Christoph war gerade mit der Oberschule fertig und hatte angefangen, sich mit der Christlichen Wissenschaft zu befassen. Es war ihm sehr ernst mit seinem Forschen, weil er durch das bloße Lesen einer christlich-wissenschaftlichen Zeitschrift in der öffentlichen Bibliothek herrlich geheilt worden war. Je tiefer er in diese große Wahrheit eindrang, desto mehr hatte er das Verlangen, sie auch andern mitzuteilen, und schon nach kurzer Zeit bot sich ihm Gelegenheit, dies bei seinen eigenen Angehörigen zu tun.
Ännchen, die Jüngste in der Familie, ein frohes, liebes Kind, stürzte eines Tages auf dem Heimweg von der Schule, wobei ihr ein Bleistift in die Hand drang. Da ihre Eltern keine Christlichen Wissenschafter waren, gingen sie mit ihr zu einem Wundarzt, um das Blei entfernen zu lassen; aber die Wunde heilte nicht und das Kind bekam eine sehr geschwollene Hand.
Als Christoph sah, wie sein Schwesterchen zu leiden schien, empfand er ein großes Verlangen, ihr zu helfen. Er nahm sie auf den Schoß, und da er einigermaßen die Allmacht und Allgegenwart Gottes, der Liebe, erfaßt hatte, sagte er: „Die göttliche Liebe schließt keinerlei Leiden in sich. Daher kann keine Idee Gottes leiden. Dies ist nicht der Wille der göttlichen Liebe.“ So begann er seine erste christlich-wissenschaftliche Behandlung.
Durch das Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Mary Baker Eddy hatte Christoph betreffs des Gebets die große Tatsache verstehen gelernt (S. 1): „Das Gebet, das die Sünder umwandelt und die Kranken heilt, ist ein absoluter Glaube, daß bei Gott alle Dinge möglich sind — ein geistiges Verständnis von Ihm, eine selbstlose Liebe.“ Als er sich in seinem Denken an Gott, die göttliche Liebe, um Hilfe für sein Schwesterchen wandte, erkannte er an, daß „bei Gott alle Dinge möglich sind.“ Als er sah, daß in der Allheit der göttlichen Liebe unmöglich Irrtum gegenwärtig sein kann, drückte er „ein geistiges Verständnis von Ihm“ aus; denn nur der geistige Sinn enthüllt, daß Gott die göttliche Liebe ist, daß Er völlig gut ist und nichts Böses kennt. Als er bestrebt war, Ännchen zu helfen, indem er sie auf den Schoß nahm und ihr eine christlich-wissenschaftliche Behandlung gab, drückte er „selbstlose Liebe“ aus. Ist es da verwunderlich, daß sein Gebet erhört und Ännchens Hand sehr schnell geheilt wurde?
Eine christlich-wissenschaftliche Behandlung ist nichts Geheimnisvolles. Im ersten Kapitel des 1. Buchs Mose finden wir den wahren Schöpfungsbericht, der anfängt mit den Worten (Vers 1): „Am Anfang ... Gott.“ Damit tritt der Christliche Wissenschafter an jede Schwierigkeit heran. Er fängt damit an, daß Gott, das Gute, die eine große und einzige Ursache ist. In Vers 26 und 27 im ersten Kapitel des 1. Buchs Mose findet er die Wahrheit über den Menschen als das Bild und Gleichnis Gottes; sein nächster Schritt ist also, anzuerkennen, daß der Mensch als die Widerspiegelung Gottes, des unendlichen Guten, vollkommen und vollständig ist. Mrs. Eddy legt es in Wissenschaft und Gesundheit (S. 259) so dar: „Das christusgleiche Verständnis vom wissenschaftlichen Sein und vom göttlichen Heilen umfaßt als Basis des Gedankens und der Demonstration ein vollkommenes Prinzip und eine vollkommene Idee — einen vollkommenen Gott und einen vollkommenen Menschen.“ Wenn man die Allheit des Guten versteht, sieht man, daß das Böse nichts ist, und man beweist die heilende Macht der Wahrheit ebenso, wie sie in Ännchens Heilung bewiesen wurde.
Ännchen ist heute erwachsen und befaßt sich ernstlich mit der Christlichen Wissenschaft. Sie hat durch diese große Wahrheit noch viele andere schöne Heilungen gesehen und erlebt; aber sie denkt mit Vorliebe an jene erste wertvolle Heilung zurück, durch die sie zur Christlichen Wissenschaft kam. Für ihren Bruder war diese erste Behandlung nur ein Anfang, denn er hat sich weiter mit dieser Wissenschaft befaßt und sie angewandt und der Bewegung viele Jahre treu gedient.
Unser Wegweiser, Jesus, sagte (Mark. 10, 14): „Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solcher ist das Reich Gottes“, und er stellte eine Forderung an alle seine Nachfolger, als er gebot (Matth. 10, 8): „Macht die Kranken gesund, reinigt die Aussätzigen, weckt die Toten auf, treibt die Teufel aus. Umsonst habt ihr's empfangen, umsonst gebt es auch.“ Christoph bewies, daß jedermann dieses Gebot einigermaßen befolgen kann, indem er das, was er von der Christlichen Wissenschaft weiß, gewissenhaft anwendet, auch wenn er vielleicht nur als ein Anfänger gilt.
