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Freude

Aus der Oktober 1952-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Freude ist eine Eigenschaft Gottes, eine spontane Ausstrahlung Seines Wesens, die jedermann zugehört und jetzt und immerdar erlebt werden kann. Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß alle Eigenschaften des Guten dem göttlichen Gemüt innewohnen und dem Menschen als dem Ebenbild Gottes angehören. Sie lehrt auch, daß alle Eigenschaften des Guten im Grunde wissenschaftlich sind, weil sie von Gott, dem göttlichen Prinzip, ausgehen und durch die Christliche Wissenschaft immer demonstriert werden können. Die Freude ist eine vollkommene Veranschaulichung der Wahrheit dieser christlich-wissenschaftlichen Lehre.

Dem menschlichen Sinn nach scheint Freude etwas zu sein, was kommt und geht oder vielleicht überhaupt nicht kommt; die Tatsache ist jedoch, daß die Freude ewig gegenwärtig ist. Wenn man die Freude in ihrer wissenschaftlichen Bedeutung verstehen lernt, so weiß man, daß man nicht zu kämpfen oder zu ringen braucht, um ihr Erscheinen menschlich zu ermöglichen.

Die Freude drückt sich ganz natürlich und ohne Vorwand aus. Durch ihr Erscheinen gewinnt alles einen neuen, in Schönheit und Bedeutung unendlich mannigfaltigen Ausdruck; und wenn man Freude als rein geistig erkennt, kann man beweisen, daß sie wie jede andere Eigenschaft Gottes, des Guten, stets gegenwärtig ist.

Im Gegensatz zu menschlichen Ansichten ist Freude nicht von Umständen, Örtlichkeit, Personen oder Gegenständen abhängig. Sie hat nichts mit äußeren Dingen zu tun. Sie ist nicht einmal die Folge von Heilung oder Befreiung, obgleich sie grundlegend für beide ist. Die Bibel heißt uns oft, fröhlich und getrost zu sein, und freudig Gutes zu erwarten. Sie zeigt uns, daß die Freude sich oft bekundet, ehe die Heilung oder Befreiung offenbar wird. Jesaja drückt dichterisch diese Wahrheit aus, wenn er sagt (12, 3): „Ihr werdet mit Freuden Wasser schöpfen aus den Heilsbrunnen.“ Man muß die göttliche Ordnung des Seins — Gott und Mensch, Gemüt und Idee — in gewissem Grade anerkennen, ehe man ihre ununterbrochene Gegenwart verstehen oder beweisen kann. Es ist wissenschaftlich, diese göttliche Ordnung, dieses geistige Gesetz, anzuerkennen; und solch ein Anerkennen ist stets von Freude begleitet.

Leid, Mißerfolg, Verlust, Freundschaftsbruch, und Mißdeutung des Guten, das wir tun — dies alles mag uns der Freude zu berauben scheinen; aber tatsächlich kann es dazu dienen, Freude herbeizuführen. Wenn solche Erfahrungen uns veranlassen, anstatt die Schuld Personen oder Zuständen zuzuschieben, vielmehr unser Werturteil zu prüfen, und uns zwingen, eine geistigere Grundlage für unsere Leistungen, unsere Handlungsweise und unsere Beziehungen zu suchen und anzunehmen, so können gerade diese Erfahrungen den Weg für das Erscheinen der Freude anbahnen. Dies soll nicht bedeuten, daß Freude oder irgendein anderer Ausdruck des Guten das Ergebnis von etwas ist, was irgendwie mit dem Bösen verbunden sein kann; sondern die Wahrheit und Liebe zerstören gerade durch das Wesen ihrer Allgegenwart und Allmacht den Glauben und das Vertrauen auf einen falschen Begriff des Guten. Wenn das aus solchen Erfahrungen hervorgehende Leiden zur Folge hat, daß man sich von ihnen abwendet und sie nicht mehr für wirklich hält, so ist solch ein Abwenden segensreich und kann und sollte freudig sein.

In ihrer Botschaft an Die Mutterkirche für das Jahr 1900 gibt uns Mary Baker Eddy die geistige Bedeutung des Passahs, das die Israeliten zum Andenken an die ihnen durch Gott zuteil gewordene Beschützung feierten. Sie schreibt (S. 15): „Geistig verstanden ist das Passah ein wunderbarer Übergang über ein tränenerfülltes Meer der Reue — der göttlichsten aller menschlichen Erfahrungen — und nach diesem Passah kommen Sieg, Glaube und gute Werke.“ Jeder Christliche Wissenschafter strebt nach „Sieg, Glauben und guten Werken“. Hier haben wir das vollkommene Vorbild für die Freude, die das Erlangen jener Dinge mit sich bringt — die Umwertung vom materiellen Begriff irgend einer Sache zum geistigen Begriff derselben. Kein Wunder, daß Reue „die göttlichste“ aller menschlichen Erfahrungen ist und daß Mrs. Eddy diesen „Übergang“ wunderbar nennt! Dies Hinübergehen veranschaulicht einen Glauben, der, wenn der Übergang vollendet ist, zum Verständnis wird. Auf Grund dieses Übergangs braucht nun die Reue nicht mehr eine traurige Erfahrung zu sein; sie kann vielmehr freudig und fortschrittlich sein. Sie verbürgt den Sieg über den persönlichen Sinn und bringt gute Werke hervor.

