Christus Jesus lehrte und predigte nur drei Jahre; doch konnte er in dieser kurzen Zeit die ewige Einheit Gottes und des Menschen lehren und diese Tatsache durch das Heilen von Sünde und Krankheit beweisen. In den seither verflossenen Jahrhunderten haben alle seine aufgeklärten und treuen Nachfolger seinen Worten und Werken nachgeeifert, und sie werden es auch fernerhin tun. In „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ schreibt Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft (S. 565): „Die Verkörperung der geistigen Idee hatte eine kurze Geschichte in dem Erdenleben unsres Meisters, aber ‚seines Königreichs wird kein Ende sein‘, denn Christus, die Idee Gottes, wird schließlich alle Nationen und Völker — gebieterisch, absolut, endgültig — mit der göttlichen Wissenschaft regieren.“
Jeder wachsame Christliche Wissenschafter hat Gelegenheit, die geistigen Tatsachen, die die Christliche Wissenschaft offenbart, zu beweisen und dadurch sein Freisein von Sünde, Krankheit und Tod zu verwirklichen. Er hat, mag er nach dem Ermessen der Welt jung oder alt sein, immer das hohe Ziel vor Augen: zu heilen, wie Jesus heilte. Um der von Christus Jesus erreichten geistigen Höhe immer näher zu kommen, erforscht er eifrig das Verfahren, das der Meister der Metaphysik bei seinen Heilungswerken anwandte, wie es im Neuen Testament dargelegt und in Wissenschaft und Gesundheit erläutert ist.
Aus diesen göttlich eingegebenen Lehrbüchern lernt der Wissenschafter, daß Christus Jesus so von der Kenntnis der Allheit Gottes und der Nichtsheit des Bösen durchdrungen war, daß er keine materielle Annahme über sich selber oder andere gelten ließ. Er wußte mit einer auf unzähligen Beweisen der Heilung von Sünde und Krankheit beruhenden Bestimmtheit, daß der Mensch, der ewig die Idee Gottes ist, eins mit dem Vater ist, daß er nie materiell geboren ist und nie sterben kann. Durch sein geistiges Wahrnehmen des ewigen, harmonischen Seins des wirklichen Menschen wies Jesus Sünde, Krankheit und Tod als die vorübergehenden Trugvorstellungen oder Träume des falschen materiellen Sinnes kurzerhand ab.
Der Christliche Wissenschafter macht es sich zur Aufgabe, sich und andere aus den trügerischen Träumen der materiellen Sinne aufzuwecken. Er ist bestrebt, Christi Jesu Lehren, soweit er sie verstehen lernt, in die Tat umzusetzen. Er denkt über die Aufforderung nach, auf die Jesus Bezug nahm (Luk. 4, 23): „Arzt, hilf dir selber! Denn wie große Dinge haben wir gehört, zu Kapernaum geschehen! Tu also auch hier, in deiner Vaterstadt.“ Er erkennt immer mehr, wie ungemein wichtig das gewissenhafte Bemühen ist, daß man selber allen Glauben an Böses und Unstimmigkeit überwindet, wenn man andere aus den Fesseln der Krankheit und der Sünde befreien will. Der Wissenschafter kommt durch fortgesetztes Forschen in Mrs. Eddys göttlich eingegebener Offenbarung der Wahrheit des Seins zu der Überzeugung, daß Jesu Lehren nicht zu übersinnlich waren. Er sieht, daß er sie heutzutage, sofort, selber anwenden kann.
Das Geheimnis des christlich-wissenschaftlichen Heilens ist uns allen in Mrs. Eddys Erklärung des Christus auf Seite 332 in Wissenschaft und Gesundheit enthüllt, wo sie sagt: „Der Christus ist unkörperlich, geistig — ja, er ist das göttliche Bild und Gleichnis, das die Illusionen der Sinne vertreibt; er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben, die Kranken heilend und die Teufel austreibend, Sünde, Krankheit und Tod zerstörend.“ Unsere Führerin konnte durch ihr geistiges Erkennen des Christus die Einheit Gottes und des Menschen erkennen. Auf Grund ihres geistig wissenschaftlichen Folgerns wurden Schwierigkeiten behoben, Übel zerstört, und an Stelle von Armut und Mangel trat Versorgung und Wohlstand.
Ringt jemand mit einer der in der Welt des unwahren materiellen Sinnes heute scheinbar herrschenden hartnäckigen Krankheits- oder Sündenannahmen? Wartet er schon lang und vielleicht bange auf eine Heilung, die sich zu verzögern scheint, auf Befreiung von lästigen Anzeichen, die sich immer wieder zeigen? Dann sollte er an Jesus denken, der, während er auf Erden war und zuweilen Qual erduldete, wußte, daß sein wirkliches Selbst, die Widerspiegelung Gottes, immerdar über allen sterblichen Begriffen von widrigen Umständen und Krankheit weilte. Jesus betete nicht nur für die, die bei ihm waren, sondern für alle in allen Zeiten, daß auch sie des Menschen Einheit mit Gott verstehen möchten. Er sagte (Joh. 17, 20–22): „Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, so durch ihr Wort an mich glauben werden, auf daß sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir; daß auch sie in uns eins seien, auf daß die Welt glaube, du habest mich gesandt. Und ich habe ihnen gegeben die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, daß sie eins seien, gleichwie wir eins sind.“
Weil die körperlichen Sinne eine solche Unbegrenzbarkeit des Menschen nicht wahrnehmen können, war die Welt nicht willens und nicht fähig, die große Bedeutung der von Christus Jesus gezeigten Einheit Gottes und des Menschen zuzugeben. Paulus, der die Bedeutung dieser Einheit erkannte, sagte (1. Kor. 6, 19): „Wisset ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes ist, der in euch ist, welchen ihr habt von Gott, und seid nicht euer selbst?“ Diese wahre Verkörperung oder dieser Leib, nämlich der Mensch in Gottes Ebenbild, hat keine Beziehung zu dem fleischlichen Menschen, der dem Verfall und dem Tod unterworfen ist.
