Bei unsern Mittwochversammlungen hören wir viele schöne Zeugnisse von der Überwindung von allerlei Formen von Disharmonie, und wir sind tief dankbar, daß „bei Gott alle Dinge möglich“ sind.
Auch ich habe viele Heilungsbeweise erlebt — manchmal kamen sie augenblicklich, manchmal nicht so schnell — doch alle demonstrierten die Kraft Gottes, Krankheit, Knochenbrüche, Verlust, Kummer und dergleichen mehr zu überwinden.
In diesem Zeugnis möchte ich von einer sogenannten langsamen Heilung berichten. Eines Tages wurde ich plötzlich beinah hilflos. Ich verblieb mehrere Jahre lang in diesem Zustand und war zu verschiedenen Zeiten in Behandlung verschiedener Ausüber, die alle getreulich für mich arbeiteten. Es ging mir zeitweise besser, erlangte jedoch keine vollkommene Heilung.
Eines Morgens, als ich gerade sehr niedergeschlagen war und um Führung und Hilfe betete, wurde es mir plötzlich klar, daß ich immer nur körperliche Heilung erstrebt hatte. Als mir diese Offenbarung kam, erkannte ich, daß irriges Denken aus meinem eigenen Bewußtsein ausgefegt werden mußte. Ich hatte in der falschen Richtung gearbeitet. Als ich anfing, meine eigenen Gedanken zu untersuchen, entdeckte ich, daß ich immer noch Erinnerungen an jahrealte bittere Erfahrungen beherbergte, und ich erkannte, daß ich Gefühle des verletzten Stolzes und der Vernachlässigung, sowie der Kritik, des Grolls und des Selbstbedauerns hegte. Nun wandte ich meine Blicke hinweg vom eigenen Ich und bestrebte mich, Gott besser verstehen zu lernen, mit Ihm bekannt zu werden und zu erkennen, was Seine Pläne für mich waren.
Dies war zu Zeiten recht schwierig. Die Gegenargumente schienen so mächtig zu sein, daß ich mich sehr vor der Selbstgerechtigkeit hüten mußte. Doch hatte ich eine Vorahnung von der Allheit Gottes gehabt, und so wies ich jede falsche Suggestion mit einem Gebet um Wachstum in Verständnis, Mut und Seelenstärke zurück. In tiefster Demut dankte ich Gott für meine wahre Selbstheit, wie Er sie sah. Der Meister sagte: „Es ist eures Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben,“ und ich vergegenwärtigte mir, daß Er uns „dargibt reichlich, allerlei zu genießen.“ Das „Leben, das alles neu macht,“ entfaltete sich in meinem Bewußtsein.
Nach vielen Monaten merkte ich eines Tages, wie ich wieder neue Kraft spürte, wie die Untätigkeit von Tätigkeit verdrängt wurde, und wie Hoffnung und Glauben mich zu der Erkenntnis von Gottes Allmacht und Allgegenwart erhoben. Ich fühlte, daß ich auf heiligem Lande stand, in der Gegenwart des lebendigen Christus, der zu Jesu Zeiten gesprochen hatte, und der nun zu mir sagte: „Komm her zu mir!“ Ich war geheilt. Worte können nicht die Dankbarkeit ausdrücken, die ich dafür empfinde, daß es mir von neuem möglich gewesen ist, die Macht Gottes zu beweisen, denn es gibt nichts, das einer geistigen Heilung gleichkommt.
Täglich erneuere ich meinen Entschluß, Gott über alles zu stellen. Der Gedanke an Ihn wird nicht mehr von anderen Interessen verdrängt. Der 121. Psalm ist eine schöne Erklärung der Wahrheit. Wenn jemand dies liest, der lange Zeit um Harmonie gerungen hat, so möchte ich zu ihm sagen: Fahre fort. Wir brauchen nicht zu kämpfen; denn Gott kämpfet für uns. Er weiß, was wir nötig haben, und versorgt uns mit dem, was wir brauchen. Von neuem geboren zu werden ist ein herrliches Erlebnis.
Ich möchte hinzufügen, daß ich während dieser ganzen Erfahrung ganz allein war, ohne ein anderes menschliches Wesen, das miterlebte oder Interesse an mir nahm. Viele meiner früheren Bekannten hatten mich aufgegeben; doch war ich so voll mit meiner neuen Glückseligkeit beschäftigt, Gott besser verstehen zu lernen, daß ich sie nicht vermißte. Gott hatte mir Seine Gnade offenbart, und damit hatte ich alles, was ich brauchte. Fast mein ganzes Leben war in der Öffentlichkeit verbracht worden und von der Gunst oder Ungunst des Publikums abhängig gewesen, erfüllt von den Aufregungen des Reisens und der persönlichen Aufmerksamkeiten. Aber mein besseres Verständnis von Gott hat mich nun gelehrt, Seine Ideen verständnisvoller zu lieben, mit einer volleren Würdigung der Güte und der Aufmerksamkeiten, die mir erwiesen werden, so daß die Meinungen des sterblichen Gemüts mich nicht länger anfechten. Mein Herz fließt über von Dankbarkeit für das allgegenwärtige Gute.
Jeder aufrichtige Wahrheitssucher kann den Weg zum Himmel, zur Harmonie finden, indem er hinwegschaut von den Dingen, wie sie zu sein scheinen, und aufschaut zur Wirklichkeit. Wenn wir täglich unsre Dienste der Erkenntnis des vollkommenen Gottes und Seiner vollkommenen Widerspiegelung, des Menschen, weihen, so finden wir ein Gefühl der Sicherheit, das wir alle nötig haben. Ich bin dankbar für Kirchenmitgliedschaft, für Klassenunterricht, und für meine Wirksamkeit in der christlich-wissenschaftlichen Bewegung.— Los Angeles, Kalifornien, V. S. A.