Ein erwachtes Bewußtsein befähigt einen, den Rat des Verfassers der Epistel an die Hebräer zu befolgen (6, 1): „Darum wollen wir jetzt... zur Vollkommenheit fahren, nicht abermals Grund legen von Buße der toten Werke.“ Sind „tote Werke“ nicht Gedanken und Handlungen, die ihre Grundlage im persönlichen Sinn und kein göttliches Prinzip als Ursprung, kein tatsächliches Leben haben, weil sie nicht von Gott sind?

Das erwachte Bewußtsein geht freudig und eifrig daran, die endgültige Harmonie zu beweisen. Mrs. Eddy zeigt, daß ein solches Erwachen freudig sein kann, wenn sie in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 324) schreibt: „Die Freudigkeit, die falschen Marksteine zu verlassen, und die Freude, sie verschwinden zu sehen — eine solche Gesinnung beschleunigt die endgültige Harmonie. Die Läuterung von Sinn und Selbst ist ein Beweis des Fortschritts.“

Diese Läuterung ist eine Umstellung des Denkens von einer materiellen zu einer geistigen Daseinsauffassung. Eine solche Umstellung oder Läuterung des Denkens ist — selbst wenn kaum wahrnehmbar — rein geistig und hat ihren Ursprung und ihr Bestehen in Gott. Sie ist ein Beweis von der Gegenwart Gottes, und sie hat die von Gott verliehene Fähigkeit, sich in der Unendlichkeit der Vollkommenheit endlos weiterzuentfalten. Das Fortschreiten einer solchen Erkenntnis ist nicht etwa ein Ergebnis oder eine Verbesserung des persönlichen Sinnes, sondern es ist dem Wesen nach ein Gebot, das das Gemüt seinem eigenen wahren und reinen Begriff erteilt.

In den Psalmen (14, 1) lesen wir: „Die Toren sprechen in ihrem Herzen: Es ist kein Gott.“ Die geistige Erkenntnis, die dort, wo „die Toren“ nur die Abwesenheit Gottes sehen, geistig die Gegenwart Gottes wahrnehmen kann, muß von Gott kommen und die Macht Gottes widerspiegeln. Diese Erkenntnis ist geradezu das Wesen der Freude — ein Schauen, das so mit Göttlichkeit ausgestattet ist, daß es heilen kann.

Nachdem Jesus seine Jünger ausgesandt hatte, um die heilende Wahrheit zu beweisen, die er sie gelehrt hatte, kamen sie mit Freuden zu ihm zurück und sagten (Luk. 10, 17): „Herr, es sind uns auch die Teufel untertan in deinem Namen.“ Jesus sagte zu ihnen, daß sie sich nicht aus diesem Grund freuen sollten, sondern sie sollten sich darüber freuen, daß ihre Namen „im Himmel geschrieben“ seien. Sie hatten ihre Heilungswerke durch das vollbracht, was er sie erkennen gelehrt hatte, nämlich das Wesen und die Gegenwart des Christus, der wahren Idee Gottes. Das in der Bibel mit „Namen“ übersetzte griechische Wort „onoma“ hat auch die Bedeutung von Vollmacht. Daher sagte ihnen der Meister vielleicht, sie sollten sich freuen, daß ihre Vollmacht für jede Art Heilung im Himmel feststehe. Er hatte ihnen wiederholt gesagt, daß das Himmelreich — die Herrschaft des Prinzips — inwendig in ihnen sei. Das ist für jeden Christlichen Wissenschafter ein erhabener und ewiger Grund zur Freude.

Die Art und Weise auf die höheren Verfahren der göttlichen Liebe einzugehen, scheint dem menschlichen Sinn oft verborgen zu sein; aber für den geistigen Sinn ist der Weg gerade und offen. Mrs. Eddy entdeckte, daß Jesu Verfahren wissenschaftlich war, und sie gebrauchte geradezu solche Ausdrücke wie Christliche Wissenschaft, Christus-Wissenschaft und Göttliche Wissenschaft, je nach dem Bedürfnis des Zusammenhangs, um die Wissenschaft der Lehre Jesu in ihren Schriften zu definieren. Die Fähigkeit, den Weg zu finden, hängt von unserer Willigkeit ab, auch so gesinnt zu sein, wie Christus Jesus war, und nicht die Auslegung des persönlichen Sinnes sondern die der göttlichen Wissenschaft in allen Dingen anzunehmen. Wo keine persönliche Auffassung von Gott, von uns selber, von unseren Mitmenschen oder von unseren Tätigkeiten sich geltend macht, da ist kein Hindernis oder Hemmnis für Harmonie und Glück vorhanden. Auf die Verfahren der göttlichen Liebe einzugehn, ist in der Tat der Weg, der unmittelbar und ungehemmt zur Freude führt.

Das Erschauen und Erlangen geistigen Verständnisses bringt unaussprechliche Freude. Ja die Unendlichkeit der Freude begleitet die Entfaltung und die Erhabenheit der Wissenschaft des Christus im individuellen Erleben. Selig sind, die da erkennen, daß die Freude eine spontane Eigenschaft Gottes ist, die ihnen rechtmäßig zugehört, jetzt und immerdar.

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