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Individuelle Verantwortlichkeit

Aus der Mai 1949-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


„Jeder individuelle Mensch ist verantwortlich für sich selber.“ Dies sind die Worte Mary Baker Eddys, wie wir sie in ihrem Werk „Vermischte Schriften“ (Miscellaneous Writings, S. 119) finden. Sie könnten als Antwort auf eine Frage betrachtet werden, die oft gestellt wird: Wie weit bin ich verantwortlich für die Probleme anderer, die mir zum Bewußtsein kommen?

Die Christliche Wissenschaft offenbart die heilenden Wahrheiten, die angewandt werden müssen, um von allem Bewußtsein des Bösen befreit zu werden. Einer der ersten Schritte, die wir hierbei tun sollten, wäre, uns klarzumachen, daß das menschliche Denken doppelter Natur ist, nämlich, daß es einen angeblichen Bewußtseinszustand darstellt, in dem die körperlichen Sinne und der geistige Sinn, zwei entgegengesetzte Auffassungsweisen, nebeneinander zu existieren scheinen, obwohl sie sich — ähnlich wie Unkraut und Weizen — niemals vermischen.

Die Christliche Wissenschaft spornt die Menschen dazu an, die körperlichen Sinne mit ihren falschen Vorstellungen einer schwachen, zeitlichen und zerstörbaren Schöpfung zurückzuweisen, und statt dessen den geistigen Sinn zu gebrauchen, der Gott als Geist und Seine Schöpfung geistiger Begriffe als faßbar und über alle Beschreibung schön offenbart.

Dieser Wandel im Denken bringt eine Umformung des Charakters und des Erlebens mit sich, denn er entfaltet des Menschen unsterbliche, bewußte Existenz in Gott als Idee des göttlichen Gemüts. Paulus dankte Gott dafür, daß Er „uns errettet hat von der Obrigkeit der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich seines lieben Sohnes“ (Kol. 1:13). Gott selbst inspiriert diese geistige Umwandlung, die uns in eine andere Sphäre versetzt, indem er immerdar die sündlosen, unwandelbaren Ideen enthüllt, die in dem weiten Umfang Seines reinen Wissens existieren. Unser Bewußtsein dieser Selbstoffenbarung der Gottheit aufzuschließen, ist unsre individuelle Verantwortlichkeit. Es bringt volle Erlösung von der Sterblichkeit, denn die Heilung des Selbst führt zur individuellen und universellen Erlösung.

In ihrer Botschaft an Die Mutterkirche für das Jahr 1901 sagt unsre Führerin (S. 20): „Der Christliche Wissenschafter ist allein mit seinem eigenen Sein und mit der Wirklichkeit aller Dinge.“ Uns still von dem unwirklichen, sterblichen Begriff des Seins abzuwenden und allein mit dem Göttlichen in Gemeinschaft zu treten, offenbart das Himmelreich inwendig in uns. Es enthüllt das unendliche Gemüt, das immerdar seiner eigenen Idee alles, das die unsterbliche Selbstheit ausmacht, mitteilt. Christus Jesus verstand des Menschen Einssein mit dem Vater, und als er die Stunde seines Verrats voraussagte, wenn alle zerstreut werden würden, ein jeglicher in das Seine — ein jeder allein in seinem Ringen mit dem Bösen — erklärte er (Joh. 16:32): „Ich bin nicht allein; denn der Vater ist bei mir.“

Jeder einzelne ist verantwortlich für seine eigene Demonstration bewußter Vereinigung mit Gott, und ein jeder sollte dieser Verpflichtung nachkommen — in voller Hingabe an die Wahrheit. Eine Christliche Wissenschafterin hörte oft mit Schrecken den Klagen einer Aufwärterin zu, deren Mann sich jede Woche betrank und ihr Familienleben unerträglich machte. Diese Wissenschafterin sah den Mann eines Abends in solch einem Zustand vorbeiwanken. In großer Sorge stellte sie sich vor, was wohl geschehen würde, wenn der Betrunkene so nach Hause käme. Wie könnte sie wohl helfen? Sie wußte, daß sie kein Recht hatte, dem Mann eine christlich-wissenschaftliche Behandlung zu geben, denn sie war nicht darum gebeten worden; daher griff sie nur die sterbliche Annahme an, die sich in aggressiver Weise ihrem eigenen Bewußtsein aufzudrängen suchte. Sie hielt getreulich an der Wahrheit fest, daß Gott Alles ist, und daß der wahre Mensch gemäß der Wissenschaft mit keiner Sünde behaftet ist, bis geistiger Frieden in ihrem eigenen Denken Einzug hielt. Später hörte sie mit großer Freude, daß jener Mann, als er nach Hause kam, nicht die geringste Spur von Trunkenheit zeigte, sondern hilfreiche Freundlichkeit, wie er sie seit Jahren nicht mehr ausgedrückt hatte. Die geistige Umstellung ihres eigenen Denkens hatte ihn bleibend geheilt.

