Etwas von der Größe der Demonstration Jesu im Grabe zu erkennen, erfüllt einen mit unbegrenzter Dankbarkeit. Die Lehre, die sie lehrt, kann nie ihre Inspiration verlieren. Als Jesus aus dem Grabe hervorkam, hatte er nicht nur bewiesen, daß Haß machtlos war, ihn zu zerstören, sondern auch, daß sein Leben tatsächlich der Geist war. Seine Jünger und Freunde waren durch das scheinbar tragische Ende einer herrlichen Laufbahn tief betrübt, bis sie verstanden, wie wunderbar er über jedes materielle Gesetz gesiegt hatte.
Maria Magdalena kam nach der Auferstehung zuerst zum Grabe; aber sie erkannte die volle Herrlichkeit des auferstandenen Erlösers nicht sofort. Im Evangelium des Johannes lesen wir, daß „Maria vor dem Grabe stand und weinte, und als sie weinte, bückte sie sich hinunter und guckte in das Grab”. Maria suchte Jesus in der Materie und wurde bitter enttäuscht. Mrs. Eddy sagt uns (The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 119): „Maria vor alters weinte, weil sie sich hinunterbückte und in das Grab hineinsah — nach der Person statt nach dem Prinzip sah, das den Christus enthüllt”.
Jesus hatte sich über die Zerstörungsansprüche der Materie erhoben. Er hatte bewiesen, daß seine geistige Individualität mit dem todlosen Christus eins war und nicht gekreuzigt werden konnte. Er hatte seine Einheit mit seinem Vater bewiesen. Er wußte, daß es nicht zwei, ein geistiges Sein und dann noch ein persönliches Sein gab, das in einem materiellen Körper lebte, sich in einer materiellen Welt bewegte, schließlich gekreuzigt und in die Erde begraben wurde. Er kannte nur ein Sein — das geistige, das im Reich des fessellosen Gemüts lebte und sich dort bewegte. Maria aber war durch den materiellen Anblick der Kreuzigung und der Grablegung mesmerisiert, daher konnte sie die Wirklichkeit nicht sehen.
Hat sich uns ein Problem dargeboten, und haben wir genau das getan, was Maria Magdalena tat? Haben wir uns den Blick durch die das Problem betreffenden materiellen Zustände beschränken lassen und die Lösung von einer Person statt vom Prinzip erwartet? Sind wir enttäuscht und entmutigt worden? Der Grund ist klar. Wir haben die Wirklichkeit in der Materie gesucht, wo sie nicht zu finden ist. Wir sollten alles, was gut, schön und dauernd ist, im Geist suchen, dann werden wir den auferstandenen Christus oder die errettende Idee Gott und Mensch und ihre befriedigende Fülle und Beruhigung finden.
Wir lesen in einem der nächsten Verse im Evangelium des Johannes, daß Maria sich „umwandte” und Jesus sah. Sie gab den materiellen Begriff von ihm auf und sah etwas von seiner geistigen Herrlichkeit. Sie sah, daß es Irrtum war, den materiellen Augenschein für die Wahrheit zu halten, und erkannte einigermaßen die Gegenwart des Christus, der nie in der Materie geweilt hatte, um gekreuzigt oder begraben zu werden.
Auch wir können dadurch, daß wir unsern Blick entschlossen auf die geistige Wirklichkeit richten, jedes Problem, das sich uns darbietet, lösen, gleichviel wie schwierig es scheinen mag. Mrs. Eddy erinnert uns (Miscellany, S. 119): „Die Maria von heute blickt auf, um den Christus zu sehen, sieht von dem vermeintlich gekreuzigten Christus weg nach dem auferstandenen Christus, nach der Wahrheit, die ‚alle deine Gebrechen heilet‘ und Herrschaft über die ganze Erde gibt”. Wenn wir das Wirkliche sehen, hat der Mißklang in unserem Denken keine Wesenheit mehr. Aus Mangel an mentaler Unterstützung fällt er in sein eigentliches Nichts zurück, und wir beweisen die Allheit des Guten.
Gottes Ideenwelt ist unzerstörbar und geistig, wie Jesus bewies. Als Gottes Widerspiegelung bekundet der Mensch in der Ordnung geistiger Entfaltung alle rechten Ideen einschließlich Intelligenz, Gesundheit, Heim, Harmonie, Kameradschaft, Freude, Substanz, Erfolg. Diese Ideen haben nie in der Materie bestanden, um zerstört oder vereitelt zu werden oder verlorenzugehen. Sie können nicht aus dem Grab der Materie auferweckt werden, weil sie in Wirklichkeit nie dort geweilt haben. Eine geistige Idee existiert immer auf dem Standpunkt der Vollkommenheit. Unsere Wahrnehmung dieser Wahrheit befähigt uns nicht nur, einen volleren Sinn der Güte Gottes zu beweisen, sondern auch unsern Schutz vor dem hinterlistigen Anspruch, daß das Böse zerstören, arm machen oder uns vom Guten trennen könne, zu verwirklichen.
Wir sollten uns jeden Tag über den Glauben erheben, daß das materielle Dasein wirklich sei, und jenes Bewußtsein für uns beanspruchen, das nur geistige Schönheit, Vollkommenheit und Harmonie in sich schließt! Mrs. Eddy schreibt in „Miscellaneous Writings” (S. 179): „Wir müssen das materielle Bewußtsein aufgeben, dann können wir die Wahrheit wahrnehmen und mit Maria sagen: ‚Rabbuni!‘— Meister!”