Schon seit vielen Jahrhunderten möchten ernste Denker gerne sehen, daß die Kirche Christi ihren ungemein wichtigen Zweck erfülle, alle Menschen durch ein Verständnis der Wahrheit, Gottes, zu vereinen und zu begeistern. Die Ausbreitung des Christentums hat, seit Christus Jesus auf Erden war, den Menschen nach und nach Aufklärung gebracht und ihnen gezeigt, wie die geistigen Eigenschaften im menschlichen Charakter über die niedereren siegen können. Die ersten Jünger Jesu bewiesen einigermaßen die Überlegenheit geistiger Macht über materielle Annahmen. Daraus erklärt sich das auffallende Wachstum der Urkirche, wie es im zweiten Kapitel der Apostelgeschichte berichtet ist: „Der Herr aber tat hinzu täglich, die da selig wurden, zu der Gemeinde.“
Als Mary Baker Eddy im Jahr 1866 die Christliche Wissenschaft entdeckte, und neun Jahre später das Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ veröffentlichte, brach für das Christentum eine neue Zeit an. Unsere Führerin verkündete sieghaft ihre christlich-wissenschaftliche Botschaft, die die Allheit Gottes, des Geistes, die Vollkommenheit Gottes und Seiner Idee, des Menschen, und die sich daraus ergebende Unwirklichkeit, das Nichts, der Materie enthüllt. In dem Verhältnis, wie wir diese Tatsachen verstehen, können wir diese Wahrheiten zweckdienlich anwenden. Dies schließt die Fähigkeit in sich, das im Denken und Erleben des Menschen stattfindende geistige Wachstum zu schützen. Auf diese Weise geht Christi Jesu Verheißung in Erfüllung (Matth. 16, 18): „Auf diesen Felsen will ich bauen meine Gemeinde, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.“
In der historischen Skizze im Handbuch Der Mutterkirche lesen wir (S. 19): „Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, in Boston, Mass., soll sich auf den Felsen Christus gründen, ja auf die Erkenntnis und Demonstration der göttlichen Wahrheit, des göttlichen Lebens und der göttlichen Liebe, welche die Welt von Sünde und Tod heilt und erlöst. Dadurch soll sie in gewissem Grade die universelle und triumphierende Kirche widerspiegeln.“ Die Kirche Christi, Wissenschafter, fördert die Vergeistigung des menschlichen Denkens und Lebens. Die materiellen Annahmen betreffs des Menschen Ursprung und Art, an die die Sterblichen seit undenklichen Zeiten glauben, sind die Ursache aller menschlichen Schwierigkeiten.
Die geistige Idee von Gott und dem Menschen berichtigt und ersetzt diese falschen Annahmen und schließt das entsprechende Heilmittel für den falschen materiellen Begriff von Ursache und Wirkung in sich. Wenn wir an der wahren Auffassung festhalten, daß Gott der Geist, das Gemüt, und der Mensch das Ebenbild Gottes ist, genießen wir mehr Gutes in allen jenen Dingen, die für die Menschen am meisten bedeuten. Wir erlangen vollständigere Gesundheit, einen besseren Charakter, reiche Versorgung, zusagende Beschäftigung, die Gewißheit der Sicherheit, den rechten geselligen Verkehr, eine heilsame Umgebung, ein glücklicheres Heim, bessere Zustände in bürgerlichen, nationalen und internationalen Angelegenheiten. Sie meinen, das sei sehr viel gesagt? Gewiß, aber es ist jedem sofort erreichbar, der gewissenhaft recht denkt und die in der Christlichen Wissenschaft zu Gebote stehenden geistigen Wahrheiten anwendet.
Die heutige Zeit bietet dem Christentum die beste Gelegenheit. Die Christlichen Wissenschafter gehen daher furchtlos und weise voran und erkennen immer mehr die vorhandenen unbegrenzten Möglichkeiten, der Menschheit zu helfen. Mrs. Eddy zeigt in ihrer aufrüttelnden Ansprache, die sie im Jahr 1888 in Chicago hielt, den Weg, wenn sie verkündet (Miscellaneous Writings, S. 98): „Wir kommen, um unsere Organisationen und Einrichtungen zu stärken und ihnen Fortdauer zu geben; um Kraft im Vereintsein zu finden, — Kraft, durch Gottes rechte Hand jene reine und unbefleckte Religion aufzubauen, deren Wissenschaft Gott und die Vervollkommnungsfähigkeit des Menschen beweist.“ Und sie zeigt klar, wie dies zu vollbringen ist, wenn sie fortfährt: „Dies ist ein gewaltiges Vorhaben, und es muß mit dem Wachstum des einzelnen, einem, innigst zu ersehnenden Ziel‘, beginnen.“
Als unsere Führerin, von jenem weisen Eifer beseelt, der ihre Arbeit so sehr kennzeichnete, diese eindrucksvollen Worte äußerte, stand unsere Sache noch ganz am Anfang. Die Mutterkirche, Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, wie wir sie heute kennen, wurde erst etwa vier Jahre später organisiert. The Christian Science Journal war erst fünf Jahre alt. Im Licht dieser Tatsachen können wir völliger würdigen, wie weise diese oft angeführten Worte von Mrs. Eddy waren, die damals so viele aufrüttelten, anspornten und heilten, und die auch uns heute noch aufrütteln, anspornen und uns helfen.
