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Rechtes Gericht

Aus der Juli 1952-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Jemand sagte einmal, Tadelsucht sei „das öffentliche Zugeben einer Unfähigkeit, den Christus wahrzunehmen.“ Wenn wir uns diese Erklärung zu eigen machten, so würde es uns davon abhalten, herabsetzende Gedanken zu hegen und leichtfertige Vergleiche zu ziehen. Die Christlichen Wissenschafter wünschen, christusähnlich zu sein, und die praktische Anwendung der Christlichen Wissenschaft erfordert das von ihnen. Mary Baker Eddy lehrte ihre Nachfolger, das Gute zu betonen und das Böse zu verringern, und zwar weil sie entdeckt hatte, daß Gott gleichbedeutend mit dem Guten ist. Daher offenbaren wir Gott, wenn wir dem Guten Ausdruck verleihen und das Gute leben und lieben. Das ist wahre Anbetung oder Gottesdienst.

In ihrem Werk „Miscellaneous Writings“ (Vermischte Schriften, S. 206) sagt Mrs. Eddy: „Der wahre Christliche Wissenschafter betont beständig die Harmonie in Worten und Taten, mental und hörbar, indem er immerwährend diese himmlische Weise erklingen läßt:, Das Gute ist mein Gott, und mein Gott ist das Gute. Die Liebe ist mein Gott, und mein Gott ist die Liebe.‘ “ Wenn er diesen festen und positiven Standpunkt für das Gute einnimmt, so ignoriert der Wissenschafter nicht das Böse, wie manche Kritiker behaupten, vielmehr weiß er, daß ein vom Guten erfülltes Bewußtsein nicht gleichzeitig Böses denken und ausdrücken kann. Der Christus als Offenbarwerdung oder Ausdruck Gottes muß notwendigerweise vollkommen gut sein, ohne ein einziges Element des Bösen; daher ist derjenige Christus am ähnlichsten, dem das Gute natürlich und gewohnheitsmäßig geworden ist, und der unter allen Umständen Gutes sucht und findet. Überall, im Familienleben, bei der Kirchenarbeit, in unseren geschäftlichen Beziehungen, können wir uns der Allgegenwart des Guten bewußt bleiben und so das Böse ausschließen.

Eine kritische Einstellung kann von Mißverständnissen herrühren oder vielleicht von enttäuschten Hoffnungen oder auch einem zu persönlichen Gesichtspunkt. Die Neigung zu tadeln sollte ebensowohl erkannt und zurückgewiesen werden wie die Neigung zu irgendeiner sündhaften Gewohnheit. Aufbauende Rüge dagegen oder rechtes Gericht ist immer von Nutzen. Doch wer einem andern helfen möchte, seinen Standpunkt zu befestigen, muß aufbauen auf dem, was er hat, nicht auf dem, was er nicht hat. Paulus schreibt (2. Korinther 8:12): „So einer willig ist, so ist er angenehm, nach dem er hat, nicht, nach dem er nicht hat.“

Wir können die Harmonie der Wahrheit verlieren, wenn wir von jemandem so denken, wie er letztes Jahr war, oder letzten Monat — oder sogar gestern. Der Christus wandelt den Charakter derer um, die sich seinem Einfluß ergeben. Der unzuverlässige Freund von gestern wird unter dem Einfluß des Christus zum zuverlässigen Freund von heute. Tadelsucht befaßt sich oft mit dem, was in der Vergangenheit geschah, und verrät einen Mangel an Bereitwilligkeit, das Gute als etwas stets Gegenwärtiges anzuerkennen.

Vor alters kritisierte ein Tadler des Christentums, ein griechischer Philosoph, das Christentum mit der Begründung, daß seiner Meinung nach manche Jünger Jesu unwissende oder sündhafte Menschen seien. Vielleicht erwartete er, daß die Nachfolger Jesu intellektuelle Asketen sein würden, wie einige seiner griechischen Zeitgenossen. Er hatte offenbar nicht verstanden, daß es die Mission des Christus ist, Lebenserneuerung zu bringen. Was auch immer der Charakter der Sterblichen sein mag, ehe sie den Christus annehmen, so besteht kein Zweifel, daß sie unter diesem erhabenen Einfluß umgewandelt und geläutert werden.

