Auf der ersten Seite ihres Buchs „Anfangsgründe der Göttlichen Wissenschaft“ gibt Mary Baker Eddy auf die Frage: „Wie würden Sie die Christliche Wissenschaft erklären?“ die Antwort: „Als das Gesetz Gottes, das Gesetz des Guten, das göttliche Prinzip und die göttliche Regel der allumfassenden Harmonie auslegt und beweist.“ Diese Begriffsbestimmung brachte einer Christlichen Wissenschafterin viel Klarheit und Hilfe, als sie vor einer anscheinend schweren Aufgabe stand, und sie hat ihr seither Erleuchtung und Heilung gebracht, sooft sie sie auf eine Lage richtig angewandt hat.
Mrs. Eddy sagt uns an vielen Stellen in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ und in ihren andern Werken, daß die Christliche Wissenschaft etwas Bestimmtes vollbringt. Es ist sehr lehrreich, diese Stellen mit Hilfe der Konkordanzen nachzuschlagen, besonders, wenn man sie im Licht der angeführten Begriffsbestimmung liest.
Der Regierung des göttlichen Prinzips liegt das Gesetz Gottes oder die Christliche Wissenschaft zugrunde; dieses Gesetz ist unfehlbar, unwandelbar, stets zugänglich, und es kann sicher und unbedingt genau angewandt werden. Es ist ein Gesetz, das jeden Glauben an ein materielles Gesetz vernichtet und diejenigen befreit, die geglaubt haben, daß ein Gesetz der Vererbung oder ein auf übertragener Makel sie in Knechtschaft halte. In der Bibel lesen wir: „Das Gesetz des Herrn ist vollkommen und erquickt die Seele“; mit andern Worten, dieses Gesetz Gottes beseitigt die Befürchtungen und quälenden Einflüsterungen des körperlichen Sinnes und ersetzt sie durch den Frieden des geistigen Sinnes, der von der Vollkommenheit Gottes und Seiner geistigen Schöpfung zeugt.
Es hilft einem, wenn man sich klar macht, daß jeder, der um christlich-wissenschaftliche Behandlung bittet, sich tatsächlich auf dieses unwandelbare Gesetz Gottes verläßt, das nie versagen kann. Durch die Erkenntnis dieser Tatsache können wir die dem Wort Gottes innewohnende Macht klarer verstehen, können wir jedes falsche Gefühl persönlicher Verantwortlichkeit aus unserer Behandlung ausscheiden, gewissermaßen beiseite stehen und sehen, wie sich die Herrlichkeit Gottes bekundet. Selbst wenn die Heilung langsam zu erfolgen scheint, können wir wissen, daß das Gesetz Gottes immer mächtig und zuverlässig ist, weil es von der Allmacht gestützt ist. „Ist mein Wort nicht wie ein Feuer, spricht der Herr, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt?“ Diese Worte des Propheten Jeremia lassen uns die unendliche Macht des Wortes Gottes, des Gesetzes Gottes, erkennen.
„Die Christliche Wissenschaft bringt den menschlichen Willen zum Schweigen, sie beschwichtigt die Furcht durch Wahrheit und Liebe und veranschaulicht das mühelose Wirken der göttlichen Energie im Heilen der Kranken.“ Mit diesen scharfsinnigen Worten schildert unsere Führerin in Wissenschaft und Gesundheit (S. 445) einige Seiten des Wirkens des Gesetzes Gottes, das damit beginnt, daß es den menschlichen Willen, der der Heilung so oft ein Hindernis in den Weg zu legen scheint, zum Schweigen bringt. Wenn der menschliche Wille verstummt, gewinnt der wohltuende Einfluß der Wahrheit und der Liebe das Übergewicht im Denken und bringt sowohl die lauten, beharrlichen Einwendungen der Furcht, als auch ihre tückischeren Einflüsterungen zum Schweigen. Dann sieht man „das mühelose Wirken der göttlichen Energie“ in dem unermüdlichen, unfehlbaren und siegreichen Heilungswerk; denn die göttliche Energie ist nie erschöpft, wird nie müde und erschlafft nie.
