„Du wollest deinem Knecht geben ein gehorsames Herz, daß er ... verstehen möge, was gut und böse ist“, bat Salomo von Gott (1. Kön. 3, 9). Der Prophet Jeremia sah ebenfalls, daß Verständnis allen irdischen Reichtum übertrifft. „Wer sich rühmen will“, lesen wir (Jer. 9, 23), „der rühme sich des, daß er mich [Gott] wisse und kenne.“
Eine Frau, die keine Christliche Wissenschafterin war, aber ihre Kinder in eine christlich-wissenschaftliche Sonntagsschule schickte, fragte deren Lehrerin: „Wenn Sie meinen Kindern sagen, daß das Böse nicht wirklich sei, und daß sie nichts zu fürchten brauchen, weil Gott immer gegenwärtig ist, sie zu beschützen, wollen Sie damit sagen, daß ihnen kein Übel zustoßen würde, wenn sie mit Schlangen spielten oder wilde Tiere kämen?“
„Nein“, sagte die Lehrerin, „ganz gewiß nicht; denn Ihre Kinder verstehen nicht genügend.“
Auf Seite 329 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Mary Baker Eddy finden wir folgende Erklärung: „Man sollte nicht im Sturm verweilen, wenn der Körper friert, noch sollte man in den verzehrenden Flammen zurückbleiben. Ehe man imstande ist, schlimme Folgen zu verhüten, sollte man den Anlaß zu denselben vermeiden.“ Diese wichtige Erklärung läßt klar erkennen, daß es nicht nur unweise ist, sondern auch im Widerspruch zu den Lehren der Christlichen Wissenschaft steht, wenn man sich ohne das Verständnis, daß Gott die Allmacht ist und den Menschen und das Weltall regiert, in Lagen begibt, die allgemein als gefährlich gelten. Wie von Kindern nur verlangt wird, Rechenaufgaben insoweit zu lösen, wie sie die Regeln gelernt haben, beweisen die Christlichen Wissenschafter die Regeln der göttlichen Wissenschaft im Verhältnis zu ihrem Verständnis.
Jesus von Nazareth, der Meister der Metaphysik, legte eine immer zunehmende Herrschaft über die Materie einschließlich Sünde, Krankheit und Tod an den Tag, weil er sich der Einheit des wirklichen Selbst des Menschen mit dem Vater beständig bewußt war. Wie uns über Personen in der Bibel berichtet wird, ist die Macht geistigen Verständnisses in allen Zeitaltern in verschiedenem Grade bewiesen worden, und in unserer Zeit von Mrs. Eddy, der Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, und ihren Nachfolgern.
In der Christlichen Wissenschaft sieht man, daß Verständnis die Scheidelinie zwischen der Wirklichkeit und der Unwirklichkeit, das heißt, zwischen dem Geistigen und dem Materiellen ist. Das bloße Ergründen des Buchstabens und das Einhalten der äußeren Form dieser Wissenschaft genügen nicht, uns den reichen Lohn erleben zu lassen, der aller harrt, die das Erste Gebot wahrhaft befolgen, indem sie im Denken und Handeln nur Gott, dem Geist, treu sind. Ein solcher Lohn ist das Ergebnis des demütigen und beharrlichen Austreibens aller falschen Begriffe über Gott und den Menschen aus unserem Denken.
Nur das, was Gott gleich ist, ist Wirklichkeit. Um unsere eigenen und die Leiden der Welt zu heilen, müssen wir das Materielle immer weniger anerkennen und uns so weit wie möglich von allem loslösen, was uns in seinen Mesmerismus zu verstricken sucht. Wenn wir die Wirklichkeit durch den geistigen Sinn richtig würdigen im Bewußtsein, entdecken wir, daß uns alles, was in unserem menschlichen Leben nötig ist, als die harmonische äußere Kundwerdung des rechten Verständnisses zuteil wird.
Glauben, daß der Mensch und das Weltall die materielle Schöpfung Gottes, des Geistes, seien, bedeutet, daß wir der im zweiten Kapitel des 1. Buchs Mose berichteten unwahren Schöpfung Glauben schenken, aus der alle Unstimmigkeit und die Versklavung der Menschen unter Krankheit, Sünde und Tod hervorgegangen sind. Wenn wir diese falschen Annahmen auf den Altar der göttlichen Wissenschaft legen, werden wir die wahre Schöpfung gewahr, wie sie im ersten Kapitel des 1. Buchs Mose berichtet und in Wissenschaft und Gesundheit geistig ausgelegt ist. Das Verständnis, daß der Mensch und das Weltall geistig sind, zeigt sich in der Besserung im Leben der Menschen, wenn Zweifelsucht und materielle Begriffe ausgerottet sind.
Auf Seite 335 in Mrs. Eddys Buch „Miscellaneous Writings“ ist berichtet, daß die Verfasserin gefragt wurde: „Würden Sie sagen, daß ich aus einem brennenden Haus herausgehen oder darin bleiben soll?“ Mrs. Eddy erwiderte: „Ich würde wünschen, daß Sie schon heraus wären, und daß Sie wüßten, daß Sie nicht darin sind.“ Was für Schätze der Weisheit in dieser auffallenden Antwort liegen! Sich bewußt sein, daß das wahre Selbst von Flammen, Krankheit oder irgendeiner andern Heimsuchung gar nicht erreicht wird, heißt begreifen, daß des Menschen Wohnstätte der der Reichweite sterblicher Disharmonie völlig entrückte Himmel oder die Harmonie ist; heißt als das Kind Gottes sein wahres Geburtsrecht begreifen. Wenn man sich so der Wirklichkeit bewußt ist, kann man, so anmaßend und beharrlich das sterbliche Bild auch scheinen mag, wissen, daß es nicht wirklich ist.
„Die Zeit für das Wiedererscheinen des göttlichen Heilens erstreckt sich auf alle Zeiten“, schreibt Mrs. Eddy in Wissenschaft und Gesundheit (S. 55); „und wer immer sein irdisches All auf dem Altar der göttlichen Wissenschaft niederlegt, trinkt heute von dem Kelch Christi und wird mit dem Geist und der Kraft des christlichen Heilens angetan.“ Das geistige Verständnis, das durch die göttliche Wissenschaft heilt, führt weder zu Trübsal noch zu Märtyrertum, sondern es ist ein freudiges Entfalten der Herrlichkeit, die aller harrt, welche willens sind, die nachgeahmte Schöpfung als unwirklich abzulehnen und Gott und Seine Widerspiegelung, den Menschen und das Weltall, als die Wirklichkeit anzuerkennen.