Mrs. Eddy schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 280): „Anstatt eine empfindende, materielle Gestalt zu besitzen, hat der Mensch, richtig verstanden, einen gefühllosen Körper, und Gott, die Seele des Menschen und allen Daseins, der für und für in Seiner eignen Individualität, Harmonie und Unsterblichkeit ist, verleiht diese Eigenschaften und erhält sie für und für im Menschen — und zwar durch Gemüt und nicht durch die Materie.“ Mögen wir nie aufhören, der großen Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft dafür dankbar zu sein, daß sie diese große Tatsache unerschrocken ans Licht gebracht hat! Mögen wir wie sie beständig, bewußt die geistigen Eigenschaften bekunden und dadurch beschleunigen, daß der wirkliche Mensch, Gottes Ebenbild, voll in Erscheinung tritt!
Ist jemand versucht, zu bezweifeln, daß die Christliche Wissenschaft heilt? Hat er Fälle gesehen, wo sie versagt zu haben scheint? Dann sollte er sich aufraffen und verstehen lernen, daß es kein Versagen für den gibt, der sich klar macht, daß der Mensch nicht in der Materie, sondern im Geist lebt. Der Glaube, daß der Mensch körperlich sei, und daß die Materie behandelt werden müsse, kann in der Christlichen Wissenschaft nicht die ersehnte Heilung bringen. Ja, eine so durch und durch materielle Annahme würde zu Mißerfolg führen.
Die Christliche Wissenschaft weckt die Menschheit zu der gewaltigen Bedeutung der Lehren Jesu auf, und die große geistige Tatsache, daß Gottes ewiges Bild und Gleichnis keiner Heilung bedarf, wird allmählich erfaßt und bewiesen. Wer diese wissenschaftliche Tatsache beweisen lernt, kommt in das helle Licht geistigen Verständnisses und wird inne, daß sein Christus, sein Erlöser, immer gegenwärtig ist.
Wenn einem die geistige Wahrnehmung der Immergegenwart des Christus, der Wahrheit, aufdämmert, lernt man viele nützliche Lehren. Der Wissenschafter findet zum Beispiel, daß kein Irrtum so klein oder so unbedeutend ist, daß er nicht berichtigt werden müßte, wenn man sich seines Freiseins vom Übel immer bewußt sein will. Das hier folgende Beispiel dürfte nützlich sein. Eine junge Christliche Wissenschafterin arbeitete in einem Büro mit jemand zusammen, der anmaßend und herrschsüchtig veranlagt zu sein schien. Schon fast drei Jahre lang hatte ein mißliches Verhältnis zwischen den beiden geherrscht, und es bestand weiter, bis sie zu der Erkenntnis erwachte, daß die Art, wie sie die unerquickliche Lage handhabte, mit den Grundsätzen der Christlichen Wissenschaft keineswegs im Einklang stand. Sie fing an, um mehr Verständnis zu beten, und es kam ihr bald Jesu Gebot in den Sinn, daß wir unsern Feinden vergeben und diejenigen, die uns verfolgen, lieben sollen. Sie betete daher allen Ernstes, daß ihr Mitarbeiter gesegnet werden möge; aber der Zustand war immer noch nicht behoben. Dann betete sie um größere Weisheit und um göttliche Führung, und um mehr Demut im Handhaben dieser Schwierigkeit.
Fast augenblicklich erkannte die Wissenschafterin den Fehler, den sie gemacht hatte. Sie hatte diesen Arbeiter als eine materielle Person gesehen, die unharmonische Eigenschaften bekundete, und dann gebeten, daß diese Person gesegnet werden möge, wenn in Wirklichkeit im Himmelreich gar kein solch falscher Begriff bestand. Nun sah sie, daß Gott und der Mensch unauflöslich eins sind. Auf Grund dieses neuerweckten Verständnisses begann sie freudig und zuversichtlich zu behaupten, daß nur Gottes Eigenschaften gegenwärtig waren; daß sich die göttliche Art in Gottes Ideen immerdar bekundet, und daß diese Ideen immer liebevoll, beliebt und gesegnet sind. Der mißliche Zustand war sofort geheilt.
Was war vorgefallen? Einfach dies: sie hatte tiefer geschaut als die Maske, die einen unangenehmen Arbeiter zeigte, und hatte statt dessen gesehen, daß der wirkliche Mensch Gottes Ebenbild, die Verkörperung der rechten Ideen des Gemüts ist, an dem alle teilhaben. Als sie zu der Wahrheit des Seins erwachte, hatte sie geistig Dinge gesehen, von denen die materiellen Sinne nichts wußten. Die Christliche Wissenschaft hatte sie ihr enthüllt, nachdem sie Auflehnung und abfälliges Tadeln zum Schweigen gebracht hatte. Wie einfach es war! Wie leicht, als sie den Weg erkannte! Sie hatte bei dieser Anfechtung einigermaßen die göttliche Wissenschaft dargetan, die Jesus lehrte, und die Mrs. Eddy allen ihren Nachfolgern anvertraut hat, so daß sie von ihr Gebrauch machen und sie beweisen können.
