Eine herrliche Stelle in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Mary Baker Eddy, unserer geliebten Führerin, hat schon oft die Aufmerksamkeit der Verfasserin auf sich gezogen. Sie lautet (S. 515): „Alles, was Gott gibt, bewegt sich in Übereinstimmung mit Ihm und spiegelt Güte und Kraft wider.“ Und ihre weitere Ausführung gibt eine klare, aufgeklärte Ansicht der wahren Beschaffenheit des Menschen (S. 515, 516): „Nun vergleiche den Menschen vor dem Spiegel mit seinem göttlichen Prinzip, Gott. Nenne den Spiegel göttliche Wissenschaft und den Menschen die Widerspiegelung. Dann beachte, wie getreu, in Übereinstimmung mit der Christlichen Wissenschaft, die Widerspiegelung ihrem Urbild ist. Wie die Widerspiegelung von dir im Spiegel erscheint, so bist du, da du geistig bist, die Widerspiegelung Gottes.“
Wenn sich die Menschen durch den Augenschein der materiellen Sinne betrachten, ist ihr geistiger Blick derart getrübt, daß sie glauben, sie hätten ihr Dasein in der Materie, da sie nur die irrigen Gedanken des sterblichen Gemüts sehen und sie für wirklich halten. In diesem getrübten Spiegel entgeht ihnen die wahre Widerspiegelung.
Als die Verfasserin sich eines Tages in einem der gewölbten Spiegel sah, die zur Belustigung in Ausstellungen angebracht sind und ein solches Zerrbild geben, konnte sie einen nützlichen Vergleich mit dem unaufgeklärten menschlichen Gemüt ziehen, das in Krankheits- oder Sündenannahmen Irrtum bekundet.
Die göttliche Wissenschaft zeigt uns wie ein Spiegel klar die Vollkommenheit unseres wahren Seins; das sterbliche Denken dagegen gibt uns wie ein gewölbter Spiegel ein vollständig verzerrtes Bild. Ein solches Bild ist natürlich eine Trugvorstellung; denn irriges menschliches Denken kann, weil es nicht auf die Wahrheit des Seins gegründet ist, nicht das wahre Bild darbieten.
Irrige oder unwissende Annahmen mögen höhnisch an diejenigen herantreten, die die göttliche Erkenntnis gefunden haben; aber die Wahrheit, in der die Christlichen Wissenschafter wie in einem Spiegel sehen, was ihre wirkliche Art ist, leitet sie freudig auf ihrem Wege aufwärts.
Alle, die unermüdlich wachen, wissen, daß sie in ihrem wahren Sein Widerspiegelungen der göttlichen Intelligenz sind, und daß die Erleuchtung geistigen Verständnisses sich in ihrem geläuterten Bewußtsein widerspiegelt. Sie wissen, daß im Menschen kein Raum für Unvollkommenheit ist. Sie heben den Blick zu Gott empor, um dieses klare Licht der Wahrheit zu sehen, das ihnen beständig zeigt, was sie tun sollen, und wie sie den Menschen helfen können.
Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit (S. 570): „Wenn Gott die Kranken oder die Sündigen heilt, sollten sie den großen Segen erkennen, den Gemüt gewirkt hat. Sie sollten auch die große Täuschung des sterblichen Gemüts erkennen, wenn es sie krank oder sündig macht.“ Wenn ein Leidender glaubt, er sei ein erbärmlicher Sünder, oder er leide körperlich an Krankheit oder habe Zweifel und Sorgen, und einen Ausüber aufsucht, vernichtet dieser durch sein Verständnis der Christlichen Wissenschaft den falschen Sinn, der den Leidenden dazu verleitet hat, ein Zerrbild für wirklich zu halten, und zeigt ihm im Spiegel wissenschaftlicher Wahrheit sein wahres Selbst. In dem Licht, das diese herrliche Wahrheit dem beunruhigten Bewußtsein bringt, erhascht der Hilfesucher einen Schimmer der Vollkommenheit der Wirklichkeit, und er sieht, daß der Irrtum etwas Täuschendes ist.
Man kann über alle Schwierigkeiten siegen, wenn man mutig und beharrlich gleichsam wie in einen Spiegel in die göttliche Wissenschaft blickt, die uns die Vollkommenheit Gottes und des Menschen zeigt. Im Brief des Jakobus lesen wir (1, 25): „Wer durchschaut in das vollkommene Gesetz der Freiheit und darin beharrt und ist nicht ein vergeßlicher Hörer, sondern ein Täter, der wird selig sein in seiner Tat.“
Die Gewißheit, daß geistiges Streben Segen bringt, sollte Arbeiter überall ermutigen, jede Unwahrheit zurückzuweisen, die sich hinsichtlich der Christlichen Wissenschaft darbietet. Diese widerstreitenden Annahmen sind nur die verzerrten und getrübten Bilder in gewölbten Spiegeln — in dem unwissenden sterblichen Gemüt, das nicht die Wahrheit widerspiegelt. Und da nur das, was wahr ist, ewig ist, müssen sie verschwinden.
Der Menschen wachsendes geistiges Verständnis der Macht der Wahrheit und der Vollkommenheit des Seins vernichtet jeden verderblichen, widrigen, unwissenden oder böswilligen Einfluß. Jeder Christliche Wissenschafter, der die Fackel geistiger Erkenntnis hochhält, vertreibt nach und nach die Finsternis der Unwissenheit, bis jener verheißene Tag kommt, wo alle Gott als den einzigen Schöpfer und Erhalter des Menschen erkennen werden.
