Wir alle sind heutzutage gezwungen, viel über Grundlagen nachzudenken: über die Grundlagen der Völker, Städte, Kirchen, des Familienlebens, der Freundschaften, der Zuneigung, des Charakters, der Gesundheit und des Glücks. Niemand kann es sich leisten, sich nicht darum zu kümmern, auf was für Grundlagen er aufbaut, da sie für seinen Erfolg oder Mißerfolg, sein Glück oder Unglücklichsein bestimmend sind.
Alle menschliche Tätigkeit schließt vorbereitende, grundlegende Arbeit in sich. Der Bau von Brücken, Eisenbahnen und Schiffen hängt von genauem und sorgfältigem Planen ab. Ein schönes Schmuckstück oder eine Stradivarigeige ist nicht nur das Ergebnis von ausgesuchtem Material, sondern auch von Geschicklichkeit und Intelligenz. Lebenslange Freundschaften blühen nur auf einer Grundlage der Selbstlosigkeit, der Versöhnlichkeit und der Dienstleistung.
Bauen wir unser Leben auf Grundlagen auf, die unerschütterlich, wahr, unvergänglich sind? Sind wir geistig fortschrittlich genug, um wie der Apostel Paulus wahrzunehmen: „Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus“ (1. Kor. 3, 11) ?
Was ist diese christliche Grundlage, und wie können wir darauf bauen? Diese Frage können wir am besten dadurch beantworten, daß wir das Leben Christi Jesu betrachten und sehen, wie er baute. Als Knabe kannte er die Heilige Schrift so gut, daß er sich mit den Schriftgelehrten im Tempel auseinandersetzen konnte; als Mann ging er umher und tat Gutes und heilte nur durch geistige Mittel Krankheit aller Art. Als der Erlöser liebte er die Welt einschließlich seiner Feinde so, daß er das Kreuz erdulden, sein Leben für andere hingeben, über Schmach und scheinbare Niederlage durch sein Auferstehen aus dem Grabe siegen konnte, und dann die Himmelfahrt erlebte.
Christus Jesus erkannte den Geist als seinen Urheber an, er wußte, daß er eine von Gott geborene Idee war; und da sein Denken und Leben auf die ewigen Wirklichkeiten gegründet war, spiegelte er ganz natürlich Gesundheit, Heiligkeit und Liebe wider. Auf dieser geistigen Grundlage baute Jesus für alle Zeitalter, wodurch er für jedermann zu allen Zeiten und unter allen Umständen der Beispielgeber wurde.
Mary Baker Eddy beherzigte die Ermahnung des Apostels Paulus, auf der Grundlage zu bauen, „welche ist Jesus Christus.“ Auch sie suchte als Kind in der Heiligen Schrift und hatte als junges Mädchen die Dinge des Geistes so klar erfaßt, daß es auf Geistliche, die sie kannten, tiefen Eindruck machte. Auch sie heilte später Krankheit aller Art nur durch geistige Mittel, indem sie Gott als den einzigen Urheber des Menschen anerkannte; auch sie liebte ihre Feinde und betete für sie. Als Führerin gab sie der Welt die Christliche Wissenschaft. Sie schreibt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 126): „Ich habe durch Gemüt die Wirkungen der Wahrheit auf die Gesundheit, Langlebigkeit und Moral der Menschen demonstriert; ich habe nichts in alten, noch modernen Systemen gefunden, worauf sich das meinige hätte gründen können, mit Ausnahme der Lehren und Demonstrationen unsres großen Meisters und des Lebens der Propheten und Apostel. Die Bibel ist meine einzige Autorität gewesen. Keinen andern Führer habe ich auf dem ,geraden und schmalen Wege' der Wahrheit gehabt.“
Um Fortschritt zu machen, müssen wir alle auf der Grundlage bauen, „welche ist Jesus Christus.“ Wir können unsern Fortschritt einer Prüfung unterziehen, indem wir die Fragen beantworten: Forschen wir täglich in der Bibel? Lieben wir unsere Feinde und beten wir für sie? Heilen wir Krankheit durch rein geistige Mittel? Ist der Geist oder Materie die Grundlage unseres Denkens? Erkennen wir Gott als den einzigen Schöpfer und das einzige Gemüt des Menschen und daher das Gute als die einzige Wirklichkeit an, wie unser Meister und unsere Führerin es taten? Jesus betete bei jeder Gelegenheit. Er lehrte auch seine Jünger beten. Unsere Führerin zog sich dreimal am Tage zurück, um für die Kranken und die Leidtragenden zu beten, und sie lehrte ihre Nachfolger wissenschaftlich beten.
Damit Gebet zweckdienlich den Charakter bilden und ein geistiges Leben aufbauen kann, muß es auf das Bewußtsein gegründet sein, daß nicht Sterblichkeit, sondern Unsterblichkeit die Wirklichkeit ist. Mit andern Worten, auch das Gebet muß eine tiefe und sichere Grundlage haben. Das Bewußtsein des Christus oder das geistige Verständnis, das nur Gott und das geistig Gute als wirklich und anziehend anerkennt, ist wesentlich beim Beten, es ist die Grundlage des Betens. Um dieses Verständnis zu erlangen und darin zu wachsen, müssen wir beständig mit Gott, dem Gemüt, in Gemeinschaft stehen und in Übereinstimmung mit dem göttlichen Prinzip des Seins leben. Dann denken wir der Wahrheit gemäß und können jeden unstimmigen Zustand, der an uns herantritt, berichtigen und heilen.
Wie können wir falsche materielle Grundlagen beseitigen? Sicher nicht dadurch, daß wir uns auf sie verlassen. Geistige Gemeinschaft mit Gott vernichtet den irrigen körperlichen Begriff von uns selber und andern und legt in unserem Denken die Tatsache fest, daß unsere wahre Wesenheit vollkommen, geistig und unsterblich ist. Durch diese Erkenntnis können wir beweisen, daß Gott und der Mensch untrennbar sind.
Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß Gott, der Geist, die einzig wirkliche Substanz ist; daß der einzig wirkliche Mensch das Ebenbild des unendlichen Gemüts, unkörperlich und vollkommen ist; daß die göttliche Liebe das einzige herrschende Gesetz ist. Da es falsch ist zu denken, daß das Sterbliche und das Unsterbliche übereinstimmen oder in irgendeiner Weise wesenseins miteinander sein können, müssen wir die Begriffe wählen, die die Grundlage unseres geistigen Baues bilden sollen. Ist die Wahrheit der Vollkommenheit Gottes, des Menschen und des Weltalls nicht etwas, worauf wir stehen können, wenn wir in Versuchung kommen zu denken, daß eine verworrene Welt, eine verzweifelte Lage, ein kranker Körper oder ein sündiger Sterblicher wirklich seien? Ganz gewiß! Die Wahrheit ist unwiderstehlich, und wenn wir darauf acht geben, daß unser Denken der Wahrheit entspricht, bauen wir unsere Lebensarbeit unaufhaltsam und folgerichtig auf jener ewigen Grundlage auf, „welche ist Jesus Christus.“