Wahre Freude kann niemals unterdrückt oder verloren werden. Sie ist nicht abhängig von persönlicher Befriedigung oder materiellem Besitz. Sie ist nicht durch menschliche Umstände bedingt; noch ist sie ein besonderes Merkmal der Jugend. Die Christliche Wissenschaft offenbart die Freude als ein Attribut oder eine Eigenschaft Gottes und demonstriert ihre stetige Gegenwart als die Entfaltung der ewigen Individualisierung des Guten, das der göttlichen Liebe innewohnt. Paulus erwähnte die Freude als eine der Früchte des Geistes (Gal. 5:22), und in seinem Brief an die Römer (14:7) vergleicht er die Freude im Heiligen Geist — der Christlichen Wissenschaft — mit Reich Gottes.
Wer beweisen möchte, daß er seinen Ursprung in Gott hat, indem er den Menschen als den sündlosen Ausdruck des göttlichen Gemüts anerkennt, sollte darauf achten, daß seine Freude ständig und ununterbrochen bleibt. Ein Schwinden der Freude kann ihm als Warnung dienen, daß sein Verständnis von des Menschen Einssein mit Gott angegriffen wird, oder daß seine Demonstration der Gesundheit bedroht ist. Da die Freude ihren Ursprung in Gott hat — nicht im Ichbewußtsein —, kann sie unter allen Umständen und in jedweder Umgebung als ein Element von des Menschen wahrem Sein demonstriert werden.
Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, erwähnt die Freude als einen Bestandteil des Menschen. In ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ schreibt sie (S. 76): „Die sündlose Freude — die vollkommene Harmonie und Unsterblichkeit des Lebens, denen unbegrenzte göttliche Schönheit und Güte zu eigen sind, ohne eine einzige körperliche Freude oder einen einzigen körperlichen Schmerz — sie macht den einzig wahren, unzerstörbaren Menschen aus, dessen Sein geistig ist.“ Der Mensch, der aus Freude besteht, kann nicht von ihr getrennt werden. Daher offenbart die Gegenwart sündloser Freude die Gegenwart wahren Menschentums.
Jeder Ausüber der Christlichen Wissenschaft begrüßt das Erscheinen geistiger Freude im Bewußtsein seines Patienten, denn er weiß, daß es die Demonstration des wahren Seins ankündigt und eine unverkennbare Vorahnung der Heilung darstellt. Da Christus Jesus die wissenschaftliche Bedeutung der Freude als regenerierende Kraft kannte, sagte er (Lukas 15:10): „Freude wird sein vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße tut.“
Ein kleiner Freund von mir, ein zehnjähriger Junge, wurde von dem Schularzt nach Hause geschickt, der ein kleines Gewächs an seinem Gesicht als krebsartig diagnostiziert hatte. Es wurde ihm gesagt, daß er nicht zurückkommen sollte, bis es durch einen chirurgischen Eingriff entfernt worden wäre; doch seine Eltern waren nicht willens, diese Weisungen zu befolgen und baten einen Ausüber der Christlichen Wissenschaft um Behandlung. Darnach folgte eine Zeit geistiger Entfaltung, während welcher der Knabe sowohl wie seine Eltern dazu getrieben wurden, durch ein treueres Studium der Christlichen Wissenschaft die Wahrheiten über Gott und über den Menschen als den geistigen Ausdruck der göttlichen Liebe besser verstehen zu lernen.