Wie sündhaft der Begriff auch sein mag, mit dem wir zu tun haben, und wie hoffnungslos eine Umgebung auch erscheinen mag, die Christliche Wissenschaft bietet uns eine göttliche Zuflucht in der Umwertung unsrer Begriffe — unsrer gottgegebene Fähigkeit, den geistigen Sinn zu benutzen, wodurch wir in das Reich der Liebe Einlaß finden, in dem uns die wahren Tatsachen des Seins klar werden, die dem materiellen Augenschein widersprechen. Dann folgt die geistige Heilung.

Das sterbliche Gemüt scheint in unabhängige, individuelle Einheiten eingeteilt zu sein, und daher scheint es viele verschiedene, selbstregierte Gemüter zu geben. Doch die Wissenschaft beraubt dieses falsche Gemüt aller Selbstidentifizierung und stellt es als das eine unwirkliche, trügerische Böse bloß. Wenn der Christliche Wissenschafter den Anspruch des Irrtums auf Wesenheit und Individualität zurückweist — wenn er sich weigert zu glauben, daß die Körperlichen Sinne einen Teil des Menschen ausmachen — so schwinden seine selbstgeschaffenen, taumartigen Wahnbilder. So wird die Materie mit ihren Bedingungen nicht etwa als ein subjektiver Zustand des Einzelmenschen angesehn, sondern als das eine unwirkliche, unpersönliche Böse, das sterbliche Gemüt, erkannt. Der Christliche Wissenschafter begeht deshalb nicht den Fehler zu sagen: „All dieser Irrtum besteht nur in meinem eigenen Bewußtsein“, womit er sich selbst mit dem Bösen verknüpfen würde, denn er weiß, daß sein wirkliches Wesen und Sein oder Bewußtsein die Widerspiegelung Gottes, des einen Gemüts, ist. So erfüllt er seine individuelle Verpflichtung, nicht den eindringlichen Suggestionen eines Gemüts, das nicht wirklich ist, nachzugeben, — und der Irrtum verschwindet.

In ihrem Aufsatz „Aufdringliche mentale Behandlung“ (Vermischte Schriften, S. 282) erörtert unsre Führerin die Ethik der mentalen Behandlung und erklärt, daß nur in Ausnahmefällen, wie etwa bei einem Unfall, der Christliche Wissenschafter unaufgefordert eine mentale Behandlung geben darf. In ihrem Buch „Die Erste Kirche, Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes“ (The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 364) sagt Mrs. Eddy weiter: „Die Regel für die mentale Behandlung im Sinne der Christlichen Wissenschaft ist, niemals eine andere Mentalität außer der eures Patienten zu behandeln, und diesen zu lehren, christusähnlich zu sein. Keine Abweichung von dieser goldenen Regel kann gestattet werden.“ Unter ihren Weisungen an Lehrer der Christlichen Wissenschaft betreffs ihrer Schülervereine befindet sich eine in ihrem Werk „Vermischte Schriften“ (S. 315), die sie mahnt, das Denken der Schüler nicht mental zu behandeln, wenn keine mentale Behandlung erbeten worden ist.

Unsre individuelle Verantwortlichkeit besteht also darin, die Wahrheit vollkommen zu verstehn, und sie in unserm Leben widerzuspiegeln; und so eng sind alle in der Einheit des Seins miteinander verbunden, daß alle dadurch gesegnet werden. Da gibt es keine selbstsüchtige Abtrennung, sondern nur wahres Lieben, wie unser Meister durch seinen mächtigen, individuellen Sieg über die Sterblichkeit bewies — einen Sieg, der seine nächste Umgebung umwandelte, und der fortfährt, die Welt umzuwandeln. Wie weltumspannend ist doch die unwiderstehliche Macht Gottes, die sich in individuellem Sieg über alles, das der Wahrheit widersprechen möchte, ausdrückt!

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