Man kann sich darauf verlassen, daß die Christliche Wissenschaft jede Schwierigkeit überwindet. Wir können, ob es sich um Mangel an Gesundheit, an der rechten Beschäftigung, an angemessener Versorgung oder menschlicher Zuneigung handelt, immer beginnen mit den im ersten Kapitel der Bibel befindlichen Wahrheiten über Gott und den Menschen, auf die die Lehre der Christlichen Wissenschaft gegründet ist.
Alles, was Gott erschafft, das Weltall und der Mensch, ist sehr gut, das heißt, vollkommen und geistig; denn Gott, das vollkommene Gemüt, kann nichts erschaffen, was Seiner eigenen vollkommenen Art unähnlich ist. Da der Mensch, Sein Sprößling, Sein Bild oder Gleichnis, vollkommen ist, sind Krankheit, Armut, Unfriede oder irgendein anderer Irrtum nie ein Zustand seines Seins. Sogenannte körperliche Krankheit macht zwar geltend, ein Zustand des Menschen zu sein, kann es aber nicht sein. Da der Mensch das Ebenbild, die Widerspiegelung Gottes ist, und Gott nach der Erklärung der Bibel Geist ist, muß der Mensch unbedingt geistig und unkörperlich sein. Wo besteht dann der unharmonische Zustand?
Er besteht nicht in der Materie, noch ist er ein Zustand des materiellen Körpers. Als der Mann „voll Aussatz“ Jesus um Hilfe bat (Luk. 5, 12), muß es ihm sehr geschienen haben, daß es ein Zustand seines Körpers sei. Aber als Jesus „die Hand ausstreckte und ihn anrührte und sprach: Ich will’s tun; sei gereinigt!“, „ging“, wie wir lesen, „der Aussatz alsobald von ihm.“ Die Krankheit verschwand vollständig vor der Erkenntnis der geistigen Wahrheit des Seins, nämlich, daß der Mensch gottgleich, rein und frei von aller Unvollkommenheit ist. Bewies Jesus nicht, was Mose Jahrhunderte vorher am brennenden Busch hinsichtlich der gedanklichen Art der Krankheit gelernt hatte, als er die Hand aus seinem Busen herauszog und sah, daß sie „aussätzig wie Schnee“ war (2. Mose 4, 6. 7), und sie dann wieder gesund wurde, als er sich weigerte, in seinem Denken zuzugeben, daß dieser Zustand wirklich sei?
Als ein anderes Mal „ein Besessener, der blind und stumm war“, zu Jesus gebracht wurde, lesen wir: „Und er heilte ihn, also daß der Blinde und Stumme redete und sah“ (Matth. 12, 22). Würde die heutige Arzneimittellehre nicht sagen, daß er infolge eines kranken Zustandes seiner Augen und seiner Sprachwerkzeuge blind und stumm war? Wären wir in einer ähnlichen Lage nicht vielleicht versucht, sie zu untersuchen, um zu sehen, was für einen Anblick sie darbieten? Aber es wird uns gesagt, daß es ein „Teufel“, ein materieller Sinn des Selbst war, den Mary Baker Eddy zum Teil erklärt hat als „eine Lüge; Irrtum; weder Körperlichkeit noch Gemüt“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 584). Jesus bewies, daß dies so ist; denn er weigerte sich, die teuflische Einflüsterung für wirklich zu halten, und heilte dadurch den Mann.
Krankheit kann also kein Zustand der Materie oder des sterblichen Körpers sein. Irving C. Tomlinson berichtet in seinem Buch „Twelve Years with Mary Baker Eddy“ (Zwölf Jahre bei Mary Baker Eddy), daß unsere Führerin einmal sagte (S. 73): „Krankheit ist nur ein Lügenbild; sie ist weder Materie noch ein Teil der Materie.“ Und in Wissenschaft und Gesundheit (S. 425) weist sie darauf hin, daß die Merkmale der Krankheit dem Körper aufgeprägte Bilder des sterblichen Denkens sind.
