Wer wollte die alte Herausforderung: „Ich möchte nur wissen, was Sie denken”, unverzüglich beantworten? Und doch hat alles im Leben eines Menschen mit der Beschaffenheit seines Denkens zu tun. Das Denken ist die wichtigste Tätigkeit des menschlichen Daseins. Tatsächlich ist alles, was wir tun oder sagen, das Ergebnis unseres Denkens.
Im Vorwort zu „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. vii) schreibt Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft: „Die Zeit für Denker ist gekommen”. Es gibt heute für jedermann vielleicht nichts Wichtigeres zu tun, als die Menschheit zur Erkenntnis der Notwendigkeit, über das Denken zu wachen, aufzurütteln. Diese Wissenschaft lehrt, daß Gott, das unendliche Gemüt, die Quelle alles rechten Denkens ist; daß nur Gedanken, die dem göttlichen Gemüt entspringen, recht und wahr sind. Materielle Gedanken kommen von dem Glauben, daß Intelligenz in der Materie sei. Geistige Gedanken kommen von dem Verständnis, daß Gott, der Geist, das All ist, und daß es keine Materie gibt. Wer recht denkt, ist von Gott unzertrennlich. Wenn ein Mensch recht denkt, müssen seine Worte und seine Handlungen notwendigerweise mit seinem Denken übereinstimmen. Unser Heim, unser Geschäft, unsere Umgebung und unser geselliger Verkehr drücken unser Denken aus. Tatsächlich trifft dies auf alles zu, was man erfährt.
Nichts Böses kann vor rechtem Denken bestehen. Wahre Macht und wahre Herrschaft ergeben sich nur aus rechten Gedanken, weil diese von Gott sind. Der Rechtdenkende ist immer bewußt unter dem Schutz des Höchsten. Daniel bewies dies in der Löwengrube. Sein standhaftes Festhalten an gerechtem Denken Vertrieb Furcht und schützte ihn sogar in Gegenwart der Löwen. Daniels Denken war über die Einflüsterungen Furcht, Haß, Rache und Groll erhaben, daher konnten ihm die Löwen nichts antun. Die hebräischen Gefangenen waren in dem glühenden Ofen sicher, weil ihre Gedanken außerhalb der Reichweite materieller Zerstörung waren. Elisa war unerschrocken, obgleich er von den Rossen und Wagen des Feindes umgeben war, weil sein Denken über den materiellen Augenschein emporgehoben war und er das sah, was sein Diener nicht sah: daß sie von feurigen Rossen und Wagen umgeben waren; mit andern Worten, daß die Gegenwart Gottes sich in Schutz und Sicherheit bekundete. Jesus blieb von den Versuchungen des Teufels unberührt, weil sein Denken von geistiger Wahrheit erfüllt war. Er widerlegte jede Versuchung mit Bibelstellen, und es wird uns gesagt, daß der Teufel ihn verließ und Engel, „Gottes Gedanken, die zum Menschen kommen” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 581), ihm dienten.
In „Miscellaneous Writings” (S. 105) schreibt Mrs. Eddy: „Die körperlichen Sinne nehmen nichts als ihren eigenen persönlichen Gedankenzustand wahr”. Sie fährt fort: „Zerstöre das Denken an Sünde, Krankheit und Tod, und du zerstörst ihr Dasein”. Es wird Tag für Tag in zunehmendem Maße bewiesen, daß die Christliche Wissenschaft diese falschen Annahmen zerstört und der Menschheit einen größeren Sinn der Freiheit bringt.
Aber jemand mag sagen: „Ich habe bei der Christlichen Wissenschaft Hilfe gesucht; aber mein Problem ist nicht gelöst; ich habe meine Befreiung nicht erlangt”. Dann, mein Freund, frage dich: „Was denke ich?” Hast du ohne Wanken auf seiten der Wahrheit gedacht? Oder hast du zugelassen, daß dein Denken wie ein Pendel hin- und herschwang, zuerst zur Seite der Wahrheit und dann zur Seite des Irrtums? Hast du im Denken standhaft an dem vollkommenen Gott und dem vollkommenen Menschen festgehalten, bis der Irrtum besiegt war? Bist du an deiner Gedankenwohnung Wache gestanden, und hast du nur solche Gedanken eingelassen, die du in deiner täglichen Erfahrung bekundet sehen möchtest? Krankheit und andere Übelstände sind das unmittelbare Ergebnis irrigen Denkens. Daher müssen sie durch rechtes Denken geheilt werden.
