„Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten“ (Joh. 4:24).
Mary Baker Eddy schreibt im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 140): „Wir beten nur dann geistig an, wenn wir aufhören materiell anzubeten. Geistige Frömmigkeit ist die Seele des Christentums. Durch das Mittel der Materie anbeten ist Heidentum. Jüdische und andre Religionsgebräuche sind nur Abbilder und Schatten der wahren Anbetung. ‚Die wahrhaftigen Anbeter werden den Vater anbeten im Geist und in der Wahrheit‘.“
Gott ist der alleinige Schöpfer des Weltalls, und da Er Geist ist, so ist dieses Weltall geistig, ewig, vollkommen, regiert und erhalten von Ihm, dem allgegenwärtigen, allwissenden, allmächtigen Gott und von nichts anderem. Es gibt nichts Wirkliches, das Er nicht geschaffen hat; nichts anderes als Gott und Seine Schöpfung hat Gegenwart oder Macht, Dauer oder Wirklichkeit. Er ist Liebe, Wahrheit, Leben, Gemüt, Geist — alles was gut ist. Und dieser Gott ist es, in dem „wir leben, weben und sind“ (Apg. 17:28), zu dessen Bild und Gleichnis wir geschaffen sind. Die Bibel sagt, wir sind „seines Geschlechts“, und Jesus lehrte uns, zu Ihm als unserem Vater zu beten.
Wenn wir uns dieser Wahrheiten bewußt werden, können wir Gott nicht länger materiell anbeten. Wir haben begonnen einzusehen, daß die Materie unwirklich ist, ein falsches Bild von uns selbst und dem Weltall, ein Bild, das Gott nicht geschaffen hat und welches nicht existiert, da es nicht im göttlichen Gemüt existiert. Dieses Bild, das uns von Ihm zu trennen scheint, wenn wir es in Gedanken festhalten, ist das unwahre Bild, das Bild alles dessen, was vergänglich, böse, trügerisch, schwach, leidend und hilflos ist, also angeblich Eigenschaften besitzt, die Gott nicht kennt, und die Er nicht geschaffen hat. Ebenso wie Sturm, Hagel und Gewitter nicht zu einer schönen Landschaft gehören und kein Teil von ihr sind, so sind Fehler, Irrtümer, Eitelkeiten und Egoismus kein Teil des Gottes-Menschen. Sie scheinen für unseren Blick Gottes Bild und Gleichnis zu verdunkeln, wie Wolken die Sonne verdunkeln, und doch müssen wir verstehen, daß sie unwirklich sind.
Im Lehrbuch zeigt uns Mrs. Eddy den Weg zum rechten Beten. Sie schreibt auf Seite 15: „Um recht zu beten, müssen wir in das Kämmerlein gehen und die Tür schließen. Wir müssen die Lippen schließen und die materiellen Sinne zum Schweigen bringen. In dem stillen Heiligtum ernsten Sehnens müssen wir die Sünde leugnen und die Allheit Gottes geltend machen.“ Auf derselben Seite sagt sie ferner: „Das Kämmerlein versinnbildlicht das Heiligtum des Geistes, dessen Tür den sündigen Sinn ausschließt, aber Wahrheit, Leben und Liebe einläßt.“
Wenn wir, so vorbereitet, Herz und Gemüt zu Ihm erheben, in das „Heiligtum des Geistes“, so erhört Er uns. Gott weiß nichts von Sünde, Lüge, Betrug, Mangel, Krankheit und Leiden. Bei Ihm ist Kraft, Liebe, Wahrheit, Gesundheit, Erfolg, Fülle und Versorgung. All dies ist unser, sobald wir in das „Heiligtum des Geistes“ eingehen, denn unsere wahre Selbstheit, der wirkliche Mensch, ist von Gott geschaffen und spiegelt Ihn wider. Im Gleichnis vom verlorenen Sohn spricht der Vater (Luk. 15:31): „Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles was mein ist, das ist dein.“
Jesus gab uns in dem Gebet, das wir das Gebet des Herrn nennen, eine Richtschnur für rechtes Beten. Ehe die Verfasserin dieses Artikels die Christliche Wissenschaft kannte, fand sie es schwer zu beten: „Dein Wille geschehe.“ Sie hatte die Auffassung, daß sie sich damit einem strengen, harten, lieblosen Willen zu unterwerfen hatte, daß es ein Aufgeben ihrer liebsten Wünsche und Hoffnungen bedeutete, und dies nicht, weil ihre Wünsche schlecht oder unerfüllbar waren, sondern aus erzieherischen Gründen. Mitunter glaubte sie auch, sie sei Gott viel zu fern und unwichtig, als daß Er sie hören könne oder wolle. Durch die Christliche Wissenschaft lernte sie verstehen, daß Sein Wille nur väterliche Liebe und Güte ist, und daß Er besser weiß als sie, was Seinem Kind nottut, daß ihr wahres Selbst immer im Vaterhause ist, beschützt, versorgt, geführt und erhalten.
Wir können Krankheit ebensowenig „wegbeten“ wie Sünde. Wir müssen zu verstehen suchen, daß der vollkommene Gott, der Liebe ist, nichts erschafft, was Unvollkommenheit, Schmerz, Veränderung, Verfall, Alter und Tod zum Ausdruck bringt. Dies alles existiert nur in unserer falschen Vorstellung von einem materiellen Weltall und einem Gott, der dem Zorn, der Rache, der Veränderlichkeit unterworfen ist.
Christus Jesus kam, um Gottes Willen zu tun. Wie hätte er die Kranken heilen können, wenn es Gottes Wille wäre, daß die Menschen krank werden und sterben? Wenn wir beten: „Dein Reich komme“, so denken wir gewiß nicht, daß in diesem Reich Krankheit, Mangel, Sünde, Kampf und Tod herrschen. Auf Seite 16 von Wissenschaft und Gesundheit schreibt Mrs. Eddy: „Nur, wenn wir uns über alle materielle Sinnengebundenheit und Sünde erheben, können wir das vom Himmel stammende Streben und das geistige Bewußtsein erreichen, auf welches in dem Gebet des Herrn hingewiesen wird, und welches die Kranken augenblicklich heilt.“
