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Selbstbeherrschung oder Sklaverei

Aus der Dezember 1949-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Der Mensch weiß, was gut für ihn ist. Er weiß es, weil Gott es weiß. Auf dem Verständnis dieser geistigen Tatsache beruht die Lösung des menschlichen Problems der Beherrschung. Wenn die Menschen individuell und kollektiv das geistige Verständnis pflegten, daß der Mensch alles weiß, was gut ist, und nur das, was gut ist, so würde dieses Verständnis darauf hinwirken, allmählich die Annahme zu überwinden, daß menschliche Wesen von andern menschlichen Wesen beherrscht werden müssen. Es würde ebenfalls das falsche Verlangen eines Menschen nach Abhängigkeit von einem anderen sowie die Zustimmung zu solch einem Verhältnis überwinden, gleichwohl ob dies als politische Diktatur, gesellschaftliche Tyrannei, wirtschaftliche Sklaverei Ausdruck fände, oder auch als Diätverschreibungen, die einem Menschen Vorschriften darüber machen, welche Nahrung er zu sich nehmen sollte.

Die Tatsache, daß dem Menschen die richtige Erkenntnis dessen verliehen ist, was ihn in vollkommener Harmonie erhält, war schon vor alters dem biblischen Propheten Micha aufgedämmert, als er erklärte: „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist.“

Diese Tatsache wurde von Christus Jesus in seinem Heilungswerk bewiesen, und zwar durch das Verständnis seiner selbst als des Sohnes des göttlichen Vaters, — ein Verständnis, das er seinen Jüngern aller Zeiten vermachte. Und der Apostel Paulus bestätigte sie, als er den Philippern die Versicherung gab (2:13): „Gott ist's, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen.“

In diesem Zeitalter und für dieses Zeitalter wurde sie demonstriert von Mary Baker Eddy, der Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft, des göttlichen Trösters, den Christus Jesus verheißen hatte. Und ihre Nachfolger fahren fort, diese Demonstration weiter zu entfalten in Übereinstimmungen mit solchen Mahnungen, wie sie zum Beispiel in ihrem Buch „Vermischte Schriften“ (Miscellaneous Writings, S. 283) zu finden sind: „Jeder Christliche Wissenschafter sollte — ja muß — sein eigenes Daseinsproblem selber ausarbeiten, und sich dabei dessen bewußt bleiben, daß Gott mit ihm zusammenarbeitet, und daß er keiner persönlichen Hilfe bedarf.“ Aus dem Text des ganzen Aufsatzes, von dem diese Worte zitiert werden, ist zu entnehmen, daß „keine persönliche Hilfe“ in diesem Falle bedeutet, kein Verlaß auf die Arbeit eines anderen an Stelle der Arbeit, die wir selber tun sollten.

Warum weiß der Mensch, was gut für ihn ist? Weil der Mensch eine Idee, ein Begriff im göttlichen Gemüt, in Gott, ist. Als solcher ist seine Substanz die Substanz des Gemüts, das den Begriff bildet. Und die Kenntnis dieser Substanz ist durch Widerspiegelung seine eigne Erkenntnis, die völlig von dem Gemüt abgeleitet ist, das sich selbst vollkommen kennt, und so seine Idee nach dem Ebenbild und Gleichnis seiner selbst bildet.

Wie wirkt sich nun diese geistige Erkenntnis im menschlichen Leben aus? Wie befreit sie die Menschen von der Tyrannei der menschlichen Meinungen, welche die ihnen zufließende Zufuhr behindern möchte? Sie wirkt durch ihre Gegenwart. In dem Maße, wie ein Mensch sich der geistigen Substanz oder des geistigen Verständnisses als einer Gegenwart in seinem Denken bewußt wird, in dem Maße wird sich der Beweis der Substanz in seiner menschlichen Existenz offenbaren. Das geistige Verständnis erzeugt seine eigne Offenbarwerdung. Es braucht nur bewußt aufrechterhalten und benutzt zu werden.

