Wer hat sich nicht schon einmal nach einem Ort gesehnt, wo er bleiben könnte, nach einer Stätte der Ruhe und der Zuflucht vor dem geschäftigen Treiben der Welt?
Wie ein seiner vielen Spielsachen überdrüssiges kleines Kind sich in die Arme seiner Mutter flüchtet, um friedlich und geborgen zu sein, so wenden sich viele in Zeiten der Not und des Unglücks der Religion zu in der Hoffnung, daß sie ihnen die Lösung für schwierige Probleme zeigen wird. Aber sie finden wenig Trost, wenn sie fortfahren, sich bloß in blindem Glauben an Gott zu klammern.
Die Christliche Wissenschaft bringt den Menschen indessen nicht einen blinden Glauben, sondern ein lebendiges Verständnis von Gott, ein Verständnis, das selbst in den kleinsten Einzelheiten des Lebens beweisbar ist.
Jesus sagte zu seinen Jüngern mit Bezug auf den Christus (Joh. 15:4): „Bleibet in mir, und ich in euch.“ In Christus bleiben heißt an nichts Interesse haben, worin der Christus nicht zum Ausdruck kommt. Dies bedeutet nicht, daß wir uns von der Welt absondern und in die Einsamkeit zurückziehen sollen; es bedeutet vielmehr, daß wir uns in der Welt des ewigen Christus bewußt bleiben müssen.
Denken wir einen Augenblick an einige uns lieb gewordene Gestalten der Bibel, die dies taten: zum Beispiel an Moses, der die Herden Jethros hütete. Er verbrachte sein tägliches Leben fern von menschlichen Gefährten. War Moses aber einsam? Nein! Er hielt sich an den Christus und brachte die christlichen Eigenschaften Liebe, Sanftmut, Erbarmen und Geduld in sein Leben. Er sollte diese Eigenschaften später in großem Maße nötig haben, als Gott ihn berief, die Kinder Israel in das gelobte Land zu führen. Als Joseph dem Schutze seines Vaterhauses und der Obhut eines zärtlich liebenden Vaters entrissen wurde, bekundete er den Christus in Mut, Ehrlichkeit und Vertrauenswürdigkeit. Diese Pflichttreue, die er selbst im Gefängnis zum Ausdruck brachte, wurde reich belohnt: er wurde zum Gebieter über Pharaos Haus und über ganz Ägypten gesetzt.
Die Verfasserin hatte eine Erfahrung, bei der auch sie den ewigen Christus verstehen lernen mußte. Sie arbeitete in einem Büro, wo ihr die Arbeit nicht zusagte und sie auch mit ihren Mitarbeitern nicht übereinstimmen konnte; ihr größtes Verlangen war daher, ihre Stellung zu wechseln. Da es zur Kriegszeit war, schien dies jedoch unter den Umständen unmöglich. Obgleich sie jeden ihr möglichen menschlichen Schritt unternahm, zeigte es sich, daß sie keinen Wechsel vornehmen konnte.
Als sie von ganzem Herzen bei Gott Hilfe suchte, um dieses Problem zu lösen, fühlte sie sich veranlaßt, über folgende Worte im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Mary Baker Eddy nachzudenken (S. 390): „Unsre Unwissenheit über Gott, das göttliche Prinzip, bringt scheinbare Disharmonie hervor, und das richtige Verständnis von Ihm stellt die Harmonie wieder her.“
Sie überlegte, daß Gott ihr doch nicht unbekannt war. Sie war jahrelang gelehrt worden, daß Gott das göttliche Prinzip, die Quelle alles wahren Seins ist, das All in allem, der Geber alles Guten. Wie verhielt es sich aber mit dem richtigen Verständnis von Ihm? Sie wurde daran erinnert, daß der Mensch nach dem Bericht im ersten Kapitel des 1. Buchs Mose zu Gottes Bild und Gleichnis geschaffen ist. Gott richtig verstehen hieß also die christus-ähnlichen Eigenschaften widerspiegeln, durch die der wirkliche Mensch zum Ausdruck kommt.
Tag für Tag suchte sie langmütig, freundlich, geduldig und liebevoll zu sein und nicht zu vergessen, daß alle, mit denen sie in Berührung kam, in Wirklichkeit Gottes Kinder waren. Nach einigen Monaten erkannte sie eines Tages, daß Harmonie an Stelle der Disharmonie getreten war; daß sie jetzt jedem Tag freudig entgegensah; daß sie nicht nur ihre Arbeit liebte, sondern auch alle ihre Mitarbeiter. Als schließlich die Zeit kam, diese Stellung aufzugeben, fiel es ihr schwer, sich von ihren neugefundenen Freunden zu verabschieden.
Wir werden in allen Lebenslagen die sich darbietenden Probleme lösen, wenn wir in Christus bleiben, wenn wir die christlichen Eigenschaften bekunden und sie auch in unseren Mitmenschen sehen. Auf diese Weise finden und fördern wir den Frieden, die Ruhe und die Sicherheit, nach denen wir uns sehnen.