Krankheit ist ein Zustand des sterblichen Denkens und entsteht durch Unkenntnis, Furcht oder Sünde. Aber sie ist kein Zustand des wahren Bewußtseins des Menschen, das das eine unendliche Gemüt widerspiegelt, das wir Gott nennen. Entfernen wir Krankheit aus dem sterblichen Gemüt durch die Erkenntnis, daß jedes Gemüt oder Bewußtsein außer Gott völlig unwirklich ist, und verwirklichen wir diese Wahrheit in unserem Leben, so gut wir können, so scheiden wir dadurch die Krankheit aus dem materiellen Körper aus und beweisen in immer zunehmendem Maße, daß wir in Wirklichkeit immer das vollkommene Kind Gottes gewesen sind, das im Himmel oder der Harmonie lebt.
Christliches Heilen ist also ein Läutern des Bewußtseins, das Ersetzen der Krankheitsannahme durch den wahren Sinn der Allgegenwart und Macht der Liebe, und dies hat die Ausscheidung der Krankheit aus dem Körper zur Folge. Das christliche Heilen ist auch nicht auf eine bestimmte Zahl Hilfesucher beschränkt, die zu diesem oder jenem Ausüber kommen, um von körperlichen oder sittlichen Übeln befreit zu werden. Das allumfassende Wirken des heilenden Christus erreicht jeden empfänglichen Gedanken und bekundet sich überall durch geistig Gutes. Es wirkt überall und jederzeit. Es ist der liebreiche Ausdruck der ewigen Liebe.
Die sterbliche Persönlichkeit ist nicht das Werkzeug, das das christliche Heilen vollbringt; denn das christliche Heilen is die Folge einer gewissen Erkenntnis der Allheit Gottes und der Tatsache, daß der Mensch geistig und zu Gottes Bild und Gleichnis erschaffen ist. Wenn wir in unserem Denken an der Wirklichkeit des Guten festhalten, Gottes Gegenwart, Macht und Liebe behaupten und die scheinbare Wirklichkeit der Materie und aller Erscheinungsformen des Bösen verneinen, erhebt dies das Denken zu einem Eingehen auf den Christus, die geistige Idee Gottes und des Menschen, die Sünde und Krankheit zerstört.
Nach einer klassischen Sage wurde Herkules unter anderem die Aufgabe zugewiesen, die Augiasställe zu reinigen, in denen sich der Schmutz 30 Jahre lang angesammelt hatte. Da er erkannte, daß er eine solche Riesenarbeit nicht bewältigen konnte, legte er Kanäle an, um das Wasser von Flüssen in die Ställe zu leiten, daß es den Schmutz fortschwemme, und sie waren in einem Tag gereinigt. So können die angesammelten Annahmen des menschlichen Gemüts aus unserem Bewußtsein weggeschwemmt werden, wenn wir selbstlos Kanäle machen für die Ströme der Wahrheit und der Liebe, die aus der göttlichen Quelle fließen. Der Psalmist sang (Ps. 46, 5): „Durch das Wasser eines Stroms soll die Stadt Gottes froh werden“ (engl. Bibel). Dieser heilende Strom ist das immerwährende Offenbarwerden der göttlichen Liebe.
Die Christliche Wissenschaft enthüllt, daß Krankheit sowenig ein Zustand des Menschen ist, wie sie ein Zustand Gottes ist; daß sie nicht einmal ein Zustand des sogenannten sterblichen Körpers, sondern eine Annahme oder Erfahrung des materiellen Bewußtseins ist, und daß sie aus diesem vermeintlichen Bewußtsein ausgeschieden wird durch das Verständnis der Allmacht und Allgegenwart Gottes, der Liebe, und das Verständnis, daß der Mensch als die Idee oder das Ebenbild Gottes vollkommen ist. Jeder mit diesen einfachen Wahrheiten gewappnete aufrichtige Christliche Wissenschafter kann die Zuverlässigkeit des christlichen Heilens selber beweisen.