Trotz all ihrer Bemühungen entwickelte sich der Krankheitszustand immer weiter; doch beständige Erklärungen von der Allheit Gottes und der ewigen Vollkommenheit des Menschen wurden fortgesetzt, und die Ansprüche eines materiellen sterblichen Gemüts wurden zurückgewiesen. Die Kräfte des Geistes — Friede, Freude, Ruhe, Furchtlosigkeit, Zuversicht — wurden unentwegt von allen Beteiligten zum Ausdruck gebracht. Eines Tages, als die Krankheitserscheinungen besonders drohend schienen, sprach die Mutter von ihrer tiefen Dankbarkeit für die Christliche Wissenschaft und erklärte: „Dieses Haus ist so voller Freude, daß die Wände es kaum noch halten können.“ Die Freude, welche die Heilung voraussagt, war in dem Denken der Familie eingezogen. Wirkliches, gesundes und glückliches Menschentum trat in die Erscheinung. Der Ausüber fuhr fort mit seiner treuen Arbeit, und bald war jede Spur der Krankheit verschwunden, um nie wiederzukommen.
Oft sehen wir wie die geistige Freude des wahren Seins in der Unschuld und dem Frohsinn kleiner Kinder Ausdruck findet. Mrs. Eddy deutet die nicht zu unterdrückende Freude an, die allen Ideen innewohnt, die im Reich des göttlichen Gemüts weilen, das ja in seiner Unendlichkeit alle in sich schließt, wenn sie in „Wissenschaft und Gesundheit“ schreibt (S. 514): „Das Gemüt, freudig in Stärke, wohnt im Reich des Gemüts. Die unendlichen Ideen des Gemüts eilen dahin und ergötzen sich. In Demut erklimmen sie die Höhen der Heiligkeit.“
Wirkliche Freude ist nicht von dem Kommen und Gehen momentaner Stimmungen abhängig. Sie ist dauernd, unerschöpflich und unendlich in ihrem Wesen. Wenn der Anhänger der Christlichen Wissenschaft wegen der aggressiven Kräfte des Materialismus oder des Bösen, das ihn angreifen möchte, niedergedrückt scheint, so klammert er sich an die wissenschaftliche Tatsache, daß Freude als ein unzerstörbarer Bestandteil des wahren Seins unwandelbar ist. Wenn er treu festhält an dieser Wahrheit und sich vergegenwärtigt, daß die Freude eine unendliche Eigenschaft des Gemüts und nicht eine persönliche Tugend ist, so vermag er sie auszudrücken, selbst wenn er Ungerechtigkeit, falsche Beurteilung und Beleidigungen zu ertragen hat.
Unsre große Führerin empfand tiefe Freude, als sie beobachtete, wie die christlich-wissenschaftliche Bewegung sich über die Erde ausbreitete und sich der Kranken und Sündigen in ihrer heilenden Sendung annahm. Da sie erkannt hatte, daß alles rechte Denken und Handeln Zeugnis ablegte von der universellen Gegenwart Gottes, freute sie sich besonders über die Fähigkeit ihrer Nachfolger, durch die Christliche Wissenschaft zu heilen. In ihrem Buch „Vermischte Schriften“ (Miscellaneous Writings, S. 135) gibt sie die folgende Erklärung, die tief blicken läßt: „Ströme der Wahrheit auszusenden, Gottes Heilmethode, und so das Evangelium der Liebe zu verbreiten, bedeutet an sich eine Ewigkeit der Freude, die eine Stunde aufwiegt.“
Der Meister sprach oft von der unauslöschlichen Freude, die in seinem Herzen wohnte. Selbst die Vorahnungen des Kreuzes konnten sie nicht verdunkeln oder stören. Am Tage, an dem er verraten wurde, als er für die betete, denen er die frohe Botschaft von der Vollkommenheit Gottes und des Menschen und dem Nichts des Fleisches anvertraut hatte, offenbarte er den Endzweck seines Gebets — „auf daß sie in ihnen haben meine Freude vollkommen“ (Joh. 17:13). Mögen wir uns immer an sein Gebet und dessen wahre Bedeutung erinnern, wie sie von unsrer Führerin enthüllt wurde, deren Offenbarung der Christlichen Wissenschaft die Freude demonstriert, die das ewige Erbteil des Menschen als des sündlosen Ebenbildes Gottes ist.
