In ihrem Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ erwähnt Mary Baker Eddy die unendliche Berechnung des Geistes (siehe S. 209), und zweifellos gebraucht sie diesen Ausdruck, um das Denken über den Begriff der Endlichkeit zu der Erkenntnis des absoluten, unbeschränkten und unbegrenzten Wesens Gottes, des Prinzips und seiner Idee, zu erheben. In der Wissenschaft des Seins werden alle Elemente der Endlichkeit und Beschränkung überwunden, denn es handelt sich darin immer um das Unendliche, um das, was unermeßlich ist, um das, was kein Element des Endlichen in sich schließt.
Das aus sich selbst bestehende Gemüt muß sich notwendigerweise in Ideen ausdrücken. All seine Kenntnisse und Begriffe bestehen aus Ideen. Die Kenntnisse und Vorstellungen dagegen, die das sogenannte menschliche oder sterbliche Gemüt von allen Dingen hat, sind materiell. Seine Vorstellungen sind wandelbar und endlich. Doch die Unendlichkeit kann sich niemals in einer endlichen oder begrenzten Weise ausdrücken. Die Tatsache an sich, daß die Dinge oder Gegenstände des materiellen Sinnes zerstört werden können, zeigt ganz offenbar, daß sie endlich sind.
Das göttliche Gemüt kennt keine Begrenzungen, da es unendlich ist. Es ist dem unendlichen Gemüt nicht möglich, eine endliche Vorstellung zu haben oder zu kennen. Alles, was Gott, das göttliche Gemüt kennt, ist grenzenlos, und daher ist jede Idee des Gemüts unendlich — unbegrenzt, unermeßlich, niemals endlich. Das Gemüt kennt weder Anfang noch Ende; folglich haben auch seine Ideen weder Anfang noch Ende, sondern haben von jeher in dem Gemüt, das sie bildet, existiert. Da eine Idee der Wahrheit oder des Geistes ewig ist, ist sie das einzig wirklich Faßbare. Der Geist sichert die Fortdauer und Unzerstörbarkeit seiner Ideen; ja, der Geist macht die Substanz einer jeden Idee der Wahrheit aus und begründet ihren ewigen Fortbestand.
Gott, die Unendlichkeit, ist immer ein Einziger, muß immer ein Einziger sein. Er läßt keine Dualität zu. Eins ist das einzige Maß der Vollständigkeit, der Vollkommenheit — des vollkommenen, unendlichen Einzigen. In der Wissenschaft wird Gott oder das Gemüt als ein Einziger offenbart — ein unendliches, völlig unteilbares und allumfassendes Ganzes. Somit ist die Idee des Gemüts auch vollständig, auch einzig, doch ebenso wie ihr Urquell unendlich in ihrer Offenbarwerdung. Es ist daher offenbar, daß es sich bei der Betrachtung des Unendlichen um etwas handelt, das einzig ist, und das trotzdem in Kraft, Offenbarwerdung oder Ausdruck keine Grenzen kennt.
Da Gott ein Einziger ist, ist auch jede Idee Gottes, des Gemüts, etwas Einziges; und da Gott, das Gemüt, ebenfalls unendlich ist, muß jede Idee unendlich sein. In der göttlichen Schöpfung oder Entfaltung der Ideen des Gemüts gibt es keine Wiederholung. Das unendliche Gemüt wiederholt sich niemals. Wenn das unendliche Gemüt sich wiederholte, so würde es sofort endlich werden. Daher offenbart sich die Unendlichkeit Gottes in mannigfaltigen Ideen.
In der Wissenschaft muß die Unendlichkeit und ihre Ideen mannigfaltigen Ausdruck finden; sonst würden wir einen Beweis der Begrenzung haben, und Gott würde für uns den Charakter des unendlich Einzigen verlieren. Die Bedeutung selbst des Wortes Unendlichkeit schließt die unendliche Vervielfältigung der Ideen des Gemüts in sich. In Wirklichkeit besteht der Baum als Idee; und wegen seiner Wirklichkeit als einer unendlichen Idee stellt er den herrlichen Ausdruck des Gemüts in unermeßlicher Mannigfaltigkeit dar. Wenn wir geistig und wissenschaftlich aus der Ursache auf die Wirkung schließen, so kommen wir zu dem Schluß, daß das unendliche Gemüt nicht nur der Ursprung seiner Ideen ist, sondern auch die Kraft und das Gesetz, die in ihrer unbegrenzten Vervielfältigung Ausdruck finden.