Wir kommen immerwährend in Berührung mit andern Menschen, im Heim sowohl wie in der Kirche und im Geschäftsleben. Haben wir vielleicht mental manche als herrschsüchtig, andere als schwach, wieder andere als lieblos klassifiziert? Solch stiller Tadel bezeugt unsere zugegebene Unfähigkeit, den Christus wahrzunehmen. Herrschsucht wird unter dem Einfluß des Christus überwunden, und die Herrschaft des Menschen als Kind Gottes findet ihren natürlichen Ausdruck. Schwäche wird durch geistige Kraft ersetzt; häßliche Charakterzüge können nicht bestehen in der Gegenwart der Liebe Gottes, und wenn der Mensch als Widerspiegelung der göttlichen Natur erkannt wird.

Mrs. Eddy sagt (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 442): „Weder tierischer Magnetismus noch Hypnotismus hat mit der Betätigung der Christlichen Wissenschaft etwas zu tun, in der die Wahrheit nicht umgekehrt werden kann; die Umkehrung des Irrtums dagegen ist wahr.“ Wenn wir diese große Erklärung im Sinn behielten, daß „die Umkehrung des Irrtums. .. wahr“ ist, so würden wir Eintracht in unserm Familienleben, unseren Kirchen und unseren Geschäftsangelegenheiten aufrechterhalten. Die kritische Einstellung nimmt den Irrtum an, anstatt ihn umzukehren. Es gibt keine einzige falsche Annahme, die nicht durch eine rechte Idee überwunden werden könnte. Die falsche Annahme ist ebensowenig der Mensch wie ein Schmutzfleck auf dem Gesicht eines Kindes das liebe, reine Kind ist.

Der höchste Grad von Liebe ist in der Liebe zu finden, die weiterbesteht selbst angesichts von Haß und Verfolgung — der Liebe, die unter keinen Umständen aufhört, Liebe zu sein. Wir können die Höhen solcher Liebe nicht erklimmen, solange wir lieblose Tadler unserer Mitmenschen sind. Wenn wir diesen „kleinen Fuchs“ in unserem Charakter entdecken, so sollten wir ihn unverzüglich unterdrücken, damit er nicht unsere reifenden Weinberge — ein glückliches Familienleben oder eine fruchtbringende Kirchengemeinschaft — verdirbt. Was not tut ist Liebe und immer mehr Liebe.

Wir werden niemals von Massensuggestion oder unterminierender Propaganda irregeführt werden, wenn die Kritik aus der negativen Einstellung in die positive gehoben wird, oder, mit andern Worten, wenn sie gebraucht wird, um aufzubauen, zu ermutigen und zu unterstützen, anstatt herunterzureißen. Rechtes Gericht verfehlt nie, den Christus wahrzunehmen. Mrs. Eddy sagt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 444): „Laßt uns treu sein und den Weg durch Christus weisen, so weit wir es verstehen. Aber laßt uns auch darauf bedacht sein, immer, ein recht Gericht‘ zu richten und niemals vorschnell zu verurteilen.“ Wir dürfen immer mit Sicherheit reichliche Anerkennung äußern für gute Leistungen, ohne befürchten zu müssen, daß solche Anerkennung als persönliches Lob auf Kosten eines andern ausgelegt werden könnte.

Es ist hilfreich, bei Kirchenversammlungen Anerkennung für Berichte über wohlgetane Arbeit zu äußern, ebenso wie im Heim Würdigung für die liebevollen Bemühungen der andern, und im Geschäft unsere Wertschätzung derer, mit denen wir arbeiten. Das wird die Einigkeit im Geist bringen, die das Band des Friedens ist, und wird ein glückliches Heim, ein erfolgreiches Geschäft und bleibende Gesundheit bewahren.

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