung zu überwinden und deren Unwirklichkeit und täuschendes Auftreten bloßzustellen. Schüler dieser Wissenschaft jedes Standes erklären in jeder Lage, in die sie geraten mögen, unter allen Umständen, unter denen sie sich befinden mögen, freudig und intelligent: „Wir sind jetzt die Söhne Gottes”. Jetzt ist Gott das All-in-allem. Jetzt wirken Seine Gesetze. Jetzt wird die göttliche Ordnung der Schöpfung verstanden und bewiesen. Jetzt glaubt oder bezeugt niemand die Lüge Sterblichkeit — diese unechte Umkehrung des Menschen und des Weltalls Gottes; denn zu keiner Zeit der Geschichte des Menschen hat ihn das Böse getäuscht oder irregeführt. Nie ist der Mensch von dem Weg, den Gott ihn führt, abgewichen oder hat er seine Herrschaft und Herrlichkeit verloren. Das Jetzt des wirklichen Seins hat immer alles umfaßt und wird immer alles umfassen. Mrs. Eddy schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 513, 514): „Gott schafft alle Formen der Wirklichkeit. Seine Gedanken sind geistige Wirklichkeiten. Das sogenannte sterbliche Gemüt, das nicht existiert und infolgedessen nicht in das Bereich des unsterblichen Daseins gehört, kann die göttliche Schöpfung nicht durch Nachahmung der göttlichen Kraft umkehren und dann auf seiner eigenen Ebene Personen und Dinge wiedererschaffen; denn nichts existiert außerhalb des Bereichs der allumfassenden Unendlichkeit, in welcher und von welcher Gott der alleinige Schöpfer ist”.
Die Christlichen Wissenschafter sind einig in ihrer Erkenntnis Gottes als des Prinzips, das auf immer in Ideen, in Ordnung, Gesetz, Vollkommenheit und Gerechtigkeit ausgedrückt wird. Gebet, wie sie es verstehen, läßt sie in dieser schwierigen Zeit überall, wo sie dienen, in Erkenntnis der ewigen Gegenwart Gottes und wahrer Sohnschaft auf dem festen Boden der Sicherheit stehen. Je größer die menschliche Not, desto näher erscheinen uns Gottes Trost und Hilfe; und gottinspiriertes Denken ist siegreich über das Böse und wird immer siegreich sein.
Daß die allumfassende, ewige Gegenwart Gottes und des Menschen in Seinem Bilde von zerstörenden Kräften blockiert werden könnte, oder daß das unendlich weise, unaussprechlich liebende eine Gemüt von der Arglist, dem Doppelspiel und dem täuschenden Auftreten des Bösen überfallen werden könnte, ist undenkbar. „Wer darf denn sagen, und es geschieht, wenn der Herr es nicht gebietet?”
Die Gegenwart Gottes schließt jede andere Gegenwart außer der Seiner eigenen Ideen aus. Diese Gegenwart schließt Sünde, Krankheit und Tod aus. Wo die Gegenwart Gottes verstanden wird, kann es keinen Krieg, kein Elend, keine Furcht, keinen Wirrwarr geben. In dieser sterblichen Phase einer Welttrübsal umschließen die Reihen Christlicher Wissenschafter mit ihrer inspirierten Erkenntnis göttlicher Wirklichkeit die Welt. Das Böse kann uns mit seiner versuchten Umkehrung geistiger Offenbarung nur höherheben; denn es zwingt uns, Gott zu suchen und zu finden, uns über die Nebel der Erde zu der Höhe der Heiligkeit zu erheben — zu dem Bewußtseinszustand, in dem es keine hindernde Annahme, uns von Gott und Seinem Christus zu trennen, geben kann.
