Auf der ganzen Erde findet ein geistiges Erwachen statt. Materielle Methoden haben offensichtlich versagt, und viele Menschen heutzutage nehmen Zuflucht zu geistigen Mitteln und Wegen, um Lösungen für ihre Probleme zu finden. Die Christliche Wissenschaft kann ihnen helfen, weil sie die geistigen Tatsachen des Seins darlegt und sie auf menschliche Probleme anwendbar macht. Es liegt in der Natur dieser Wissenschaft, sich auszubreiten und fortzuschreiten. Sie offenbart Gott als unendlichen Geist und den Menschen als Sein Ebenbild und Gleichnis. Die materiellen Systeme verneinen dies im allgemeinen. Sie lehren, daß der Mensch materiell ist, von den fünf materiellen Sinnen abhängig, eingeschlossen in der Materie und von allen Seiten begrenzt. Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, legt uns einen ganz anderen Begriff vom Menschen dar, einen Begriff, der ihr durch ein geistiges Verständnis der Heiligen Schrift offenbart wurde.
Diese geistige Auffassung vom Menschen schließt unbegrenzte, von Gott verliehene Eigenschaften in sich. Diese Eigenschaften finden in Leistungen Ausdruck, die keinen Beschränkungen unterworfen sind. Auf Seite 323 des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuches „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ schreibt Mrs. Eddy: „Angesichts der unendlichen Aufgaben der Wahrheit halten wir inne — warten auf Gott. Dann dringen wir vorwärts, bis der schrankenlose Gedanke voll Entzücken dahinwandelt, und der unbeschränkte Begriff sich beschwingt, damit er die göttliche Herrlichkeit erreiche.“ Das ist also der wahre Begriff vom Menschen. Nicht ein endlicher Sterblicher, der in die Beschränkung hinein geboren wird, von einschränkenden Annahmen gefesselt, von allen Seiten eingehemmt, sondern eine unsterbliche Idee, die unabhängig von der Materie in der Substanz des Geistes und im Reich der Ideen zu finden ist.
Die Begriffserklärung vom Menschen, die wir auf Seite 475 des Buches „Wissenschaft und Gesundheit“ finden, macht dies klar. Mrs. Eddy schreibt: „Der Mensch ist nicht Materie; er besteht nicht aus Gehirn, Blut, Knochen und andern materiellen Elementen.“ Und weiter unten fügt sie hinzu: „Der Mensch ist geistig und vollkommen, und weil er geistig und vollkommen ist, muß er in der Christlichen Wissenschaft also verstanden werden. Der Mensch ist Idee, das Bild der Liebe; er ist kein körperlicher Organismus.“ Dies ist der von Gott erschaffene Mensch, der sehr verschieden ist, ja das gerade Gegenteil, des von menschlichen Eltern geborenen Sterblichen, welcher das Erzeugnis menschlicher Annahmen darstellt. Die menschliche Annahme begrenzt alles. Sie beginnt ihre kurze und mühselige Laufbahn mit Einschränkung. Sie schließt das Herz in einem Organ ein, das Gemüt in der Materie, die Seele im Körper, die Stärke in den Muskeln, das Leben in dem materiellen Blut.
Glücklicherweise ist dies eine irrige Definition des Menschen. Das Leben ist nicht im Blut. Gott ist das Leben. Das Gemüt ist nicht in der Materie. Das Gemüt ist göttlich. Die Seele ist nicht im Körper, denn die Seele ist der Geist, und der Mensch ist die Widerspiegelung oder Verkörperung richtiger Ideen. Der von Gott erschaffene Mensch wird immerdar von seinem Vater-Mutter Gott versorgt. Er ist vollkommen befriedigt, denn Gott ist die Liebe. Diese Tatsache bewog Christus Jesus dazu, zu seinen Jüngern zu sagen (Matth. 6:25): „Sorget nicht für euer Leben, was ihr essen und trinken werdet, auch nicht für euren Leib, was ihr anziehen werdet.“
Doch scheinen wir nicht sterblich zu sein? Jemand mag fragen: Wie können wir den Weg aus der Materialität heraus finden? Die Antwort ist einfach. Fangt damit an, daß ihr euch weigert, der Annahme zuzustimmen, daß ihr in der Materialität eingeschlossen seid. Der Mensch ist in keiner Weise eingeschlossen. Da er nicht in die Materie hinein geboren wird, lebt er auch nicht in der Materie, und die Materie oder der materielle Sinn ist nicht für den Menschen verantwortlich. Der Mensch, der Sprößling Gottes, des intelligenten Guten, ist unter der Obhut Gottes, — Gott ist für ihn verantwortlich.
Zur Veranschaulichung: — Der Verfasser erinnert sich an einen Bekannten, der jahrelang an ernsten Verdauungsstörungen litt. Er suchte Ärzte und Spezialisten auf, die alles taten, was sie konnten, um ihn zu heilen, doch ohne Erfolg. Ja, ihrer Meinung nach sollte die Beschwerde sogar noch schlimmer werden, wenn er älter würde. Er studierte Physiologie; doch je mehr er materielle Methoden studierte, desto schlimmer wurde es mit ihm. Dann nahm er in seiner Verzweiflung das Studium der Christlichen Wissenschaft auf und begann, das christlich-wissenschaftliche Lehrbuch zu lesen. Hier bekam er eine neue Auffassung vom Menschen, vom gotterschaffenen Menschen. Er lernte verstehen, daß der Mensch nicht von materiellen Gesetzen regiert wird, von denen manche für ihn und andere wider ihn wirken, daß er vielmehr absolut von geistigen Gesetzen regiert wird, den Gesetzen Gottes, die immer im Interesse der Gesundheit und der Harmonie wirken. So lernte er zum Beispiel verstehen, daß die Assimilation ein allgemeines geistiges Gesetz ist, und nicht die Funktion eines materiellen Organs. Dieses Verstehen von dem geistigen Zustand des Menschen befreite ihn von Furcht und Beschränkungen, und er wurde ein gesunder und wohlgenährter Mensch, der sich frei und glücklich fühlte.
Wir sind eingehemmt oder begrenzt im Maße unsres gläubigen Festhaltens am sterblichen Gemüt oder dem Gemüt eines Sterblichen. Die unbegrenzte Idee anzunehmen, bedeutet, das Geistige anzuerkennen. Den „unbeschränkten Begriff“ anzunehmen, befähigt uns, unbegrenzte Gelegenheiten vor uns zu sehen. Neue Gelegenheiten entfalten geistige Anlagen. Geistige Anlagen offenbaren geistige Fähigkeiten; und untrennbar von der Anwendung geistiger Fähigkeiten ist wahrer Erfolg.
Heilerfolge sind das Ziel eines jeden Anhängers der Christlichen Wissenschaft. Herrschaft über die Ansprüche der Welt, des Fleisches und des Teufels wird durch die Vergeistigung des Gedankens erlangt. Auferstehung bedeutet mehr als aus einem Grabe aufzuerstehen, — es ist die Vergeistigung des Denkens, die ein jeder im Maße seines geistigen Fortschritts erlebt. Um an dieser Auferstehung teilzuhaben, muß man die wahre Auffassung von Gott und vom Menschen in Seinem Ebenbild und Gleichnis annehmen.
Mrs. Eddy schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 69): „Geistig verstehen, daß es nur einen Schöpfer gibt, Gott, entfaltet die ganze Schöpfung, bestätigt die Heilige Schrift und bringt die holde Gewißheit herbei, daß es keine Trennung, keinen Schmerz gibt, und daß der Mensch todlos und vollkommen und ewig ist.“
 
    
