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Die unantastbare Rechtschaffenheit des Menschen

Aus der März 1950-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ein Bischof der Kirche von England, der vor kurzem in Australien predigte, sagte, Ehrlichkeit sei der erste Kriegsverlust gewesen. Es scheint wahrlich, als ob die Menschen während des Kriegs den Maßstab der Ehrenhaftigkeit und rechten Handelns vielfach aus den Augen verloren hätten, so daß die sogenannte Gewalt der Habgier und Selbstsucht sich in Käuflichkeit und Gesetzlosigkeit bekundete. Solche Zustände scheinen noch immer zu oft vorzuherrschen.

Diese Zustände sind eine Herausforderung für den Christlichen Wissenschafter, der bestrebt ist, die Wissenschaft des Christentums, die Jesus vorlebte und lehrte, anzuwenden. Die Unversehrtheit des Menschen ist eine grundlegende Tatsache des Christentums, eine grundlegende Tatsache die Jesus klar erkannte und bewies. Sein Gebot (Matth. 5, 48): „Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist“, läßt weder in Gottes noch in des Menschen unbedingter Vollkommenheit eine Veränderung zu. Jesus sagte im wesentlichen nicht: „Versucht, vollkommen zu sein“; denn durch sein Verständnis der wahren Art Gottes und des Menschen konnte er sehen, daß diese Vollkommenheit jetzt der Tatbestand ist, den der Mensch in dem Grade beweisen kann, wie er die Wahrheit erkennt. Jesus konnte durch seine klare geistige Wahrnehmung die Geltendmachung der körperlichen Sinne, daß der Mensch materiell und sterblich, krank und ein Sünder sei, durchschauen und die wahre Art des Menschen so vollständig erkennen, daß diejenigen, die ihn um Hilfe baten, geheilt wurden. Mary Baker Eddy schreibt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 476, 477): „Jesus sah in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen, der ihm da erschien, wo den Sterblichen der sündige, sterbliche Mensch erscheint. In diesem vollkommenen Menschen sah der Heiland Gottes eignes Gleichnis, und diese korrekte Anschauung vom Menschen heilte die Kranken.“

Die Vollkommenheit Gottes und des Menschen ist die Grundlage, von der aus der Christliche Wissenschafter überlegt. Er hält sich auch an Mrs. Eddys Erklärung (Wissenschaft und Gesundheit, S. 259): „Das christusgleiche Verständnis vom wissenschaftlichen Sein und vom göttlichen Heilen umfaßt als Basis des Gedankens und der Demonstration ein vollkommenes Prinzip und eine vollkommene Idee — einen vollkommenen Gott und einen vollkommenen Menschen.“ Die Christliche Wissenschaft erkennt die Lehre der Bibel an, daß Gott die Wahrheit ist, und daß Ehrlichkeit, Rechtschaffenheit, Wahrhaftigkeit und Unversehrtheit Eigenschaften der Wahrheit sind. Die Wahrheit muß immer ehrlich und redlich sein. Sie gebraucht nie Ausflüchte oder Spitzfindigkeit. In der Unendlichkeit der Wahrheit ist alles vollständig, und die unendliche Wahrheit kann nur ihre eigene Vollkommenheit ausdrücken. In der Wahrheit gibt es keine Zweideutigkeit oder Heuchelei. Die Wahrheit ist immer aufrichtig, sie kann unmöglich ehrlos oder unwahr sein oder etwas ausdrücken, was ihr ungleich ist.

Die Unversehrtheit der Wahrheit ist unanfechtbar; denn die Wahrheit ist eine Einheit. Da die Wahrheit nur ihr eigenes unendliches Dasein kennt, ist sie furchtlos; und die Allheit der Wahrheit ist das Gesetz, das alles der Wahrheit Ungleiche ausscheidet. Die Wahrheit kennt keine Vereitelung durch beschränktes Verständnis; menschliche Verfügungen hindern sie nicht, und sie ist materiellen Zuständen gegenüber nie hilflos. Die Wahrheit wirkt ungehemmt kraft ewiger Gesetze, und sie ist dem Menschen, der doch nur der Ausdruck der Wahrheit ist, immer zugänglich. Der Mensch, das Bild und Gleichnis der Wahrheit, ist allezeit ehrlich und ehrenhaft, er ist immer wahr und aufrichtig, da er nur die Eigenschaften der Wahrheit widerspiegelt. Des Menschen Unversehrtheit ist so unantastbar wie die Unversehrtheit Gottes.

Die unehrliche sterbliche Persönlichkeit, die im Gegensatz zu der Begriffsbestimmung steht, daß der Mensch das Bild und Gleichnis der Wahrheit ist, ist also gar nicht der Mensch. Sie ist nur ein falsches Bild vom Menschen, eine Einflüsterung des Bösen, die man zurückweisen und durch das rechte geistige Verständnis ersetzen muß. Die falsche Ansicht von der Schöpfung, die den Menschen als unehrlich und unehrenhaft schildert, ist nicht die Wahrheit des Seins. Sie ist ein materieller Sinn vom Menschen, der lügt, stiehlt, betrügt und besticht; sie ist nie der wirkliche Mensch, die Widerspiegelung der Wahrheit. Unser menschliches Erleben wird von dem beherrscht, was wir in unserem Denken über Gott und den Menschen für wahr halten. In „Pulpit and Press“ gibt uns unsere Führerin die wunderbar ermutigende Erklärung (S. 3): „Wisse also, daß du unumschränkte Macht hast, recht zu denken und recht zu handeln, und daß nichts dir dieses Erbe rauben und die Liebe beeinträchtigen kann.“

Wir haben unumschränkte Macht, sowohl über den einzelnen als auch über alle Menschen recht zu denken, und wie Jesus in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen zu sehen. Dieses geistige Sehen vertreibt die falschen Annahmen über den Menschen aus unserer menschlichen Erfahrung, so daß wir uns mehr des um uns her zum Ausdruck kommenden Guten, der Ehrlichkeit und Freundlichkeit, und weniger des Bösen bewußt werden, bis schließlich aller Sinn des Bösen verschwindet. Wenn wir dagegen beharrlich die Lügen über den Menschen glauben, die das sterbliche Gemüt beständig äußert, werden wir sie wahrscheinlich fortwährend um uns her wahrnehmen. Die Geschichte von Jakob ist eine treffliche Veranschaulichung dafür.