Siegen wir persönlich über jene Irrtümer, die den Fortschritt aufzuhalten suchen? Der Kirche Christi, Wissenschafter, schließen sich heute viele fortschrittliche Denker der Welt an. Heute kommen mehr Leute mit der Christlichen Wissenschaft in Berühung und werden durch sie geheilt denn je. Noch nie zuvor in der Geschichte der Welt haben so viele Menschen durch die Macht der göttlichen Wahrheit über die Irrtümer des materiellen Sinnes gesiegt. Unsere Kirche nähert sich also ihrem Ziel, „in gewissem Grade die universelle und triumphierende Kirche widerzuspiegeln.“ Das Wort Gottes wächst heute somit mächtig und siegt.
Auf unserem Wege himmelwärts lernen wir durch Erfahrung, verbinden wir miteinander, was wir erreicht haben, und dringen zu neuem und höherem Vollbringen vor. Die christliche Kirche muß unbedingt Gottes unfehlbare Art und Weise, die Probleme des Menschengeschlechts zu lösen, ans Licht bringen. Diese Probleme werden tatsächlich Schritt für Schritt ausgearbeitet, und die laute Geltendmachung des sterblichen Gemüts kann nicht darüber wegtäuschen, noch die Tatsachen Lügen strafen. Die Lösungen zeigen sich darin, daß die Menschen in ihren öffentlichen und persönlichen Angelegenheiten bessere Mittel und Wege wählen, daß sie in zunehmender Befolgung des göttlichen Gesetzes aus freien Stücken und nach eigenem Urteil bessere Verfahren für aufbauende Bestrebungen wählen. Der Zusammenhang der Ereignisse zwingt zu diesen Verbesserungen.
Es hilft dem Christlichen Wissenschafter sehr, wenn er sieht, was für unbegrenzte Möglichkeiten des Beweisens jeder Mensch hat. Er erfüllt seine Aufgabe wirksamer, wenn er sich klar macht, daß der Sieg der göttlichen Wahrheit und Liebe schon gesichert ist. Im Leben des einzelnen bringt das Erwachen zur Erkenntnis der Tatsache, daß der Mensch in Wirklichkeit jetzt Gottes vollkommenes Ebenbild ist, die freudige Gewißheit des vollständigen Sieges über das Böse und der Erlösung hier und jetzt. In dem Maße, wie die einzelnen diesen Sieg in ihrem Leben erringen, wird der schließliche allumfassende Sieg der Wahrheit beschleunigt.
Gegenseitiges Verständnis unter Arbeitern stärkt das Zusammenarbeiten. Es verbürgt den Sieg über tückische Einflüsse, die zu zerrütten und zu spalten suchen. Heidentum in allen seinen Erscheinungsformen beruht auf der Annahme der Wirklichkeit der Materie und des Bösen. Wahres Christentum, wie es in der Christlichen Wissenschaft betätigt wird, berichtigt heidnische Annahmen und Bräuche in allen ihren Formen. Goliath von Gath verhöhnte das Heer Israels bis zur letzten Minute mit seinem Prahlen und seinen Drohungen. Aber Davids Mut wankte nicht, seine Arbeit war so wirksam, daß er den Sieg über das sich brüstende Übel errang. So trägt das Christentum heute den Sieg über materialistische Annahmen davon, so laut diese Annahmen sich auch geltend zu machen scheinen.
Auf Grund der ganzen Art der Fragen, um die es sich hier handelt, tritt dieser Sieg stufenweise in Erscheinung. Selbst wenn in nationalen oder internationalen Angelegenheiten oder im Leben der einzelnen Umwälzungen stattfinden, geht die Verbesserung weiter. Es liegen uns jetzt genügend Beweise vor, um uns des schließlichen Sieges der Wahrheit beim Beweisen zu versichern. Der Fortschritt im Leben des einzelnen Christlichen Wissenschafters steht im Verhältnis zu seinem Sieg über niederes oder materielles Denken. Ebenso ist der Fortschritt des Christentums das Gesamtergebnis aller dieser Siege der einzelnen.
Daß unverkennbar noch viel zu tun bleibt, ist kein Anlaß zur Entmutigung oder zu Trübsinn. Der Umstand, daß so viel vollbracht wird, ist ein triftiger Grund zu Ermutigung und lebendiger Hoffnung. Der Sieg der Wahrheit wird offensichtlicher werden, wenn ein Mensch nach dem andern verstehen lernt, wie er den Augenschein der materiellen Sinne so wirksam umkehren kann, daß die vollkommene Herrschaft, die der geistige Sinn hat, unverkennbar ist. Die fortschrittlichen, unwiderstehlichen Offenbarungen des Wortes Gottes decken das geheime Treiben des Irrtums auf und machen es unwirksam.
Unser persönliches Wachstum und unsere Fähigkeit zu heilen nehmen mächtig zu, wenn wir besser verstehen lernen, wie wir vergeben können. Ja, unsere Fähigkeit zu heilen entspricht unserer Fähigkeit zu vergeben — der Fähigkeit, aus dem Irrtum nichts zu machen. Mrs. Eddy schreibt in ihrer Botschaft an Die Mutterkirche für das Jahr 1902 (S. 19): „Wer auf das sich in einer Träne zeigende Stammeln der Reue acht gibt und darüber glücklicher ist als der Eroberer einer Welt, beherbergt Engel.“ Dies ist die wahre Eroberung, der wirkliche Sieg, der vom einzelnen erbrachte Beweis des Sieges über sich selber. Wenn dieses siegreiche Werk mit zunehmender Kraft im Denken und Leben der Mitglieder der Kirche Christi, Wissenschafter, seinen Fortgang nimmt, brauchen wir um den schließlichen Sieg nicht besorgt zu sein. Er wird schon gewonnen.
