Für den Weltfrieden ist wohl kaum etwas so wichtig, als daß jene seltene Tugend, Vergebung, geübt wird. Was dazu erforderlich ist, betrifft die Menschen im tiefsten Innern. Ein gewissenhaftes Beweisen christlicher Langmut und Vergebung ist unerläßlich, um die drohenden Gefahren noch größerer verheerender Umwälzungen zu vermeiden.
Wie sonderbar, daß die Menschen nach Frieden streben, während sie innerlich Feindschaft gegen andere hegen! Wie Nächstenliebe muß auch der Friede im eigenen Bewußtsein beginnen, ehe er in denen, die im Unfrieden sind, einen Widerhall finden kann. Scheint das Vergeben nicht deshalb schwer, weil wir nicht daran denken, daß sowohl unser als auch unseres Bruders wahres Selbst eins mit Gott ist? Die Empfindlichkeit wird durch die sterbliche Annahme von Leben in der Materie gereizt und verletzt, und man kann nur durch den heiligen Einfluß der unparteiischen Liebe Gottes zu allen Seinen Kindern über Gereiztheit und Gekränktsein Herr werden. Der Dichter Pope sagt: „Irren ist menschlich; Vergeben ist göttlich.“ Die ewige Einheit Gottes, des Geistes, und Seines Ebenbildes, des geistigen Menschen, verbürgt Vergebung unter allen Umständen, wenn man bei Gott Hilfe sucht und Seinen Geboten gehorcht.
Die Welt mag eine versöhnliche Gesinnung als ein Zeichen der Schwäche betrachten; aber man kann ein großes Unrecht nie ohne aufrichtiges Gebet und unbedingten Verlaß auf die göttliche Weisheit und Liebe vergeben. Wer den Gedanken an das Selbst überwunden hat, wenn Stolz, Ungerechtigkeit und Empörung über ein zugefügtes Unrecht Wiedervergeltung zu fordern suchten, kann bezeugen, daß er sehr an Charakterstärke gewachsen ist. Um Gott gehorsam zu sein, muß man den menschlichen Willen vollständig unterordnen. Und das Verständnis Gottes und Seines vollkommenen Gerechtigkeits- und Barmherzigkeitsgesetzes enthüllt unumgänglich, daß ein Unrecht, weil es nicht recht ist, nicht wirklich ist. Wenn man dies erkennt, folgt Vergebung ganz natürlich.
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