Die Christliche Wissenschaft versagt nie. Ein scheinbares Versagen kann seinen Grund nur darin haben, daß das Denken nicht verständnisvoll und unablässig auf das gerichtet wird, was wahr ist. Wir müssen darauf achtgeben, daß kein einziger Gedanke unbeachtet Einlaß findet. Wir müssen die Gedanken prüfen, um festzustellen, ob sie von Gott sind.
Wir mögen versucht sein zu glauben, daß unser Problem wegen unserer Umgebung oder wegen der Gedanken anderer um uns her noch nicht gelöst sei. Niemandes Gedanke kann uns krank oder sündig machen, wenn wir mit diesen Zuständen nicht einverstanden sind. In dem Verhältnis, wie wir denken, daß wir oder andere von Personen oder von Zuständen in unserer Umgebung berührt werden können, wird unser Denken den allgemeinen Glauben widerspiegeln und dadurch mesmerisiert werden. Nicht, was andere denken, sondern was wir selber denken, bestimmt unser Glück und Wohlsein. Laßt uns unser Denken prüfen! Was für Gedanken haben wir gehegt? Wenn wir den Gedanken gehegt haben, daß jemand Böses von uns denke, dann sollten wir uns fragen, woher dieser böse Gedanke stammt. Wir finden bald, daß er keine Quelle, keine Grundlage hat; daß er nicht dem göttlichen Gemüt zugeschrieben werden kann. Jeder Irrtum, was er auch zu sein scheinen mag, ist nur ein böser oder falscher Gedanke. Wenn Irrtum uns anzugreifen scheint, müssen wir unsere Gedanken zergliedern, um herauszufinden, was sie enthalten, anstatt umherzusehen, was andere sagen oder tun. Wenn wir das Denken von Liebe zu Gott und dem Menschen erfüllt sein lassen, sind wir nie unachtsam und immer sicher.
Als Gottes Idee ist der Mensch immer frei, und niemand kann ihn versklaven. Persönliche Beherrschung hat in der Christlichen Wissenschaft keinen Platz. Wir haben die Fähigkeit, recht zu denken und recht zu handeln, und niemand kann unsere gottverliehene Freiheit beeinträchtigen. Wir müssen selber denken und dürfen nicht andere für uns denken lassen, und wir müssen ihnen dasselbe Recht einräumen. Solange wir beständig dem Denken anderer gemäß handeln und ihre Gedanken annehmen und sie die Probleme lösen lassen, die wir eigentlich lösen sollten, machen wir wenig oder keinen Fortschritt im Beweisen.
Wie wir über unsere persönlichen Probleme recht denken müssen, so müssen wir auch über Weltprobleme recht denken. Wie oft hören wir sagen: „Ach, wenn doch nur jedermann recht über die Weltzustände dächte, wie schnell würde sich alles ändern!” Ja, das ist wahr; aber dies kann nur erreicht werden, wenn jeder auf sein Denken achtgibt. Alle Übel der Menschheit, alles Unrecht der Menschen und Völker einschließlich des gegenwärtigen Weltkriegs sind die Folge ungerechten Denkens. Die schwerwiegendsten Probleme, die sich der Welt je dargeboten haben, harren der Lösung. Daher ist das Denken gerechter Denker heute mehr vonnöten als je zuvor. Wir haben die Waffen, womit wir dieser Aufforderung nachkommen können, und diese Waffen sind nicht fleischlich. Paulus schreibt: „Die Waffen unserer Ritterschaft sind nicht fleischlich, sondern mächtig vor Gott, zu zerstören Befestigungen; wir zerstören damit die Anschläge und alle Höhe, die sich erhebt wider die Erkenntnis Gottes, und nehmen gefangen alle Vernunft unter den Gehorsam Christi”. Was für eine Aufforderung diese Worte für jeden Christlichen Wissenschafter sind!
Die Christliche Wissenschaft ist entschieden eine Religion rechten Denkens, die fordert, daß wir „alle Vernunft unter den Gehorsam Christi gefangen nehmen”. Wenn die Christlichen Wissenschafter in rechtem Denken ihre Pflicht tun, wird die Welt geheilt und der Weltfriede gesichert werden. Sicher ist das Jetzt für jeden einzelnen die Zeit, wissenschaftlich recht zu denken. Der Apostel Paulus schreibt: „Weiter, liebe Brüder, was wahrhaftig ist, was ehrbar, was gerecht, was keusch, was lieblich, was wohllautet, ist etwa eine Tugend, ist etwa ein Lob, dem denket nach!” „Was denke ich?”
    