Ich war eine höchst orthodoxe Jüdin, da mein Großvater, zwei Oknel und noch ein anderer Verwandter Rabbiner waren. Aus reiner Unwissenheit war ich eine heftige Gegnerin des Christus, obwohl ich dachte, daß ich den tiefsten Respekt vor den religiösen Überzeugungen anderer Menschen hätte.
Vor einigen Jahren, als ich an einem Nervenzusammenbruch litt, hatte ich einen Arzt, dessen Behandlung hauptsächlich psychologisch war. Bei einer Gelegenheit kamen wir auf Religion zu sprechen. Ich erklärte, wie schwierig es für mich wäre, das ganze jüdische Ritualgesetz zu befolgen, einschließlich der strengen Speisegesetze, während die übrige Familie nicht an solchen Bräuchen festhielt. Hierauf erwiderte der Arzt, daß ich in meinem Bestreben, all diese Bräuche zu befolgen, sehr selbstsüchtig sei. Er fügte hinzu, daß es nur eine wahre Religion gäbe, nämlich, ein nützliches Leben zu führen, und andere Menschen glücklich zu machen. Ich bin dankbar, sagen zu können, ich sah gleich so klar ein, daß das, was er gesagt hatte, gesunder Menschenverstand war, daß ich das ganze Ritualgesetz sofort aufgab und es nie wieder aufnahm. Doch in anderer Hinsicht blieb ich jüdisch gesinnt.
Später telephonierte ich — aus einem Grunde, den ich selbst nicht erklären konnte — an eine Verwandte, die eine Anhängerin der Christlichen Wissenschaft geworden war, und fragte, ob ich sie vielleicht zu einem Gottesdienst begleiten könnte. Sie nahm mich mit zu einer Mittwochabend-Versammlung; doch diese ließ mich scheinbar unberührt, obwohl ich mir nachher das Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Mary Baker Eddy lieh und sowohl des Sonntags wie des Mittwochs die Gottesdienste in einer Zweigkirche besuchte.
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