Welche Bedeutung kann dies für die Menschen haben? Es bedeutet das allmähliche Aufhören — nicht etwa der wahren Herrschaft — doch der Herrschaft, die in irriger Weise von andern über uns und von uns über andere ausgeübt wird. Selbstbeherrschung ist wahre Herrschaft. Es ist die Herrschaft, die vom Einzelmenschen über sich selbst ausgeübt wird in dem Bestreben, in sich selbst das Ebenbild seines Schöpfers zu offenbaren.

Die menschliche Gesellschaft hat noch nicht den Punkt erreicht, wo sie aufgeben kann, zum Besten der Gesammtheit der Menschen eine Oberaufsicht über die Einzelmenschen zu halten. Doch solche Oberaufsicht wird schließlich überflüssig werden, und kann jetzt schon als unnötig und daher als nicht beschwerend von einem jeden Einzelwesen bewiesen werden in dem Maße, wie es sich in Übereinstimmung mit der Erkenntnis seiner Sohnschaft mit Gott zu beherrschen lernt.

Auf dem Wege zu diesem wünschenswerten Ziel sollten wir selbst „im wenigen“ getreu sein. Selbstbeherrschung sollte selbst in den sogenannten kleinen Dingen ausgeübt werden, in denen sie zu oft vernachlässigt wird. Wenn irgend jemand etwa von Gierigkeit und Unverstand befreit werden muß, so sollte er sich an das göttliche Gemüt als der Quelle alles dessen wenden, das des Menschen Notdurft stillt, dem Urheber der geistigen Ideen, die des Menschen wahre Hilfsquellen sind. Er sollte der Weisheit folgen, die das göttliche Gemüt des Menschen entfaltet, statt einem Rezept, das auf eine menschliche Meinung begründet ist. So wird er allmählich immer besser und immer befriedigender wissen, was er essen sollte, und Gott die Ehre geben.

Der Mensch, wie das göttliche Gemüt ihn kennt, ist normal. Der persönliche Sinn, ein Traum des sogenannten sterblichen Gemüts, ist abnorm, eine Selbsttäuschung. Als solche weiß er nicht, was gut für ihn ist, denn er hat keine wirkliche Intelligenz und kann daher nichts wissen; er kann deshalb auch nicht das Gute erkennen. Der persönliche Sinn ist nicht nur angeblich dem Einfluß lächerlicher Meinungen und Hypothesen betreffs seiner selbst unterworfen, sondern er scheint den Wunsch zu haben, von solchen Meinungen und Hypothesen beeinflußt zu werden.

Der Wunsch nach dem Bösen muß bloßgestellt und aus dem Bewußtsein ausgetrieben werden als die Selbsttäuschung, die er ist. Denn, wie wir selbst beobachten können, gibt es in unsrer Erfahrung nichts Wirkliches oder Scheinbares, es sei denn in Erfüllung eines Wunsches. Der geistige Sinn verlangt nach Geistigkeit, und so verlangt er bewußt und empfängt er Substanz und Herrschaft. Der materielle Sinn verlangt angeblich nach Materialität, und so verlangt er unbewußt und erlebt er Sünde, Krankheit und Tod. Wenn also etwas wie Tyrannei sich scheinbar in der Erfahrung eines Menschen geltend macht, so sollte er den sterblichen Sinn, der nach Beherrschung verlangt, aus seinem Bewußtsein ausrotten. Er sollte die sterbliche Annahme zurückweisen, daß ihm oder irgend jemand anders gesagt werden muß, was gut für ihn ist, von einem sogenannten Gemüt, das nicht das göttliche Gemüt des Menschen ist. Er sollte das, was ihm in Worten gesagt wird, nur in dem Maße annehmen, wie er es im göttlichen Gemüt bestätigt findet.

So wird er selbst die Erkenntnis des Guten finden. Er wird den Wunsch und die Fähigkeit, sich unter Gottes Leitung selbst zu beherrschen, beweisen. So wird er unendlich zu der Überwindung der Sklaverei und der Tyrannei im Dasein des Menschengeschlechtes beitragen und allmählich den freien und unsterblichen Menschen offenbaren, der wahre Selbstbeherrschung kennt und ausübt.

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