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Er hatte kein Schwert in seiner Hand

Aus der Juli 1952-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wer die Bibel liest, ist mit dem im 17. Kapitel des 1. Buchs Samuel erzählten Bericht von David und Goliath vertraut. Wenn dieser Bericht in unseren im Christlich-Wissenschaftlichen Vierteljahrsheft zusammengestellten Lektionspredigten vorkommt, halten wir es vielleicht kaum für der Mühe wert, uns Zeit zu nehmen, ihn wieder zu lesen, weil wir die Erzählung schon kennen. Wenn wir uns aber darein vertiefen in der Erwartung, durch eine sich weiter entfaltende Aufklärung und Erleuchtung die göttliche Botschaft zu finden, wird unser Nachdenken nicht vergeblich sein.

Wenn wir uns hineindenken in die spannende Lage, wie ein bloßer Knabe mutig und furchtlos auszieht, um sich mit dem Philister Goliath, „einem Kriegsmann von seiner Jugend auf“, zu messen, staunen wir dankbar darüber, wie die Macht der Wahrheit und der Liebe das Vertrauen, den Mut, die Stärke und die Gewißheit, die das Gemüt verleiht, und die seine Idee, der Mensch, fortwährend empfängt, unterstützt und erhält. Man muß das, was das Gemüt dem Menschen verleiht, verstehen und zur Ehre Gottes gebrauchen, und es muß den Menschen zum Segen gereichen. Die Christus-Botschaft muß im Bewußtsein gepflegt werden, aber man darf sie nie dort verbergen. Freuen wir uns, daß ein geläutertes, vergeistigtes Bewußtsein das Licht der Wahrheit ausstrahlt, das die Finsternis der materiellen Sinne vertreibt!

David vertraute von ganzem Herzen auf die Macht seines Gottes, die die Wahrheit ihm verlieh, und er zog unerschrocken aus, dem Philister entgegen. Dieser war empört, daß ein unbewaffneter, bloßer Knabe gekommen war, ihn zu bekämpfen, und er „fluchte dem David bei seinem Gott.“ Aber die Wahrheit allein gewann den Sieg; denn es heißt in der Erzählung: „David hatte kein Schwert in seiner Hand.“

Ein Teil der Erklärung für Schwert, die Mary Baker Eddy auf Seite 595 im Glossarium in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ gibt, lautet: „Rache; Zorn.“ Diese Eigenschaften hatten in Davids Herz keinen Platz; wir finden daher, daß er keine Furcht vor einer Verletzung oder Niederlage hatte, daß die vermeintliche Macht des Feindes ihn nicht einschüchterte. Wenn Unwahrheit aus dem Bewußtsein ausgeschlossen ist, können wir ganz sicher sein, daß Irrtum von außen keinen Anklang findet. David bewies dies.

Goliath dagegen war von Zorn, Empörung und Haß erfüllt. Er sprach dem Heer des Herrn prahlerisch Hohn. Er betrachtete den sogenannten fleischlichen Sinn und den Körper als Beweis der Macht und Größe. Wie kläglich er sich täuschte! Diese Gesinnung führte zu seiner eigenen Vernichtung. Fleischliche Annahmen, die sich Gott, der göttlichen Liebe, widersetzen, richten sich gegen das Leben und tragen daher den Keim der Zerstörung in sich. Die Demut, die ruhige Zuversicht und das Vertrauen auf Gott, die David bekundete, sind durch Liebe zu Gott und dem Menschen bedingt, und sie spiegeln daher das ewige und vollständige göttliche Leben wider.

Wenn wir in unserem menschlichen Leben vor hartnäckigen Schwierigkeiten stehen, die langsam zu weichen scheinen, wenn wir geduldig und beharrlich gearbeitet haben, der Goliath, das Sinnenzeugnis, aber immer noch zu prahlen, immer noch machtvoll scheint, fragen wir uns vielleicht: „Was kann ich denn noch tun?“ Es kann sein, daß gerade in dieser Frage zum Teil schon die Antwort liegt.

Haben wir irrtümlich gedacht, daß die Lösung für die Schwierigkeit in uns selber liege, sie also als eine schwere Verantwortlichkeit auf uns genommen? Haben wir unbewußt den Sieg dadurch erwartet, daß wir uns nur auf menschliches Bemühen verließen, oder haben wir Befürchtungen und Zweifel gehegt, daß unser Verständnis nicht hinreiche, der Not abzuhelfen? Wenn sich uns diese Einflüsterungen auch nur teilweise darbieten, kann es uns helfen, wenn wir Davids Kampf mit Goliath sorgfältig zergliedern. Es heißt in dem Bericht, daß David „seinen Stab in seine Hand nahm“. Er nahm das, worauf er sich stützen konnte, weil er es erprobt und bewiesen hatte. Hat nicht jeder ernste Christliche Wissenschafter schon oft bewiesen, daß Gottes Gesetz heilt? Wenn man dieses Gesetz in seinem eigenen Leben bewiesen oder den Beweis im Leben eines andern gesehen hat, weiß man gewiß, daß das angewandte Prinzip, das die Schwierigkeit überwand, jeden unstimmigen Zustand heilt. Dieses Wissen ist ein Stab, auf den man sich stützen kann.

