David war sechs Jahre alt. Er war in die christlich-wissenschaftliche Sonntagsschule gegangen, solang er sich denken konnte. Während der Woche versuchte er ernstlich, das, was er dort lernte, in die Tat umzusetzen. Eines Sonntags hatte die Lehrerin ihnen zum Beispiel die Stelle aus der Bibel gelesen (1. Joh. 4, 8): „Wer nicht liebhat, der kennt Gott nicht; denn Gott ist Liebe.“
Wie klar es war, daß man liebevoll sein mußte, wenn man Gott verstehen wollte! Jedes Kind beschloß daher, die ganze Woche hindurch freundlich und artig und geduldig zu sein. Am darauffolgenden Sonntag hatte jedes das Gefühl, daß es Gott besser als die Liebe verstand, weil es liebevoll gewesen war. Die Lehrerin zeigte ihnen auch, daß es nichts zu fürchten gab, wo die Liebe alles war.
An einem andern Sonntag las ihnen die Lehrerin aus dem herrlichen Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Mary Baker Eddy die Stelle (S. 312): „Die Sterblichen bemühen sich zu glauben, ohne Wahrheit zu verstehen; und doch ist Gott Wahrheit.“ Dann sprach die Lehrerin mit den Kindern über einige der Eigenschaften, die aus der Wahrheit hervorgehen, wie Ehrlichkeit und Gehorsam. David und seine Freunde gaben zu, daß sie Gott sehr gern als die Wahrheit kennen möchten. Sie versprachen daher, in der kommenden Woche ehrlich und gehorsam zu sein. Am nächsten Sonntag fühlte jedes, daß es besser verstand, daß Gott die Wahrheit und die Liebe ist. Ein Kind sagte, seine Mutter habe gemerkt, daß es sich bemühe, liebevoller und gehorsam und ehrlich zu sein, und daß sie sehr dankbar sei.
So lernten sie Woche für Woche ihren himmlischen Vater mehr lieben, weil sie Ihn besser verstanden. Sie lernten auch verstehen, daß sie sich als Christliche Wissenschafter zur Heilung von Krankheit und zum Überwinden jeder Schwierigkeit auf Ihn verlassen konnten. Was für eine Zuversicht ihnen dies gab!
Eines Freitagmorgens wachte David mit Kopfschmerzen und anderen unguten Gefühlen auf. Es fiel ihm ein, daß einige seiner Schulkameraden schon seit mehreren Wochen krank waren, und es kam auf einmal eine Furcht über ihn. Er rief schnell seiner Mutter, die ihn in die Arme schloß und sagte: „David, du hast doch Liebe, Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit, Gehorsam und Geduld ausgedrückt, nicht wahr? Dann kannst du also nichts ausdrücken was so verschieden davon ist wie Furcht oder Krankheit.“
David antwortete: „Ich will es auch nicht, aber es scheint doch so. Mutter, denkst du, ich könnte mit meiner Sonntagsschullehrerin darüber sprechen?“
„Das ist eine vortreffliche Idee. Geh nur gleich und läute ihr an.“
David bekam die Nummer, und als seine Lehrerin antwortete, teilte er ihr etwas weinerlich seine Schwierigkeit mit. Die Lehrerin sagte: „David, glaubst du an Gespenster?“
Er war überrascht und sagte lachend, daß er nicht an Gespenster glaube. „Dann fürchtest du sie also auch nicht, nicht wahr?“ fuhr sie fort.
Er erwiderte: „Ich kann doch nicht etwas fürchten, was nicht wahr ist.“
„Ganz richtig“, sagte die Lehrerin, „und deshalb kannst du auch keine Krankheit fürchten, weil sie nicht wahr ist. Sie ist eine Lüge über den Menschen, und du glaubst sie nicht und ich glaube sie nicht. Die Bibel sagt uns im ersten Kapitel des 1. Buchs Mose, daß Gott den Menschen zu Seinem eigenen Bild und Gleichnis schuf. Was bedeutet das für dich?“ David dachte darüber nach. Schließlich sagte er: „Ich glaube, es bedeutet, daß ich wirklich zum Ebenbild der Liebe und der Wahrheit und des Lebens gemacht bin. Und das bedeutet, daß ich nicht zum Ebenbild von Krankheit gemacht bin.“
„Das ist gut überlegt“, sagte die Lehrerin, „es ist das rechte Denken, das den Glauben an Gespenster zerstört.“
„Ich weiß, Sie meinen Gespenster wie krank sein oder sich fürchten“, sagte David. „Ich glaube nicht an Krankheit oder Furcht, weil ich es besser weiß. Ich weiß, daß Gott mein Vater ist, und daß Er nichts schickt, was nicht gut ist. Ich brauche mich also vor nichts zu fürchten. Vielen Dank. Auf Wiedersehn am Sonntag!“
Und er war in der Sonntagsschule.
