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„Formeln verboten“

Aus der Oktober 1952-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Im Handbuch Der Mutterkirche gibt unsere Führerin Mary Baker Eddy eine bestimmte Regel, die den Gebrauch von schriftlichen Formeln als Hilfsmittel beim Unterricht und der Anwendung der Christlichen Wissenschaft verbietet. Unter der Überschrift „Formeln verboten“ schreibt sie unter anderem (Art. VIII, Abschn. 9): „Kein Mitglied soll beim Unterricht in der Christlichen Wissenschaft oder beim Heilen der Kranken als Hilfsmittel geschriebene Formeln gebrauchen, oder seinen Patienten oder Schülern dies erlauben.“

Eine Formel ist ein festgelegter Ausdruck oder Lehrsatz, der gedankenlos angewandt wird. Die Christliche Wissenschaft kann nicht mittels einer Formel gelehrt oder angewandt werden; denn sie lehrt die unendliche Individualität des geistigen Seins in all ihrer Vielseitigkeit, Mannigfaltigkeit und Originalität. Gottes unendliche geistige Natur wird durch unbegrenzbare Ideen ausgedrückt, und diese Ideen machen den Menschen und das Universum aus. Der Apostel Paulus schrieb (1. Kor. 12:6): „Es sind mancherlei Kräfte; aber es ist ein Gott, der da wirket alles in allen.“

Mrs. Eddy versah uns mit bestimmten und hinreichenden Schutzmitteln für das Lehren und die Ausübung der Christlichen Wissenschaft. Unter Leitung der göttlichen Weisheit pflanzte sie eine Hecke um den Weinberg des metaphysischen Heilens, damit keine plündernden Füchse sich einschleichen und die Erstlinge unserer Arbeit zertreten oder verschlingen könnten. Strenge Befolgung der Regeln, die Mrs. Eddy niedergelegt hat, ist unbedingt notwendig, wenn wir in der Christlichen Wissenschaft Fortschritte machen und die Heilungserfolge ernten wollen, deren sie fähig ist.

Unsere Führerin schreibt (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 462): „Wer das Heilen der Christlichen Wissenschaft demonstrieren will, muß streng bei ihren Regeln bleiben, jede Erklärung beachten und von den festgelegten Grundregeln ausgehen.“ Die Vorschrift im Handbuch, die den Gebrauch geschriebener Formeln verbietet, ist offenbar eine dieser Regeln. In Befolgung dieser Vorschrift wird ein Lehrer oder Ausüber der Christlichen Wissenschaft nicht eine derartige Formel aufschreiben und seine Schüler oder Patienten kollektiv oder individuell auffordern, sie zu benutzen. Bei der Ausübung der Christlichen Wissenschaft erfordert jeder einzelne Fall individuelle Behandlung. Alle Stellen aus der Bibel und den Werken Mrs. Eddys, die von einem Ausüber ausgesucht werden mögen, um seinem Patienten zu helfen, sollten gewählt werden, um dem besonderen und individuellen Fall zu entsprechen, und sie werden gewöhnlich auch so betrachtet. Es sind gewöhnlich Stellen, die von dem Ausüber in Verbindung mit seiner christlich-wissenschaftlichen Behandlung studiert worden sind.

Eine Tendenz in der Richtung einer Formel ist die Verbindung einer besonderen Krankheit mit einem spezifischen Irrtum oder Charakterfehler. So würde es zum Beispiel von keinem Nutzen für Ausüber oder Patient sein, eine Liste von Irrtümern zusammenzustellen, die mit einer besonderen Disharmonie verknüpft sein sollen, oder anzunehmen, daß ein Fall geradeso wie ein anderer behandelt werden kann.

So bat ein Leidender zum Beispiel einen christlich-wissenschaftlichen Ausüber um Beistand. Er hatte eine akute und schmerzhafte Beschwerde, deren Behandlung ein klares und positives Verständnis der Christlichen Wissenschaft erforderte. Während des stillen Gebets, das die Behandlung ausmachte, wurde es dem Ausüber klar, daß das Denken des Patienten von der intensiven Furcht beherrscht war, daß sich alle Auswege vor ihm schlossen. Mit andern Worten, der Patient glaubte, daß der Verlust seiner Gesundheit den Verlust seiner Stellung nach sich ziehen würde, und daß er, wenn er seine Gesundheit und damit seine Stellung verlöre, wahrscheinlich auch sein Leben verlieren würde. Der Ausüber wandte sich an Gott und erklärte die Wahrheit in Beziehung auf das Leben, nämlich, daß das Leben Gott ist, und daher unsterblich und unverletzbar. Auch machte er sich klar, daß der Mensch als Gottes Ebenbild und Gleichnis niemals das Leben verlieren kann. Er erkannte, daß dies die Wahrheit über den Menschen und daher auch die Wahrheit über seinen Patienten war. Gar bald verschwanden die Schmerzen und der Leidende war geheilt.

Kurz darauf hatte der Ausüber einen ähnlichen Fall in Behandlung, und zwar behandelte er ihn in derselben Weise und mit ermutigendem Erfolg. Die Heilung kam schnell, und der Ausüber kam fast zu der Überzeugung, daß er eine besondere Heilmethode für diese Art Leiden entdeckt hätte. Doch nicht lange darauf wurde sein Verständnis von neuem auf die Probe gestellt; und auf Grund seiner früheren Erfolge begann er eine Behandlung wieder in ähnlicher Weise, ohne vorher im Gebet die besonderen Probleme seines Patienten festgestellt zu haben. Aber diesmal bemerkte er, daß seine Behandlung das Wesen einer Formel angenommen hatte, und es wurde ihm bald klar, daß er nicht eine starre gedankliche Behandlungsweise anwenden sollte, die irgendwie als Formel bezeichnet werden könnte. Er sah ein, daß jedes einzelne Problem in bestimmter Weise behandelt werden müßte, und daß dem Ausüber nur im Gebet die Notdurft des Patienten offenbart und er erleuchtet werden könnte, sie zu stillen.

In der Christlichen Wissenschaft lernen wir verstehen, daß alles Sein individuell ausgedrückt wird. Eine logische Schlußfolgerung hieraus ergibt daher, daß die Behandlung oder das Gebet individuell ist und nicht wie eine bloß formelartige Erklärung gegeben werden kann. Keine zwei Behandlungen in der Christlichen Wissenschaft brauchen gleichartig zu sein. Jeder Patient braucht etwas anderes. Das Gebet ist erfolgreich im Verhältnis zu der geistigen Inspiration, die es einflößt, und zu der Barmherzigkeit, Kraft, Freude, Geduld und Liebe und dem Verständnis, die es widerspiegelt. Wenn das Herz überfließt von Liebe, und der Ausüber von der tiefen geistigen Überzeugung von der Gegenwart und Macht Gottes erfüllt ist, so ist eine Formel unmöglich.

Wir tun wohl, wenn wir darauf achten, daß wir die Vorschriften, die Mrs. Eddy uns in Beziehung auf das Lehren und die Anwendung der Christlichen Wissenschaft gegeben hat, sorgfältig befolgen. Sie sind in ihren Schriften enthalten. Der Wissenschafter sollte von Zeit zu Zeit seine Arbeit prüfen, um festzustellen, ob und wie er vielleicht von diesen Regeln abgewichen ist. Diese Selbstprüfung wird dazu beitragen, falsche Neigungen zu berichtigen, welche, wenn sie nicht zurückgewiesen werden, zur Benutzung von Formeln führen und die erfolgreiche Ausübung der Christlichen Wissenschaft behindern könnten.

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