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Zu viel Rat

Aus der Februar 1950-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wieviel Rat sollte ein Christlicher Wissenschafter geben? Wieviel sollte er von andern annehmen? Die Antwort wird ganz klar gemacht in den offenen Erklärungen sowohl wie in den stillschweigenden Folgerungen anderer Worte Mary Baker Eddys, der Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft. Ja, sie macht es ganz klar: aller Rat sollte auf die einfache Mahnung zurückgeführt werden, Führung bei Gott zu suchen. Die Wirklichkeit des göttlichen Gemüts, seine demonstrierbare Gegenwart als das Gemüt eines jeden Einzelmenschen, versichert uns der Führung, — einer unfehlbaren Leitung für den, der genügend darnach verlangt, um die geistige Regel, mittels derer sie erlangt werden kann, anzuwenden.

So schreibt Mrs. Eddy zum Beispiel auf Seite 236 ihres Buches “Miscellaneous Writings“ (Vermischte Schriften) in dem Sinne, daß sie Personen gegenüber, die ihren Rat in bezug auf Familienprobleme suchen, diesen Rat auf seine einfachste Substanz zurückführt. Sie erklärt, wie sie einem Kinde, das sich über seine Eltern beklagte, geraten habe, seine Eltern zu lieben und zu ehren und ihnen zu gehorchen in allem, was recht sei, jedoch auch dessen eingedenk zu bleiben, daß es wie jeder Mensch das Recht des Gewissens habe, das von ihm erheischte, vor allem Gott zu gehorchen. Sie erklärt weiter, daß sie Eheleuten, die sie um Rat baten, gesagt habe: „, Fragt keinen Sterblichen um Rat, selbst wenn es euer bester Freund ist; sondern laßt euch allein von Gott leiten!‘ womit ich sagen wollte: Laßt euch durch nichts, das zu euch gesagt wird, von einander trennen, sondern sucht in der göttlichen Liebe das Heilmittel für alle menschliche Disharmonie.“

Es ist bemerkenswert, daß Mrs. Eddy in den erwähnten Erklärungen andeutet, wie sie in dem Maße, daß sie ihre Meinung geltend machen konnte, immer für Harmonie und Eintracht eingetreten sei, da doch — wie wir nicht vergessen sollten — Harmonie und Eintracht auf der Seite Gottes wären. Es sollte immer wieder betont werden, daß ein jeder nach seinem besten Wissen und Gewissen, der höchsten Weisheit, die er demonstrieren kann, handeln muß, denn dadurch wird er befähigt, immer mehr Weisheit zu demonstrieren; doch sollte er sich davor hüten, durch die Ratschläge eines andern im Sinne von Disharmonie, Trennung und Zwietracht beeinflußt zu werden. Es ist die Aufgabe der Christlichen Wissenschaft, Disharmonien auszugleichen, die menschlichen Wesen von der Zwietracht zu erlösen, nicht aber, sie durch falsche Ratschläge mehr hineinzutreiben.

Im menschlichen Denken ist scheinbar ein ebenso großer Hang zum Ratfragen wie zum Ratgeben zu beobachten, und beide Neigungen werden zu unbestritten angenommen. Sie sollten unterdrückt werden, doch nicht etwa, indem man einem ziellosen Umherirren nachgibt, sondern indem man sein Bewußtsein den Eingebungen des göttlichen Gemüts öffnet.

Ein menschliches Gefühl der Abhängigkeit von dem Denken und dem Rat eines anderen kommt einer Art Knechtschaft gleich. Wenn wir dem nachgeben, so wird es sich sicherlich in gewissen Formen von Knechtschaft geltend machen. Und wenn es sich auch manchmal unter der Maske unschuldigen Nachgebens gegenüber liebevoller Bevormundung äußert, so kann ihm doch nicht der Vorwurf erspart bleiben, daß es oft lästige Tyrannei verursacht und fördert, wie etwa politische Diktatur im großen Stil oder eine gewisse Tyrannei von Eltern, Kindern oder Freunden im sogenannten kleinen Stil. Niemand kann frei sein, das heißt, kann wahres Leben demonstrieren, der sich der Tyrannei unterwirft; und niemand kann sich gegen die Tyrannei auflehnen, der glaubt, daß er von dem menschlichen Rat anderer abhängig ist.

