„Du kannst nicht fehlgehen!” Von ihrem Platz im Schnellzug aus sah eine Christliche Wissenschafterin im Vorbeifahren auf einem Plakat diese weithin sichtbaren Worte, die eine starke Wirkung auf sie hatten. Sofort verschwand alle Unentschlossenheit, der niedergeschlagene Sinn war neubelebt, Zweifel wich der Gewißheit, und dann kamen ihr die Worte eines Liedes in den Sinn.
Nun dachte sie darüber nach und zog gewisse Schlüsse aus dieser plötzlichen Änderung des Denkens. Sie erkannte, daß ein falsches Verantwortungsgefühl die Vernunft getrübt hatte. Menschliches Denken hatte sich eingedrängt und das rechtmäßige Zugeben beschränkt, daß das Gemüt immergegenwärtig, tätig und in jeder Notlage fähig ist, sich zu bekunden.
Kann Gott fehlgehen? Nein. Daher kann auch Sein Ebenbild nicht fehlgehen! Sie sah bildlich gesprochen in ihren Spiegel, wobei ihr die Stelle in dem hervorragenden Buch von Mary Baker Eddy „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 516) einfiel: „Wie die Widerspiegelung von dir im Spiegel erscheint, so bist du, da du geistig bist, die Widerspiegelung Gottes.” Da sie wußte, daß Gott die Quelle aller Tätigkeit ist, und daß der Mensch Seine Widerspiegelung ist, konnte sie vollkommene Tätigkeit für sich beanspruchen. Weil Gott das unendliche göttliche Gemüt ist, konnten ihre Entscheidungen nur göttliche Intelligenz widerspiegeln. So bekam das Wort „Bild” eine tiefere Bedeutung in ihrem Denken, besonders als sie an Jesu Worte dachte: „Der Sohn kann nichts von sich selber tun, sondern was er sieht den Vater tun; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn.”
Erfahrungen, die eine Entscheidung bedingen, treten an alle heran. Wir lernen in solchen Augenblicken vorsichtig vorgehen, da uns unsere Führerin gewarnt hat (Wissenschaft und Gesundheit, S. 392): „Deine Entscheidungen werden dich meistern, welche Richtung sie auch nehmen mögen.” Die Christliche Wissenschaft zeigt den Weg zu fraglos richtigen Entscheidungen. Das göttliche Gemüt macht nie Fehler; daher kann die Idee des Gemüts, der Mensch, sie nicht machen. Das Gemüt und die Idee handeln zusammen. Der göttliche Wille ist auch der Wille der Idee des Gemüts und ist augenblicklich in Kraft.
Auf Seite 115 in Wissenschaft und Gesundheit führt Mrs. Eddy Websters Erklärung des Wortes „Idee” an: „Ein Bild im Gemüt; der unmittelbare Gegenstand des Verständnisses.” Diese Erklärung hat die Randüberschrift: „Göttliche Widerspiegelung.” Wenn wir diese Erklärung gelten lassen, geben wir zu, daß der Mensch die spontane Widerspiegelung des Gemüts ist.
Dieselbe Wissenschafterin erhielt einmal einen Brief, der sie mit schlimmen Ahnungen erfüllte. Es waren darin Forderungen gestellt, die unangenehm und schwer zu erfüllen waren. Einige Augenblicke lang war sie von großer Furcht ergriffen. Als sie sich dann eindringlich fragte: „Gibt es einen Gott?”, machte sich der geistige Sinn geltend, und sie antwortete nachdrücklich: „Ja, es gibt einen Gott.” „Dann gibt es einen Ausweg”, kam die Erwiderung. Damit schlug sie Wissenschaft und Gesundheit auf und las eine Zeitlang. Als sie wieder im Frieden war, kam ihr der Gedanke: „Schreibe einen Brief.”
Nachdem sie innerlich auf diese Forderung eingegangen war, schrieb sie gehorsam, gleichsam als ob ihr der Brief diktiert würde; sie hielt nie inne und suchte nie nach den rechten Worten. Als er geschrieben war, las sie ihn einmal durch, änderte aber nichts daran, unterschrieb ihn und sandte ihn ab.
Ihre Freude und Dankbarkeit waren groß, als sie postwendend eine Antwort erhielt, worin jede im vorhergehenden Brief an sie gestellte Forderung aufgegeben war und sie gebeten wurde, die ganze Angelegenheit zu vergessen. Es war eine unmittelbare Aufhebung alles Vorangegangenen, und es war gerade, als ob es gar nie gewesen wäre, und in Wahrheit war es tatsächlich auch nie gewesen. Sie hatte wieder einmal die Wahrheit über den Menschen bewiesen.
Wenn wir im Denken beharrlich an der göttlichen Tatsache der Christusgegenwart festhalten, vergeht jeder Irrtumstraum, und wir finden, daß wir frei sind von den vermeintlichen verwirrenden Anstrengungen des Bösen, die uns einflüstern möchten, daß nicht das göttliche Gemüt, sondern ein anderes Gemüt die Lage beherrsche. Das beharrliche Anerkennen der Gegenwart Gottes befreit einen auch von dem unglücklichen Glauben, daß Unschlüssigkeit oder Zweifel einen quälen könne.
Der Mensch kann nicht getrennt von dem Gemüt oder dem Gemüt zuwider denken oder handeln. Überdies ist die erleuchtende Tatsache enthüllt, daß es im göttlichen Wissen keinen Irrtum geben kann. Da das göttliche Gemüt alltätig ist, kann gewiß nichts anderes am Werk sein. Dies ist das göttliche Gesetz, das der Erklärung, daß man „nicht fehlgehen kann”, zugrunde liegt.
Hinter aller Arbeit für Gott steht Gott selber; Er ist ihre Inspiration und ihre Bürgschaft, ihre Vollmacht und ihr Lohn. Laßt uns glauben, daß Sein Gebot Macht und Seine Verheißung Sicherheit ist!