„Sie sollten einen Mann haben, der mit Ihnen geht“, sagten Freunde beim Abschied zu einer Frau, die in ein 3000 Meilen entferntes Land reiste. Sofort antwortete sie: „Ich bin Manns genug.“ Im Flugzeug kehrte ihr Denken später zu dieser Erklärung zurück, die sie mit solcher Bestimmtheit und Zuversicht ausgesprochen hatte, und sie fragte sich, was sie eigentlich mit ihrer Antwort gemeint hatte. Sie dachte natürlich dankbar an Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, der die Wahrheiten über Gott und den Menschen geoffenbart worden waren, und durch deren Leben und Schriften die Welt heute den Menschen kennen kann, wie Gott ihn erschaffen hat: als eine immer in dem einen göttlichen Gemüt weilende Idee, die immerdar geistig, vollkommen und vollständig ist, die ein Ausdruck des Lebens, der Wahrheit und der Liebe durch den einzelnen ist.
Wenn uns die Christliche Wissenschaft von einem körperlichen Zustand heilt, der der materiellen Heilkunst jahrelang Trotz geboten hat, ändert sich die Beschaffenheit unseres Denkens, und das wichtigste in unserem Leben wird, daß wir uns an Gott wenden, um jenes geistige Verständnis zu erlangen, das Seine Allheit und des Menschen Einheit mit allem Guten enthüllt. Wir mögen eine augenblickliche Heilung von einer Krankheit erlebt haben und uns völliger Gesundheit erfreuen; dies bedeutet jedoch noch nicht, daß damit sofort unsere Unversehrtheit und Vollständigkeit bewiesen ist. „Gebeut hin, gebeut her; gebeut hin, gebeut her; harre hier, harre da; harre hier, harre da; hier ein wenig, da ein wenig“ (Jes. 28, 10).
Mrs. Eddy erkennt überall in ihren Schriften die Vollkommenheit Gottes und des Menschen an. Wir werden gelehrt, Gott zu erkennen, und den Menschen als Seine Idee zu erkennen; aber diese Erkenntnis muß jeder selber beweisen. Mrs. Eddy schreibt in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ (S. 242): „Sie können Geistigkeit erst dann beweisen, wenn Sie erklären, daß Sie unsterblich sind, und verstehen, daß Sie es sind. Die Christliche Wissenschaft ist absolut; sie ist weder noch nicht auf dem Punkt der Vollkommenheit angelangt, noch geht sie ihm entgegen; sie steht auf diesem Punkt und muß von ihm aus ausgeübt werden. Wenn Sie nicht völlig erkennen, daß Sie Gottes Kind, also vollkommen sind, haben Sie kein Prinzip, um es zu beweisen, und keine Regel für den Beweis.“
Es ist geduldiges Ausharren erforderlich; denn man kann vielleicht straucheln; vielleicht ist ein Widerstand gegen die Wahrheit vorhanden, ein Mangel an Bereitwilligkeit, eine liebgewonnene sterbliche Ansicht vom Leben, eine Annahme, daß Gutes materiell sein könne, aufzugeben. Wo jedoch wirklich das Verlangen herrscht, die Lehren der Christlichen Wissenschaft zu kennen und zu beweisen; wo man anstatt falscher Annahmen geistige Ideen anerkennt; wo man bereit ist, nur das Gute als wahr und jede Einflüsterung von Bösem als unwahr zu sehen, vergehen falsche Vorstellungen und irrige Annahmen ganz sicher in ihr ursprüngliches Nichts, und der von Gott erschaffene Mensch tritt nach und nach in Erscheinung.
Betrachtet man das Leben und das Werk Christi Jesu, so sieht man, daß er sich seiner eigenen Vollständigkeit und der Vollständigkeit derer, die bei ihm Heilung suchten, immer bewußt war. In jedem der wunderbaren Heilungsberichte im Neuen Testament sehen wir, wie er sich der unendlichen Gegenwart Gottes und des Menschen als der vollkommenen Kundwerdung Gottes bewußt war. Er ging keinen Augenblick auf die Einflüsterungen des Bösen ein, die sich ihm aufdrängten, sondern er wußte ruhig, daß Gott das einzige Leben des Menschen ist; daß der Geist die wahre Quelle der Versorgung ist; daß die Sinne des Menschen ewig vollkommen sind, da sie in der Seele bestehen — und dieses rechte Wissen führte zu den Beweisen der Vollständigkeit der Schöpfung Gottes.