Die Grundlage für die unendliche Vervielfältigung der Ideen des Gemüts ist in dem geistigen Schöpfungsbericht angedeutet, wie wir ihn im ersten Kapitel des Ersten Buches Mose finden (11–22): „Und Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das sich besame, und fruchtbare Bäume, da ein jeglicher nach seiner Art Frucht trage und habe seinen eigenen Samen bei sich selbst auf Erden. Und es geschah also. Und die Erde ließ aufgehen Gras und Kraut, das sich besamte, ein jegliches nach seiner Art, und Bäume, die da Frucht trugen und ihren eigenen Samen bei sich selbst hatten, ein jeglicher nach seiner Art. Und Gott sah, daß es gut war. ... Und Gott schuf große Walfische und allerlei Getier, das da lebt und webt, davon das Wasser sich erregte, ein jegliches nach seiner Art, und allerlei gefiedertes Gevögel, ein jegliches nach seiner Art. Und Gott sah, daß es gut war. Und Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und mehret euch und erfüllet das Wasser im Meer; und das Gefieder mehre sich auf Erden.“
Im Hinblick hierauf schreibt Mrs. Eddy auf Seite 507 des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuches: „Baum und Kraut tragen nicht Frucht auf Grund irgendeiner eignen Zeugungskraft, sondern weil sie das Gemüt widerspiegeln, das alles in sich schließt.“ Und im folgenden Abschnitt fährt sie fort: „Die Schöpfung erscheint immerdar, und der Natur ihrer unerschöpflichen Quelle nach muß sie immerdar weiter erscheinen. Der sterbliche Sinn kehrt dieses. Erscheinen um und nennt Ideen materiell. Durch solche Mißdeutung scheint die göttliche Idee auf das Niveau einer menschlichen oder materiellen Annahme herabzusinken, die der sterbliche Mensch genannt wird. Aber der Same ist nur insoweit bei ihm selbst, wie das göttliche Gemüt alles ist und alles erzeugt — wie Gemüt der Vermehrer und die unendliche Idee des Gemüts, der Mensch und das Universum, das Erzeugnis ist.“
Die Christliche Wissenschaft erklärt ganz klar, daß bei jeder geistigen Idee der Same „bei ihr selber“ ist; denn die Idee ist unendlich und muß daher in der Vervielfältigung unendlicher Wesenheiten Ausdruck finden. Doch selbst wenn sie unendlich vervielfältigt wird, ist die ewige Fortdauer einer unendlichen Idee und ihrer unzählbaren Wesenheiten auf ewig begründet. Auch demonstriert die Wissenschaft, daß die Individualität einer jeden Wesenheit klar bestimmt und unzerstörbar ist.
So drückt auch der Mensch — die zusammengesetzte Idee des Gemüts, die alle richtigen Ideen in sich schließt — Gottes Gesetz der geistigen Vervielfältigung aus, wird unendlich vermehrt und in zahllosen Individualitäten offenbart, von denen jede Gott, die eine Individualität, widerspiegelt und entfaltet. Mit Beziehung hierauf heißt es in unserm Lehrbuch (S. 507): „Das Universum des Geistes spiegelt die schöpferische Kraft des göttlichen Prinzips oder Lebens wider, das die mannigfachen. Formen des Gemüts hervorbringt und die Vervielfältigung der zusammengesetzten Idee Mensch regiert.“
Mrs. Eddy betont und erklärt unsere Fähigkeit — die eure sowohl wie die meine — den unendlichen Einen individuell widerzuspiegeln und auszudrücken, unser gesegnetes und ewiges Vorrecht als Söhne und Töchter Gottes, und schreibt in ihrem Werk „Pulpit and Press“ (Kanzel und Presse, S. 4): „Ist der Mensch nicht metaphysisch und mathematisch Nummer eins, eine Einheit, und daher eine ganze Zahl, und wird er nicht von Gott, seinem göttlichen Prinzip, regiert und beschützt? Ihr müßt einfach an einem wissenschaftlichen, positiven Verständnis der Verbundenheit mit eurem göttlichen Ursprung festhalten und dies täglich demonstrieren. Dann werdet ihr finden, daß einer ein ebenso wichtiger Faktor ist wie Duodezillionen im Rechttun und -sein und der Demonstration des göttlichen Prinzips. Ein Tautropfen spiegelt die Sonne wider. Ein jedes von Christi Kleinsten spiegelt den unendlichen Einen wider, und darum ist die Erklärung des Sehers wahr, daß ‚einer auf Gottes Seite eine Mehrheit‘ ist.“