Jakob hatte sich, als er Esau den Segen seines Vaters Isaak und sein Geburtsrecht weggenommen hatte, Doppelzüngigkeit und Täuschung zu schulden kommen lassen. Er hatte einen materiellen Begriff vom Menschen. Er glaubte, daß der Mensch dem Willen Gottes ungehorsam sein, daß er Gott ungleich sein könne. Infolgedessen herrschte dieser falsche Begriff vom Menschen in seinem menschlichen Leben. Er drückte nicht nur in seinem Handeln andern gegenüber Doppelzüngigkeit aus, sondern sie trat ihm auch in andern entgegen. Laban behandelte Jakob ebenso unaufrichtig, wie Jakob Isaak behandelt hatte. Erst nachdem Jakob zu Pniel mit diesem falschen Begriff vom Menschen gerungen und eine geistigere Auffassung von Gott und dem Menschen erlangt hatte, änderte sich seine Art und was er menschlich erlebte.

Der Christliche Wissenschafter hat heute Gelegenheit, mit dem falschen Begriff vom Menschen, der ihm so beständig vor Augen tritt, zu ringen, und die wahre Idee von Gott und dem Menschen zu erlangen, und so in seinem eigenen Bewußtsein an der Rechtschaffenheit des Menschen festzuhalten. Der Christliche Wissenschafter arbeitet, nicht um den Menschen zu ändern oder ihn zu heilen, sondern um die Wahrheit des Seins wahrzunehmen. Er hat nicht Personen zu ändern, sondern Trugvorstellungen über den Menschen zu vertreiben, und diese Trugvorstellungen werden durch die Wahrheit vertrieben. Wenn uns Unehrlichkeit entgegentritt, ob sie sich dann durch eine Person, ein Volk oder Völker gegeneinander geltend macht, können wir den Standpunkt der Wahrheit vertreten. Gott ist die Wahrheit, die durch unwandelbares, vollkommenes Gesetz wirkt, und der Mensch ist die Widerspiegelung der Wahrheit; er spiegelt ewig Ehrlichkeit und Rechtschaffenheit wider.

Wir brauchen es uns also nicht als Verdienst anzurechnen, daß wir wahr und ehrlich sind; denn wir spiegeln nur die allmächtige und allgegenwärtige Wahrheit wider; wir sind nur Zeugen der Wahrheit, für die zu zeugen wir erschaffen wurden. Wir drücken mit andern Worten nicht gewisse Eigenschaften aus, die uns über andere Menschen stellen, sondern wir anerkennen und verkörpern bloß jene Eigenschaften, die uns allen als den Kindern Gottes gehören. Wir können ehrlich und erfolgreich sein, weil dies das Gesetz Gottes ist. Das Anerkennen dieser Wahrheit führt dazu, daß wir weniger abgespannt und besorgt sind, daß andere uns mehr achten und schätzen; und es wird in unserer Gemeinde einen weit größeren guten Einfluß ausüben, als wir vielleicht je erkennen.

Es kann eingewandt werden, daß jemand vollkommen ehrlich sein und andern gegenüber rechtschaffen handeln kann, aber im Geschäft vielleicht doch Mißerfolg hat. Man kann Mißerfolg haben, wenn man furchtsam ist. Furcht ist der Glaube, daß Gott nicht allgegenwärtig sei, der Glaube, daß die Wahrheit nicht allmächtig sei. Wenn wir anerkennen, daß Gott die allmächtige Wahrheit ist, aber gleichzeitig auch noch glauben, daß das Böse Macht habe, so kann dieses wirre Denken zu Mißerfolg führen, bis wir verstehen lernen, daß das Böse im geistigen Weltall nicht besteht; bis wir aufhören, ihm Macht oder Wirklichkeit zuzuschreiben. Wenn wir zugeben, daß der Mensch die Widerspiegelung der Wahrheit ist, aber dennoch glauben, er könne Unehrlichkeit ausdrücken, wird dieses irrige Denken in unserem menschlichen Erleben herrschen. Wer aber die Allheit Gottes, der Wahrheit, und das buchstäbliche Nichts des Bösen wahrnimmt, kennt keine Furcht und keinen Fehlschlag. Wer weiß, daß das Wirken der Wahrheit in menschlichen Angelegenheiten nichts geringeres als das Wirken des göttlichen Gesetzes ist, das in der Tat allmächtig und immer in Kraft ist, kennt kein furchtsames Denken. Ein solcher Mensch geht furchtlos vor, da er sich der Gegenwart der Wahrheit und des ewigen Einsseins des Menschen mit der Wahrheit bewußt ist. Er beweist, wie wahr die Verheißung ist (Ps. 91, 4): „Er wird dich mit seinen Fittichen decken, und deine Zuversicht wird sein unter seinen Flügeln. Seine Wahrheit ist Schirm und Schild.“

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