Wie wahrhaft doch unsere geliebte Führerin die Fülle und Vollständigkeit der Offenbarung der Wahrheit in ihr Bewußtsein aufnahm! Sie pflegte jede sich ihrem Denken entfaltende Idee, und wir sind heute dadurch gesegnet, daß sie Gott unerschütterlich treu war, und so viele Beweise des Zusammenbestehens des unendlichen Gemüts und seiner Ideen erbrachte.
Ausüber der Christlichen Wissenschaft bleiben sich durch hingebendes Studieren und Leben der Wahrheit, die sie verstehen, der Unversehrtheit, Gesundheit, Vollständigkeit und Vollkommenheit Gottes und Seines Weltalls und des Menschen bewußt. Sie sind bestrebt, durch ihr Verständnis des einen Gemüts von den sich ihnen darbietenden mesmerischen Einflüsterungen der Disharmonie frei zu bleiben. Weil sie Gottes Unendlichkeit anerkennen, können sie sich weigern, dem Augenschein der körperlichen Sinne zuzustimmen, der, wie die Christliche Wissenschaft zeigt, unwirklich, leblos, gesetzlos und machtlos ist. Das Beweisen der ewigen Einheit des Menschen mit Gott im Denken jedes einzelnen hilft das Himmelreich hier auf Erden aufrichten und das Christus-Heilen aller unharmonischen Annahmen herbeiführen. Jede durch die Christliche Wissenschaft bewirkte Heilung ist ein untrüglicher Beweis der Vollständigkeit der Schöpfung Gottes und des Nichtbestehens der Annahmen des Bösen.
Es ist ein freudiger Augenblick, wenn der Christliche Wissenschafter erkennt, daß der von Gott erschaffene Mensch vollkommen und vollständig ist; wenn er erkennt, daß er als Gottes Widerspiegelung in seinem eigenen Bewußtsein alles in sich schließt, was für seine Gesundheit, sein Wohlergehen, seine freundschaftlichen Beziehungen, sein Glück und seine Versorgung wesentlich ist. Was für eine Hilfe es für eine Frau ist, wenn sie sieht, daß ihr wahres Sein von ihrem Vater-Mutter, Gott, unzertrennlich ist, und daß es daher vollständig und befriedigt ist; wenn sie weiß, daß ihr wahres Sein von keiner Person und keinem Ding abhängt mit Bezug auf ihren Unterhalt, ihr Glück oder ihre Versorgung, sondern durch das Widerspiegeln der göttlichen Liebe schon alles in sich schließt, was zur Harmonie und zum Wohlergehen nötig ist. Das wahre Wesen der Frau drückt nicht nur Zartheit und Liebe aus, sondern schließt auch Stärke, Herrschaft und die vollkommene Fähigkeit in sich, Freiheit auszudrücken.
Der männliche Gedanke kann Anspruch erheben auf die Eigenschaften Liebe und Milde, Vertrauen und Zuversicht, die gewöhnlich mit dem Denken der Frau in Verbindung gebracht werden. Wahres Menschentum ist eine vollständige Idee, der nichts fehlt. Durch unser Verständnis dieser Wahrheiten kommt alles ans Licht, was nötig ist, um inneren Frieden, Zufriedenheit und ein freudiges Leben zu finden.
Solange wir glauben, wir seien hinsichtlich unserer Freude, unserer Versorgung und unseres Wohlergehens von einem andern abhängig, gehen wir auf eine Einflüsterung der Trennung ein und erkennen nicht vollständig an, daß der Mensch eins ist mit der Seele als deren voller und vollständiger Ausdruck. Alles, was wir brauchen, kommt dadurch, daß sich die vollkommene Wesenheit der geistigen Idee, des Menschen, im Bewußtsein entfaltet. Das Beweisen, daß wir als Gottes Idee vollständig sind, schließt uns nicht von andern ab; es befähigt uns vielmehr, ihre Vollkommenheit und Unsterblichkeit im Gemüt zu sehen. Auf diese Weise geben wir unsere Besorgnis für unsere Angehörigen auf und werden ein Segen füreinander.
Die am Anfang dieses Aufsatzes erwähnte Wissenschafterin sah daher, daß ihr alles, was sie bei ihrer berechtigten Reise im Flugzeug von einem Weltteil zum andern brauchte, durch die Vergegenwärtigung und das Beweisen des göttlichen Gesetzes der Vollständigkeit zuteil werden würde. Sie sah, daß der Mensch immerdar vollständig ist und die rechte Auffassung von Geschäft, Heim, Gesundheit und Kameradschaft in sich schließt. Dies zu wissen steht jedem Christlichen Wissenschafter frei. Mit Bezug auf Jesu Worte: „Das Reich Gottes ist inwendig in euch“, schreibt unsere Führerin in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 574): „Dieses geistige Bewußtsein ist daher eine gegenwärtige Möglichkeit.“