Es ist wahr, daß sich in den Beziehungen zwischen den Menschen Gelegenheiten bieten, wo ein Mensch dem andern individuell einen guten Rat erteilen kann, vielleicht ein richtiges Urteil abgeben betreffs der Angelegenheiten eines andern. Doch selbst solche Beratung sollte von dem andern nur als eine Grundlage benutzt werden, von der aus er sich seine eigene Meinung bilden kann, sonst ist sein Urteil leer und wertlos — wenn es nämlich nicht auf sein unbeeinflußtes Forschen und Streben nach einer wahren Entfaltung im eigenen Bewußtsein begründet ist.

Wenn man versucht ist, einem andern einen Rat zu erteilen, so wäre es bei weitem sicherer, zu ihm zu sagen: „Gott gebot mir, Ihnen zu raten, daß Sie sich an Ihn wenden sollen!“ anstatt zu sagen: „Gott gebot mir, Ihnen zu raten, daß Sie dies oder jenes tun sollen.“ Einer kann einem andern helfen, zu Gott aufzuschauen; er kann ihm unter göttlicher Führung raten, gewisse geistige Eigenschaften zu pflegen. Ja, er mag sogar sein geistiges Verständnis benutzen, wenn er besonders darum gebeten wird, um im Bewußtsein die Tatsache festzulegen, daß ein anderer die geistige Beziehung, die zwischen Gott und dem Menschen besteht, geistig klar erkennt und dadurch gesegnet wird; doch Gottes Führung — ohne Mittlerschaft — muß von demjenigen anerkannt werden, der Führung sucht. „Darum“, sagt Paulus (1. Thess. 2:13), „danken wir auch ohne Unterlaß Gott, daß ihr, da ihr empfinget von uns das Wort göttlicher Predigt, es aufnahmt, nicht als Menschenwort, sondern, wie es denn wahrhaftig ist, als Gottes Wort, welcher auch wirkt in euch, die ihr glaubet.“

Jeder treue Christliche Wissenschafter macht täglich Fortschritte in der von Beweis begleiteten Erkenntnis, daß er das Wort Gottes empfängt, „nicht als Menschenwort, sondern, wie es denn wahrhaftig ist, als Gottes Wort.“ Darum schaut er auf zu Gott, um die Fähigkeit, die Kraft und die Weisheit zu erlangen, jedwede Aufgabe im Dienste Gottes, die ihm rechtmäßig zufällt, zu erfüllen. Wenn er in seiner Kirche zum Leseramt erwählt wird, so erliegt er nicht der Versuchung, vorbereitete „Lesestellen“ von jemand anders zu kaufen, zu leihen oder als Gabe anzunehmen, welche ihn, wenn er sie benutzte, mit der Unehrlichkeit in Verbindung bringen würde. Er weiß, daß er sich, wenn er zu Gott aufschaut, der Fähigkeit, der Kraft und der Leitung zu geistigen Leistungen bewußt wird, die nur von dem göttlichen Gemüt des Menschen erlangt werden können.

Wenn er als Ausüber tätig ist, so verläßt er sich nicht nur auf die Worte Mrs. Eddys, noch auf den persönlichen Rat des Lehrers, von dem er Klassenunterricht gehabt haben mag, noch auf andere menschliche Ratschläge. Er benutzt die geistige Bedeutung der Worte Mrs. Eddys und der rechten Belehrung, die er empfangen haben mag, um sich seiner Vereinigung mit Gott bewußt zu bleiben, von dem er die göttlichen Eingebungen und die geistigen Ideen erhält, die ihn unfehlbar zur Demonstration von Gesundheit, Heiligkeit und Herrschaft über das Böse leiten.

Die Freude des Christlichen Wissenschafters besteht im Verständnis seiner Vereinigung mit Gott. Er beweist diese Vereinigung durch bewußte Gemeinschaft mit dem göttlichen Prinzip seines Lebens. Diese Gemeinschaft ist ihm eine Wirklichkeit, denn in ihr nimmt er Gottes Rat und Führung wahr, die sich ihm immer deutlicher offenbaren in dem Maße, wie er das Gefühl aufgibt, daß er menschlicher Beratung bedarf. Er versteht und befolgt die Mahnung Mrs. Eddys an die Mitglieder Der Mutterkirche, die wir in ihrer Kommunionsbotschaft für den 4. Juni 1899 finden (The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 129): „Verlaßt euch nicht zu sehr auf eure Führerin. Stellt es Gott anheim, eure Schritte zu leiten. Nehmt meinen Rat und meine Lehren nur in dem Maße an, wie sie den Geist und den Buchstaben der Zehn Gebote, der Seligpreisungen und der Lehren und des Beispiels Christi Jesu in sich schließen.“

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