Als David, während er die Schafe seines Vaters hütete, dem Löwen und dem Bären entgegentrat, bewies er, daß er durch Mut, Demut und Vertrauen auf Gottes Gegenwart Herrschaft über sie hatte. Er wußte, daß er Gottes schützende Macht wieder beweisen konnte bei dem Angriff dieses Philisters, der den Gott des Heeres Israels verhöhnt hatte. Durch frühere Siege ermutigt, gewann er einen weiteren Sieg. Das werden auch wir tun.

Davids Glaube an Gott war kein blinder, untätiger Glaube. Es war ein Glaube der Tat. Er sammelte fünf glatte Steine aus dem Bach. Unsere Führerin schreibt in Wissenschaft und Gesundheit (S. 298): „Der geistige Sinn, der den materiellen Sinnen widerspricht, schließt Intuition, Hoffnung, Glaube, Verständnis, reife Fülle und Wirklichkeit in sich.“ Dieser geistige Sinn entfaltet sich durch Forschen, Gebet und Anwendung. Man kann die fünf Steine, die David aus dem Bach nahm, vielleicht als ein Sinnbild der Intuition, der Hoffnung, des Glaubens, des Verständnisses und der reifen Fülle auffassen, und die Anwendung dieser Eigenschaften führt zum Erkennen und Erfassen der Wirklichkeit, die den sich uns vielleicht darbietenden Irrtumseinwendungen immer widerspricht. Aber wir müssen mit Wahrheit und Liebe gerüstet sein; denn der Sieg kommt nicht durch Verlaß auf materielle Mittel, durch menschliche Fähigkeit oder den menschlichen Willen. Nicht das, was wir menschlich zu tun versuchen, sondern das, was Gott göttlich tut, bringt die Heilung. Sieg ist das Ergebnis, wenn wir von Gott stammende Eigenschaften wie Vertrauen, Liebe, Glauben, Verständnis, Dankbarkeit und eine klare Erkenntnis der immerwährenden Gegenwart und liebevollen Macht des himmlischen Vaters pflegen. Dies ist in der nachstehenden Erfahrung veranschaulicht.

Eine junge Mutter dachte eines Abends, daß ihr ein Goliath gegenüberstehe. Ihr kleiner Junge war von einem Baum auf das Pflaster gefallen und bewußtlos aufgehoben worden. Sie saß bei ihm am Bett und las aus der Bibel und aus Wissenschaft und Gesundheit die Wahrheiten, die ihr bei anderen Gelegenheiten eine Stütze und ein Trost gewesen waren. Sie wußte, daß das Anwenden des Prinzips Furcht vertreibt und heilt; denn sie hatte es schon bewiesen. Dadurch gestärkt, fuhr sie fort zu beten.

Später am Abend kamen die jüngeren Kinder leise ins Zimmer und sagten, sie seien hungrig. Die Mutter war mit den Kindern allein und wußte, was sie brauchten, aber sie fühlte, daß sie nicht vom Bett des kleinen Jungen weggehen konnte, der noch immer bewußtlos war und vor Schmerzen stöhnte. Als sie aber weiter betete, wurde es ihr klar, daß sie den Kindern ihr Essen geben und gleichzeitig die Liebe und das Verständnis anwenden konnte, die sie durch ihr Forschen und ihre Arbeit gefunden hatte. Fast sofort sagte der verletzte Knabe: „Mutter, ich weiß, die Kinder sind hungrig. Versorge sie, ich komme schon zurecht.“ Das war der Wendepunkt; die Mutter fühlte zwar, daß sie die Nacht hindurch weiter wachsam sein mußte; aber der Morgen brachte einen vollständigen Sieg.

Die Christliche Wissenschaft ist eine praktische Religion; sie ist anwendbar und beweisbar. Wenn die Wahrheiten dieser Wissenschaft immer im Bewußtsein tätig sind, verwerfen und vertreiben sie die Unwahrheiten des fleischlichen Sinnes, die Furcht, die Einsamkeit, die Verzagtheit, das Leid, das Elend und die Krankheit, die wie Goliathe erscheinen. Wenn man sich im Denken mit der göttlichen Wirklichkeit befaßt, prägt sie sich als Harmonie des Körpers und der Umgebung aus. Dieses Beweisen eines allerhabenen Gesetzes verherrlicht unsern Vater, das leere Prahlen der Goliathe kommt zum Schweigen, und es herrscht Friede, Harmonie und Sicherheit.

In „Miscellaneous Writings“ gibt uns unsere Führerin die Versicherung (S. 101): „Wenn Gott das All ist und Gott das Gute ist, so folgt daraus, daß alles gut sein muß, und es kann keine andere Macht, kein anderes Gesetz und keine andere Intelligenz bestehen. Auf diesem Beweis beruhen Voraussetzung und Schlußfolgerung in der Wissenschaft und die Tatsachen, die den Augenschein der Sinne widerlegen.“

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