„Das Gesetz der Wahrheit gebietet dem Irrtum: ‚Du wirst des Todes sterben‘. Dieses Gesetz ist eine göttliche Kraft“, erklärt Mrs. Eddy in „Miscellaneous Writings“ (S. 208). In der heutigen Zeit, wo so viel vom Wirken materieller Kräfte die Rede ist, und drohende atomische Kraft alles in den Schatten zu stellen scheint, ist es gut, wenn man sich von dem materiellen Bild ganz abwendet und über die geistige Wahrheit nachdenkt; denn materielle Gewalt ist nur deren Nachahmung. Der Irrtum trägt den Samen der Zerstörung in sich. Seine Vernichtung ist unvermeidlich. Das Gesetz der Wahrheit, Gottes Gesetz, zerstört unerbittlich alles, was ihm ungleich ist. Dieses tief im menschlichen Bewußtsein tätige Gesetz bewirkt fast unmerklich Änderungen im Denken und Charakter. Durch die ihm innewohnende Reinheit deckt es die unreine Quelle von vielem auf, was als natürlich und unumgänglich im sterblichen Dasein galt. Dieses Gesetz ist grundlegend; es scheidet nicht nur Wirkungen aus, sondern geht immer auch gegen deren vermeintliche Ursachen vor.
Der Psalmist sang (Ps. 119, 97): „Wie habe ich dein Gesetz so lieb! Täglich rede ich davon.“ Auch wir müssen dieses Gesetz Gottes, das uns durch die Christliche Wissenschaft offenbar wird, lieben; wir müssen uns Zeit nehmen, über seine Zuverlässigkeit, seine Zugänglichkeit, sein unermüdliches Wirken nachzudenken; wir müssen uns in seinen Schutz stellen, indem wir die Einflüsterungen des menschlichen Willens und des persönlichen Sinnes zum Schweigen bringen. Auf diese Weise finden wir Ruhe und Erleichterung von dem heute anscheinend so wahrnehmbaren Druck. Auf eine geistige Idee kann kein Druck ausgeübt werden. Jede scheinbare Last oder Schwere rührt von der Annahme her, daß wir Menschen in einem materiellen Körper weilen und daß uns Mangel an Zeit, an Gesundheit, an Nahrungsmitteln und an vielem anderem, was das sterbliche Gemüt für einen ausgeglichenen Daseinszustand für wesentlich hält, unbarmherzig quälen können. Obgleich wir ein einfaches Heilmittel haben, wenden wir es nicht immer an. Es besteht darin, daß wir unsern wahren Zustand kennen und daran festhalten, daß wir die Widerspiegelung der Liebe sind, daß wir nur geistige Eigenschaften ausdrücken, die nicht gedrängt oder umhergestoßen, beeinflußt oder eingeschüchtert werden können, weil sie unkörperlich sind und immer mit Gott zusammenbestehen.
Die Liebe wird in Liebe, Erbarmen, Selbstlosigkeit, Reinheit, Freigebigkeit, in klarem Blick, in Wertschätzung usw. widergespiegelt. Weil diese Eigenschaften ihren Ursprung in Gott haben, sollten wir sie festhalten und alles ausschließen, was uns zu fesseln sucht und uns engherzig erscheinen läßt. Der persönliche Sinn ist es, der unsere Beziehungen im Heim, im Geschäft oder in der Kirchenarbeit schwierig gestaltet. Da der Irrtum keine eigene Grundlage hat, sucht er immer durch eine Person zu arbeiten. Wenn wir den Irrtum, der sich anscheinend bekunden mag, von unserem Denken über den Menschen trennen, nimmt die Wahrheit jeder Lage den Stachel. Dann können wir ungehindert die Immergegenwart der Allheit der Liebe erkennen und sehen, daß sowohl wir als auch diejenigen, mit denen wir in Berührung kommen, diese Liebe widerspiegeln. Eine solche Erkenntnis bringt in alle unsere Beziehungen Frieden und Gelassenheit.
Wir müssen liebevoller denken, und in dieses Denken alle einschließen und alle segnen; wir dürfen nicht vergessen, daß das wahre Selbst jedes Menschen in seiner ewigen Beziehung zur Wahrheit geborgen ist. Auf dieser sicheren Grundlage können uns die Vorspiegelungen des Irrtums nicht erschüttern, können wir uns freuen, daß uns Gottes Gesetz regiert, ob der Weg dunkel oder licht zu sein scheint. So können wir an der Verheißung Anteil haben, die der Psalmist mit seiner Schilderung des Gerechten verbindet: „Das Gesetz Gottes ist in seinem Herzen; seine Tritte gleiten nicht.“